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Der Webersche Fuhrwerkhof - Tarbuk - Terrassenhaus Buchengasse
Wolfgang Slapansky

Beim Supermarkt geht es nach links in die Gasse Zur Spinnerin. Hier entfaltet sich erst die Größe der ehemaligen Abadie-Fabrik und die typische Industrieachitektur. Hier waren neben den Produktionshallen auch Büros, Lagerräume und Pferdestallungen untergebracht, später Autogaragen.

Zu Pferden kommen wir bald wieder, bleiben wir noch bei den Autos. Rechterhand, wo heute ein großer Supermarkt steht, waren bis vor wenigen Jahren die sogenannten Tarbukgründe. Benannt nach der Firma Tarbuk, die hier 1938 eine Reparaturwerkstätte einrichtete, die es heute nicht mehr gibt.

Und vor uns steht wieder ein architektonisch auffälliges Terrassenhaus. Diesmal aus dem Jahr 2008. Mit bunter Fassade, rot, orange, blau, weiß, und markanten kreuz und quer hervorstehenden Veranden. Wir nehmen den Fußweg neben dem Parkplatz des Supermarkts durch die Wohnhausanlage. Das „Terrassenhaus Buchengasse“ bietet nicht nur reinen Wohnraum, es gibt Dachterrassen, Liegewiesen, Spielplätze und Gemüsebeete. In vier Gebäuden sind 250 Wohnungen und ein Kindertagesheim untergebracht. Das Terrassenhaus steht auf den ehemaligen Tarbukgründen, die jedoch noch viel ältere Vorgänger hatten: Die Webergründe. Am Haus Buchengasse 155 gibt eine „Orte erzählen“-Tafel Informationen über den alten Fuhrwerkhof der Familie Weber.

Station 8 mit „Orte erzählen“-Tafel

Der Webersche Fuhrwerkhof

An der Knöllgasse zwischen Quellenstraße und Davidgasse befanden sich bis zum Zweiten Weltkrieg die sogenannten "Webergründe". Auf einem zu diesen Gründen gehörenden Gelände, auf dem heute das vorhin beschriebene bunte Terrassenhaus steht, ließ Karl Weber, der Sohn Leopold Webers, Im Jahr 1903 einen „Fuhrwerkhof“ einrichten, der das (neue) Betriebszentrum seines Fuhrwerkunternehmens darstellte.

Auf den angrenzenden Grundstücken wurden mehrere Wohnhäuser erbaut, die den im Betrieb beschäftigten Kutschern samt ihren Familien Wohnraum boten. In den Stallungen des Großfuhrwerksunternehmens waren vor dem Ersten Weltkrieg etwa 200 Pferde untergebracht. Zuerst für das Fuhrwerksunternehmen, später sind hier unter anderem Fiakerpferde eingestellt gewesen. Daneben gab es einige Kühe, Schweine und Hühner zur Selbstversorgung. Der große wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens konnte dadurch sichergestellt werden, da in der Hauptsache Aufträge für die Gemeinde Wien ausgeführt wurden.

Durch das enge Verhältnis zur Gemeinde war das Unternehmen von konjunkturellen Schwankungen weniger betroffen als andere Fuhrwerksunternehmen. Neben den Schwerfuhrwerken aller Art, die in der Hauptsache für den Transport von Ziegeln und Sand herangezogen wurden, gehörten auch Mist- und Spritzwagen, Fasswagen, Kohlen-, Leiter-, Plateau- und Stückgutwagen zum Fuhrpark des Unternehmens. Schließlich gab es auch die sogenannten "Landauer", die für Ausflugsfahrten gemietet werden konnten.

Die saisonal begrenzte Fuhrwerkstätigkeit, insbesondere im Zusammenhang mit dem Baugewerbe, konnte für viele Beschäftigte des Fuhrwerksunternehmens Weber durch die Ausführung anderer Tätigkeiten ausgedehnt werden, etwa Ausbesserungsarbeiten im landwirtschaftlichen Betrieb, Federnschleissen, Säcke flicken sowie das Führen von Eisblöcken. Hier im früheren Weberviertel gab es lange Zeit die typische Infrastruktur großstädtischen Lebens. Vom Schuster und Schneider über den Friseur und den Tischler bis hin zum Fleischhauer, Greißler, Kohlenhändler, Hufschmied, Uhrmacher oder die Kräutlerin war hier alles vertreten. Dazu kam später auch ein gehöriges Maß an Eigenversorgung: nämlich Grabeland. Wo heute das Terrassenhaus steht, bis hinauf zur Hellerfabrik, waren in der Zwischenzeit kleine Gartenparzellen, auf denen das eigene Gemüse angebaut werden konnte. Das war ein wichtiger Beitrag zur Versorgung der Arbeiterbevölkerung an der Peripherie.

Zuvor, im Zuge der allgemeinen wirtschaftlichen Krise im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg wurde das Fuhrwerksunternehmen erheblich verkleinert. Zudem starb der als Nachfolger vorgesehene Sohn von Karl Weber im Ersten Weltkrieg, der die Umstellung des Betriebes in ein modernes Transportunternehmen vollziehen sollte. Durch die Bautätigkeit in der Zwischenkriegszeit konnten zwar noch Aufträge ausgeführt werden, doch verpasste das Unternehmen den Technologieschub in der Transportwirtschaft. Der Fuhrpark wurde nicht von Pferden auf Lastwagen umgestellt, und so geriet das Unternehmen zunehmend ins wirtschaftliche Hintertreffen. Schließlich wurde der Betrieb im Zweiten Weltkrieg an zwei Firmen, die deutsche Lackfabrik "Glasurit" und die Firma Tarbuk, verkauft.

Nach 1945 wurden die Gründe des ehemaligen Großfuhrwerkers als "deutsches Eigentum" beschlagnahmt und bis 1955 als Militärdepot der Roten Armee benutzt. Schließlich erwarb im Jahr 1956 die Firma "Tarbuk" das gesamte Gelände.