[Home]
Triesterviertel / Grätzl Tratsch / Protestaktionen Gegen Das Schließen Unserer Postämter /
Österr Apotheker Zeitung Nov11


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







Österreichische Apothekerzeitung -23/65.Jg.- 7.11.2011

MAG. INGRID TREBO

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht

Die Apotheken-Postpartnerschaft    

Den ersten Postpartner unter den Apotheken gibt es seit 2002, mittlerweile sind mehr als 25 Apotheken auch als Poststelle tätig. Erst Ende letzten Jahres wurde das Postgeschäft in der Apotheke durch eine Ergänzung der Apothekenbetriebsordnung auf rechtliche Beine gestellt, nun fragte der Österreichische Apothekerverband bei den Postpartnern nach, ob sich das Geschäft mit der Post auch rechnet.

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Die Apotheken-Postpartnerschaft   
Vom Mobiliar bis zum nötigen Platz   
Anforderungen   
Vor dem Vertragsabschluss…   
Damit das Postgeschäft starten kann   
Arbeiten auf Provisionsbasis   
Erfahrungen   
Glosse   

Die Österreichische Post führt derzeit 1.850 Geschäftsstellen, davon werden 1.117 von Postpartnern betreut, 25 Postpartner sind Apotheken. Die Post nennt ihren Partnern gegenüber einige Vorteile für das Geschäft: „Zusätzliche Ertragschancen durch leistungsorientierte Vergütung, Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Mitbewerb, Neukundengewinnung durch die erhöhte Kundenfrequenz, das erweiterte Serviceangebot erhöht die Zufriedenheit der Kunden, neue und bestehende Kunden werden stärker an das Geschäft gebunden“.

Mag. Christian Munser von der Wirtschaftsabteilung des Österreichischen Apothekerverbandes recherchierte bei der Post nach und führte mit einigen Apotheken-Postpartnern Gespräche, um herauszufinden, wie es mit den betriebswirtschaftlichen Aspekten der Postpartnerschaft aussieht.

Vom Mobiliar bis zum nötigen Platz    

Ein großer Teil der für die Postpartnerschaft notwendigen Einrichtung wird von der Post als Leihgabe kostenlos zur Verfügung gestellt. Darunter fallen ein im Postdesign gestalteter Betreuungsschalter, ein Schild für die Fassade, Acrylwerbesteher, die notwendige Hardware wie Rechner, Bildschirm, Tastatur sowie zusätzlich benötigte Geräte für die Postarbeit wie Drucker, Bondrucker und Labeldrucker. Auch Stempel, Drucksorten, Klebeetiketten, die bedruckt und anstelle von Briefmarken auf den Brief aufgeklebt werden, Behälter, eine Universalwaage, eine Geldlade und wenn notwendig eine Thekenleuchte werden zur Verfügung gestellt. Einbau und Installation übernimmt die Post ebenfalls zu 100%. Zusätzlich notwendige Investitionen wie z.B. Tischlerarbeiten an der Apothekeneinrichtung, Umbaumaßnahmen oder ein extra angeschaffter Tresor werden nicht abgegolten. Wenn der Postpartner einen zusätzlichen Raum, z.B. zur Lagerung der Pakete, anmietet, so sei dies Sache des Postpartners, erklärt Munser. „Die Post empfiehlt 5 bis 6 m² Lagerfläche, nach Erfahrungen der Postpartner werden aber zumindest 10 m² benötigt“, erklärt er.

Entscheidet sich der Postpartner, auf eigene Faust seine Geschäfte als Postpartner zu bewerben, so muss er dafür selbst aufkommen, die Post unterstützt solche Vorhaben nur mit der Erlaubnis, das Logo und den Schriftzug verwenden zu dürfen. Munser macht darauf aufmerksam, dass Apotheken auch in diesem Bereich die Berufsordnung wahren müssen. Die Post wirbt regelmäßig für die Postprodukte, die Kosten dafür trägt sie selbst.

Anforderungen    

Im Postbereich dürfen laut Vertrag keine Apothekenprodukte präsentiert werden, damit das Erscheinungsbild der Post gewahrt bleibt, auch die Dienste eines Konkurrenten der Post dürfen nicht angeboten werden. Der Postpartner muss die gesetzlichen Mindestöffnungszeiten der Post erfüllen, was für Apotheken aber kein Problem darstellt. Munser macht darauf aufmerksam, dass auf die betrieblichen Aufzeichnungen über die Postpartnerschaft nicht vergessen werden dürfe. Dabei gibt er den Tipp, in der Apotheke auf eine vollständige und fortlaufende Aufzeichnung zu achten, um bei einer Betriebsprüfung Schätzungen zu vermeiden.

