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Heller Zuckerwarenfabrik - Wohnpark

Neu und alt haben im Heller-Wohnpark zusammengefunden. In den neu errichteten Wohnblocks, die am früheren Hof der Hellerfabrik errichtet wurden, gibt es 239 Wohnungen und mehrere Geschäfte. Im alten ehemaligen Fabriksgebäude sind Bürolofts eingerichtet. Seit 2011 gibt es hier auch das Pflegewohnhaus Innerfavoriten, in dem rund 250 pflegebedürftige ältere Menschen wohnen.

Die fünf- beziehungsweise sechsgeschossige markante Fassade aus roten Ziegeln am Belgradplatz verweist auf das früher so imposante Industriegebäude. Und auf Kindheitserinnerungen mehrerer Generationen. Mandarine, Marille, Zitrone, Johannisbeere, Himbeere und Ananas. Das wohl bekannteste Produkt aus der umfassenden Palette an Spezialitäten war das von Wilhelm Heller kreierte "Wiener Zuckerl", ein mit Fruchtmark gefülltes Bonbon in der charakteristischen blau-weißen rechteckigen Verpackung, das über Jahrzehnte eine Art Markenzeichen der Firma Heller darstellte.

Erzeugt wird das Wiener Zuckerl bis heute, inzwischen aber von Englhofer. Daneben gehörten Fourrés, Drops, hohle Früchte, Rocks, Malzbonbons, Eibisch-, Rosen- und Sukkusteig sowie Gummibonbons für Apotheken zu den wichtigsten Produkten. Schließlich gilt Heller als Erfinder der Dragees. Nachdem bereits 1895 mit der Erzeugung von Kakao- und Tunkmassen begonnen worden war, folgten wenige Jahre später Schokoladebonbons und Tafelschokolade in verschiedenen Variationen, von einfachen Pralinés bis zu 6 Kronen teuren Likörbonbons. Verschiedene Marmeladen, Fruchtsäfte und Backwaren ergänzten die Produktpalette der Zuckerwarenfabrik. Und nicht zu vergessen – die Schokobananen.

Nicht nur in Österreich waren die Heller Süßwaren begehrt. Viele Jahre lang gab es Heller-Niederlassungen auch in London, Paris und New York. „Export nach allen Weltteilen. Spezialitäten: Bonbons "Delicia", feinste Likör-, Schokolade- und Fondantbonbons, Speiseschokoladen, gefüllte Seidenbonbons, Drops, Wiener Zuckerl, Jams etc. etc“ hat es in einer Zeitungsannonce aus dem frühen 20. Jahrhundert geheißen.

Die Firma Heller wurde im Jahr 1891 von den Brüdern Gustav und Wilhelm Heller gegründet. Begonnen wurde mit der Herstellung von "Zuckerwaren aller Art", wie es damals geheißen hat, in einer Fabrik in der Münzgasse im dritten Bezirk. Als "Zuckerwarenfabrik mit Dampfbetrieb" konnte die Firma bereits wenige Jahre nach der Eröffnung große wirtschaftliche Erfolge verzeichnen. Dampf für die Produktion bezog man damals aus dem nahegelegenen Beatrixbad. Während die meisten Süßwarenerzeuger ihre Produkte noch über offenem Feuer herstellten, kamen bei Heller bereits Vakuumpumpen zum Einsatz.

Von Beginn an war der Betrieb auf die Produktion von Zuckerl und Schokoladespezialitäten konzentriert. Es gab immer mehr Nachfrage, und es musste immer mehr produziert werden. So wurde eine neue, größere und modernere Fabrik errichtet, nämlich hier in der Davidgasse, am Belgradplatz. Eine Informationstafel erinnert daran. 1899 ist die neue Fabrik erbaut worden, 1900 in Betrieb gegangen. Das weithin sichtbare, imposante, viergeschossige Gebäude der "Zuckerwarenfabrik Gustav & Wilhelm Heller" umfasste mehrere Produktionshallen sowie ein Kesselhaus. Eine Reihe von Zubauten im Laufe der folgenden Jahre ergänzten die weitläufige Industrieanlage. So kam etwa 1906 ein in der Mitte des Fabriksareals gelegenes Gebäude dazu, das Platz für Stallungen bot. Schließlich mussten die Zuckerl und Schokoladestücke auch ausgeliefert werden – per Pferdewagen. Zwischen 1910 und 1914 kamen schließlich der Schokoladefabriktrakt, der markante Turmtrakt sowie ein fünfgeschossiges Wohn- und Fabriksgebäude hinzu.

Offensichtlich haben die Heller Zuckerwaren auch dem Kaiser und seinem Anhang sehr geschmeckt. Denn Heller wurde k. und k. Hoflieferant und sogar Kammerlieferant. Innerhalb weniger Jahre wurde die Firma Heller zu einer bedeutenden Exportfirma. Nicht nur die Länder der Monarchie waren Absatzmärkte, sondern auch viele Staaten Europas. Sogar nach Übersee konnten die Zuckerwaren verkauft werden. Die wichtigsten der insgesamt 64 Exportländer waren Serbien, Rumänien, Bulgarien, die Türkei und Ägypten. Durch den enormen Expansionsschub zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Zahl der Beschäftigten des Unternehmens rasch zu. Rund 1400 Arbeiter, die Mehrzahl Frauen, waren mit der Herstellung der Zuckerwaren beschäftigt, wobei trotz vieler Maschinen zu einem Gutteil auch händisch gearbeitet werden musste. Die Arbeit in der Zuckerwarenproduktion war saisonal sehr unterschiedlich. Von Mai bis Dezember lief die Produktion auf Hochtouren, während nach Weihnachten deutlich weniger Aufträge zu verzeichnen waren. Erhebliche Einbußen musste das Unternehmen nach 1918 verzeichnen, da viele der angestammten Märkte in den Ländern der alten Monarchie wegfielen. Dennoch konnte die Firma Heller auch in der Zwischenkriegszeit ihre führende Stellung in der Zuckerwarenproduktion behaupten. Zudem ist ein neues Standbein dazugekommen: Obstkonserven. Die wurden bis in die 1950er Jahre von Heller produziert.

Noch stärker jedoch brachte der Zweite Weltkrieg eine deutliche Zäsur mit sich. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde die jüdische Familie Heller vertrieben und musste in die USA flüchten. Die Fabrik wurde „arisiert“ und von drei Inhabern übernommen. Zahlreiche hochqualifizierte Facharbeiter wurden im Zuge der "Arisierung" des Unternehmens entlassen. Die Produktion blieb in eingeschränkter Form zwar aufrecht, doch war gegen Ende des Krieges aufgrund des akuten Rohstoffmangels so gut wie keine Produktion mehr möglich. Durch Bombentreffer wurde schließlich ein Teil der Fabrik zerstört.

Nach 1945 konnte die Fabrik wieder instand gesetzt und der Betrieb langsam, in improvisierter Form wieder aufgenommen werden. Erst als Zucker und andere Rohstoffe wieder verfügbar waren. Die Familie Heller bekam die Fabrik wieder zurück. Produziert wurde im Heller Gebäude am Belgradplatz bis Ende der 1960er Jahre. 1971 ist das Unternehmen verkauft worden, an Victor Schmidt und Söhne mit Standort in Simmering.

Die Heller-Fabrik ist geschlossen worden, 350 Menschen haben damals ihren Arbeitsplatz verloren. Wegen seiner einzigartigen Architektur als Industriedenkmal steht die Heller Fabrik unter Denkmalschutz.