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Liebe KollegInnen, wie im Kurier am 11.1.07 nachzulesen war, wird seitens der Stadt Wien überlegt, Überwachungskameras in "heiklen Bereichen" in Gemeindebauten anzubringen (z.B. im Keller oder Garage um "Mülltourismus" vorzubeugen).

Folgende Fragen/Einwände ergeben sich da aus meiner Sicht:

1. Was soll damit erreicht werden?

Soll "spontanes Fehlverhalten" unterbunden werden, gezielt bestimmte (wenige) Plätze überwacht werden, oder symbolisch ein Zeichen gesetzt werden, dass etwas für die MieterInnen getan wird?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ablagerung von Sperrmüll oder Konflikte im öffentlichen Raum (inklusive durch "Aneignung" von Jugendlichen) verhindert werden können. Denn da müssten ja einige 100 Kameras aufgestellt werden. Da stellen sich dann weitere Fragen wie:

2. Wurde überlegt, welche Konsequenzen, dass auf das Verhalten der MieterInnen hat?

Es ist zu erwarten, dass es zu noch mehr Anfragen von MieterInnen in Bezug auf "Fehlverhalten" von MitbewohnerInnen führen wird. Es würde vermittelt werden, dass "Fehlverhalten" mit Videoüberwachung bekämpft werden könnte. Wer wird diese Anfragen der MieterInnen entgegennehmen? Die ohnehin schon überlasteten Gebietsbetreuungen oder die Wohnhausverwaltung? Diese Nachfragen haben wieder zur Folge, dass je nach Anzahl der Videokameras mindestens mehrere hunderte Stunden Videomaterial jede Woche überprüft werden müssen. Die Sichtung des Materials und die Betreuung der Kameras wird also sehr kostenintensiv sein.

3. Wer soll denn das Video-Material auswerten?

Diese Anfragen der MieterInnen werden dazu führen, dass das Material gesichtet werden muss, auch wenn dann nichts erkennbar ist. Und es wird zur Folge haben, dass immer mehr Kameras gefordert werden. Die "störenden" MitbewohnerInnen werden andere Plätze aufsuchen, wo noch keine Kameras stehen ....

5. Mit wieviel Kosten wird da gerechnet und wer soll das bezahlen?

Werden die MieterInnen zahlen oder der Steuerzahler?

6."Spontanes Fehlverhalten" wird dadurch sicher nicht verhindert. Und Videoüberwachung hat da auch keine präventive Wirkung!

Menschen unter Alkoholeinfluss beispielsweise werden sich von den Kameras kaum beeinflussen lassen. Und die dann festgestellten Delikte werden ja nicht dazu führen, dass die dann nie wieder vorkommen werden, da sie nicht zu dauerhaftem "Wegsperren" der Täter führen kann, oder ist das dann die nächste Konsequenz?

Es ist also nicht zu erwarten, dass Viedeoüberwachung symbolisch Wirkung hat, dass die MieterInnen das Gefühl bekommen, dass etwas getan wird. Im Gegenteil, es ist zu erwarten, dass Erwartungen geweckt werden, mit sicherheitspolitischen Maßnahmen Probleme in den Griff zu bekommen, die eine soziale Natur haben (z.B. zu wenig Platz für Jugendliche, Perspektivenlosigkeit, wachsende Ungleichheiten, Kommunikationsprobleme,...) Diese Erwartungen können so aber nicht erfüllt werden.

Es stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, wenn die Gebietsbetreuungen mehr Personal erhalten, um verstärkt konfliktpräventiv arbeiten zu können. So könnte eher an den Wurzeln der Probleme angesetzt werden und wirksamere Maßnahmen gemeinsam mit den MieterInnen entwickelt werden, die erstens mehr Wirkung haben, zweitens von vielen mitgetragen werden.

Meiner Ansicht nach braucht es eine breitere öffentliche Diskussion zu diesem Thema, um nicht Wege zu beschreiten, die später einmal bereut werden. Diese Diskussion ist sicher auch mit den MieterInnen zu führen, die Überwachung als Mittel zur Lösung sozialer Probleme sehen.

Wenn Sie/ihr Infos zu diesen Fragen haben/habt, wär ich sehr daran interessiert!

DSA Christoph Stoik MA
Master of Community Development
Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit
mobil: +43 664 431 7 431
c.stoik@gmx.at oder christoph.stoik@fh-campuswien.ac.at
http://www.dieloop.at/