Die Bankgeschäfte, die mit der Postpartnerschaft übernommen werden, unterliegen der gesetzlichen Aufsichtskontrolle; das Bank-, Post- und Briefgeheimnis muss vom Postpartner und seinen Angestellten eingehalten werden. Munser empfiehlt, in der Poststelle auf jeden Fall eine eigene Kassa zu führen und die beiden Geschäftsbereiche möglichst getrennt zu halten, auch um bei einer Überprüfung nicht Apothekeninformationen weitergeben zu müssen.

Vor dem Vertragsabschluss…    

Vor der Vertragsunterzeichnung sollten Postpartnerinteressenten auf jeden Fall mit dem Steuerberater über ihre Pläne sprechen und den Vertrag genau lesen, rät Munser. Wenn möglich sollte vor der Übernahme einer Postpartnerschaft auch ein Probebetrieb vereinbart werden.

Der Vertrag mit der Post wird auf unbegrenzte Zeit abgeschlossen, eine ordentliche Kündigung mit dreimonatiger Kündigungsfrist ist möglich. Die Kündigung solle, erklärt Munser, auf jeden Fall mit einem eingeschriebenen Brief erfolgen. Bei Vertragsende holt die Post alle Einrichtungsgegenstände und die zur Verfügung gestellten Utensilien ab, auch die EDV-Aufzeichnungen müssen abgegeben werden.

Wenn der Vertrag z.B. aufgrund eines Verkaufs der Apotheke oder bei einem Wechsel des Konzessionärs an den Nachfolger übergeben werden soll, ist die Zustimmung der Post erforderlich.

Durch die größere Menge an Bargeld steigt auch das Risiko, Opfer eines Überfalls zu werden. „Viele Apotheken vergessen aber den Versicherungsschutz zu erweitern“, erklärt Munser. Deshalb empfiehlt er, auch die Versicherung zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Mit einer Erhöhung der jährlichen Prämie im Bereich von ca. 200 Euro müsse gerechnet werden, meint er.

Bei einem eventuellen Rechtsstreit zwischen Postkunde und Post im Einflussbereich des Postpartners muss dieser dem Verfahren beitreten. Die Post kann bei schuldhaftem Verhalten den an Dritte geleisteten Schadenersatz vom Postpartner zurückfordern.

Damit das Postgeschäft starten kann    

Zuerst erfolgt die Einschulung im Schulungscenter der Post. Dort werden der Postpartner selbst und die mit den Postgeschäften betrauten Mitarbeiter zwei Tage lang in einer Basisschulung auf die Postund Bankdienstleistungen vorbereitet. Diese Einschulung ist, so wie die verpflichtenden regelmäßigen Schulungen, kostenlos, allerdings übernimmt die Post nicht die Kosten des Zeitaufwandes. Vor Ort dauert die Einschulung dann ein bis zwei Wochen, bei der ein Coach zur Seite steht.

Eine Hotline und ein Vor-Ort-Service sind kostenlos erreichbar, allerdings gebe es zum Teil Wartezeiten, fasst Munser die Erfahrungen der Postpartner zusammen.

Arbeiten auf Provisionsbasis    

Die Post vergütet die Dienstleistungen der Postpartner mit absatzabhängigen, wertgesicherten Provisionen. Dabei erfolgt die Abrechnung bis spätestens zum Monatsende des Folgemonats auf ein PSK-Geschäftskonto (Anmerkung: Das notwendige BAWAG/PSK Postpartner-Konto ist gebührenfrei). Um sicher zu gehen, dass die Geschäfte ordnungsgemäß durchgeführt werden, überprüfen Postmitarbeiter – teilweise auch unangekündigt – die Arbeit des Postpartners. Ebenso können Mys tery Shopper der Post in Testkäufen die Qualität der Dienstleistungen überprüfen. Wenn alle Qualitätskriterien eingehalten werden oder wenn keine Überprüfung durchgeführt wurde, dann erhält der Postpartner einen Bonus von 3.000 Euro exkl. Ust., bei mangelhaften Dienstleistungen wird die Provision entsprechend einer Kriterienliste gekürzt.

