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Die Tschechischen Zuwanderer


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"Wenn von der Geschichte eines Bezirksteils Favoriten die Rede ist, dann ist es unumgänglich, auch auf die Zuwanderer aus Böhmen und Mähren näher einzugehen, die ab dem späten 19. Jahrhundert das Bild Favoritens wesentlich mitprägten. Arbeiterbezirk – das hieß gleichzeitig auch Zuwandererbezirk. Aufgrund der ökonomischen Voraussetzungen und sozialen Möglichkeiten stellte der 10. Bezirk eine bedeutende Anlaufstelle für Zuwanderer aus Böhmen und Mähren dar. Auch hier spricht die nüchterne Statistik eine deutliche Sprache. Bei aller Ungenauigkeit der Volkszählungsmethoden lässt sich doch festhalten, dass um 1900 rund ein Viertel aller in Wien lebenden Tschechen in Favoriten wohnte. Das waren nach den amtlichen Erhebungen in absoluten Zahlen 23 500 Menschen tschechischer Umgangssprache. Wie viele es tatsächlich waren, wenn man den großen Unsicherheitsfaktor der „Fluktuation“ in die Rechnung mit einbeziehen will, lässt sich nur mehr über Schätzungen rekonstruieren. Manche Autoren sprechen in diesem Zusammenhang von einer (wohl etwas zu hoch gegriffenen) Zahl von hunderttausend. Tatsache jedoch ist, dass „im X. Bezirk Favoritens fast in jedem Haus tschechische Nachbarn und Arbeitkollegen“ lebten, dass hier eine ausgeprägte tschechische Infrastruktur vorhanden war. Gastwirtschaften, Lebenmittelgeschäfte, Kreditinstitute und ähnlich für die Nahversorgung in der Großstadt wichtige Adressen waren auf „ihr“ tschechisches Publikum spezialisiert und hatten ihre angestammten Kunden. Die tschechische Schule in der Quellenstraße galt für viele aus den nördlichen Kronländern der Monarchie zugewanderte Kinder als erste Orientierungshilfe in der neuen, fremden Umgebung."

Aus: Wolfgang Slapansky "LEBEN UND ARBEITEN IM TRIESTERVIERTEL - Zur Geschichte eines Bezirksteiles". Favoritner Museumsblätter Nr.18, Wien 1993)