Erfahrungen    

Die Provisionseinnahmen der Postpartnerschaft liegen bei den Apotheken zwischen 10.000 und 30.000 Euro im Jahr, durchschnittlich seien es 15.000 Euro, erklärt Munser. Die Berichte der Postpartner zeigten, dass die für eine Leistung ausbezahlte Provision oft nicht die Kosten für den Zeitaufwand decke. So könne die Annahme eines Nachsendeauftrages bis zu 20 Minuten dauern, die Provision beträgt aber beispielsweise nur 1,1666 Euro. Hingegen sind Routinearbeiten, wie z.B. die Annahme eines Briefes sehr schnell erledigbar und über die Provision gut bezahlt. Wenn eine zusätzliche Hilfskraft Vollzeit benötigt werde, so bedeute das für den Unternehmer durchschnittliche Kosten zwischen 25.000 bis 38.000 Euro, was also letztendlich maximal zu einer schwarzen Null führe, erklärt Munser.

In der Regel bedeute die Postpartnerschaft aus finanzieller Sicht kein ertragreiches Geschäft, es könne unter Umständen auch zu Verlusten kommen. Die erhoffte Umwegrentabilität bleibe meist hinter den Erwartungen zurück. Ob trotzdem eine Postpartnerschaft positiv zu beurteilen sei, liege vielfach an den ursprünglichen Gründen, die nicht immer monetärer Natur sind, z.B. erhoffte zusätzliche Kunden und Ertragssteigerung über die Umwegrentabilität, Verhinderung von Verlusten, wenn das nahegelegene Postamt zusperrt oder einfach ein Imagegewinn, erklärt Munser. Zu bedenken sei auch, dass die Belastung, vor allem zu saisonalen Spitzenzeiten wie Weihnachten, steige. Das könne auch dazu führen, dass das Apothekengeschäft leide. Oftmals fordert das Personal wegen der Mehrbelastung und der neuen Verantwortung eine Überbezahlung, so Munser.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht spricht Vieles gegen die Postpartnerschaft. Auch wenn sogar mit Verlusten zu rechnen ist, können andere Faktoren dennoch dafür sprechen. Im konkreten Fall müsse jede Apotheke die für sie relevante Situation bewerten und eine individuelle Entscheidung treffen, fasst Munser die Ergebnisse der Gespräche zusammen.

Glosse    

Mag. Ingrid Trebo

Die Post bringt allen was, nur mir ganz selten

Die Post bringt allen was, nur mir ganz selten. Obwohl ich in einer Redaktion arbeite und täglich von mindestens 30 Mails überflutet werde, und obwohl alle, die wollen, meine Adresse haben – na gut ich gebe zu, seit ich umgezogen bin habe ich meinem Freundeskreis, den ich sowieso regelmäßig sehe, meine neue Adresse nicht mitgeteilt –, ich bekomme selten was von der Post. Außer die Postkärtchen von Stephan, der einfach gerne Postkarten verschickt so wie andere gerne SMS schreiben.

Aber, das könnte sich ändern. Noch, nein noch bestelle ich eigentlich nichts über das Internet. Aber es ist schon verlockend. Rund herum werden CDs, Kleidung, auch Mikrowelle und dergleichen schon über das Internet bezogen und – natürlich – von der Post geliefert. Na gut, meistens ist es so, dass man das Paket doch selbst abholen muss, es sei denn man lässt es sich in die Arbeit schicken. Neulich habe ich in einem Geschäft einen an der Kassa liegenden Bestellkatalog in meine Tasche gepackt. Am Abend dann saß ich beim Poetry Slam – übrigens ein sehr zu empfehlendes Unterhaltungsprogramm – und da mir in der langen Pause langweilig wurde, habe ich das Heftchen herausgenommen und darin geblättert. Ich war erstaunt, lauter nützliche Produkte waren im Katalog zu sehen, die ich eigentlich auch in der Stadt finden könnte, aber wenn es so einfach geht… ganz ehrlich: ich hatte Lust zu bestellen!

Heute ist Samstag und ich sitze zu Hause, das Internet ist eingeschalten und – es juckt mich! Es wäre schon praktisch, vieles über das Internet besorgen zu können!

Und weil ich so über das Internet und den Versandhandel und die Post nachdenke, ja die Post. Die Post bringt allen was, nur mir schon lange nichts mehr bis gestern ein Kärtchen von Stephan, der zum Glück lieber Kärtchen als SMS versendet, und Werbematerial. Wie schön zu wissen, dass unsere gute alte Post ein börsennotiertes Unternehmen ist und wie sehr es ihr am Herzen liegt, uns mehr Poststellen zu schaffen als früher, nur halt als Postpartner und nicht als Postfiliale. Wie schön, dass es der Post so wichtig ist, dass ich überall meine Post aufgeben kann und sie damit ein gutes Geschäft macht. Ein gutes Geschäft mit der Post, wo ich doch fast keine Post mehr bekomme? Bin ich die einzige, die fast nie etwas von der Post bekommt?

Die Post macht es eigentlich sehr geschickt. Sie sucht sich nette Partner, die ein gutes Verhältnis zu ihren Kunden haben, die sich Zeit nehmen, mit ihnen über ihre Freuden, Sorgen und Nöte zu sprechen, die einfach immer da sind, ob man eine Wurstsemmel, die Zigaretten oder ein Aspirin® benötigt. Und weil diese netten Partner eine Beziehung zu ihren Kunden haben, gibt es auch gegenseitige Erwartungen und weil es gegenseitige Erwartungen gibt und man den Kunden ja eine Freude machen will, übernimmt man die Postpartnerschaft. Nur was das Wort mit einer Partnerschaft zu tun hat, weiß ich jetzt eigentlich nicht mehr, aber egal – es gibt auch sonst eine Menge Beziehungen, die nicht wirklich das Wort »Partnerschaft« verdienen. Nun ist das Geschäft mit dieser Partnerschaft aber nicht besonders einträglich, aber man macht es ja für die Kunden und weil man kein börsennotiertes Unternehmen ist und ja auch Anstand hat und seine Kunden nicht einfach so hängen lässt.

Und wenn man sich dann doch entscheidet, dass das mit der Postpartnerschaft für einen nicht ganz das Richtige gewesen ist, ja dann tut man sich schwer, wieder damit aufzuhören, weil die Kunden, mit denen man manchmal auch per DU ist, täten sich schwer einzusehen, dass es jetzt plötzlich gar keine Poststelle gibt, weder den Postpartner noch die Postfiliale. Der übliche Postpartner denkt sich ja, ja so viel Platz werde ich für die Post nicht brauchen. Den schönen gelben Aufsteller, der gefällt mir, der bringt Sonne ins Geschäft, und dann die paar Packerln. Dafür werfe ich die alten Zeitungen weg, die da im Regal herumliegen, die kann ich jetzt ja auch Online im Online- Archiv lesen, auch wenn es ein bisschen sehr lange dauert, bis sich das PDF öffnet, aber egal, das ist eine andere Geschichte.

Ja also der Platz, das ist kein Problem, denkt sich der Postpartner. Und dann kommt Weihnachten, im Geschäft ist viel los und beim Postschalter eine lange, eine sehr lange Schlange. Nein Glühwein haben wir keinen, sagt der Postpartner, der einmal kurz vors Geschäft geht, um eine Zigarette zu rauchen, das ist nur die Post. Ja und die Pakete, die vielen Pakete, neulich hat der Postpartner auch schon ein paar Bücher weg geworfen, um mehr Platz zu haben und jetzt überlegt er sich, einen Raum für das nicht viel einbringende Geschäft dazu zu mieten, man will die Kunden ja nicht verärgern…

Der börsennotierte Partner, der freut sich, dem geht es gut, denn er hat ja gute Partner, die für ihn die wenig einträgliche Arbeit machen, von der er dann aber doch auch noch mitschneiden kann. Er, der börsennotierte Partner, kümmert sich lieber um zukunfts trächtigere Geschäftsbereiche als die Postgeschäfte, das Bankenwesen z.B., das könnte natürlich schon einträglicher sein für ein börsennotiertes Unternehmen, nicht diese Brieferln. Aber die Post, ja die Post die muss halt auch noch die Post zustellen, wenn das nicht wäre…. Das macht der Post sicher große Bauchschmerzen. Da frage ich mich schon, wie lange es noch dauert, bis die Postler, die mir die Post – es ist nicht viel – nach Hause bringen, auch Selbständige sind, vielleicht freie Dienstnehmer, weil die sind ja besonders geschickt und flink und kosten nicht viel.

Ja die Post bringt allen was, nur sich selbst vermutlich am meisten.