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Schulheft 135/2009: "Dazugehören oder nicht? - Ein Blick in die Lebenssituation türkischer ÖsterreicherInnen"
Barabara Falkinger, Michael Rittberger

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Phönix: Ein Nachhilfeinstitut mit mehreren Gesichtern   
Diskussion   

Phönix: Ein Nachhilfeinstitut mit mehreren Gesichtern    

Begonnen hat unsere Recherche nach einer Diskussion mit den verschiedenen Stimmen der Redaktionsmitglieder über das Nachhilfeinstitut Phönix:

„Richtig erfrischend ist die Präsentation der Phönix Leute gewesen – als diese im Rahmen der Kinderuni ihr Programm vorstellten: Forschendes Lernen mit Spaß und Aktion.“ „Das ist ja ein konservativer, islamistischer Verein, der vorgibt, Nachhilfe zu geben.“
„Ein Verein, der sich neben Nachhilfetätigkeiten auch der Freizeitgestaltung türkischer Jugendlicher annimmt. Natürlich ist auch die Suche nach religiöser Identität dabei Thema.“
„Phönix kooperiert mit der Stadt Wien….ja, ich hab fast geglaubt, dass es ein rotes Integrationsangebot sei.“

Diese kontroversen Meinungen machten uns neugierig, sodass wir zu recherchieren begannen: Dazu interviewten wir einige Personen, die in einem Nahverhältnis zu Phönix stehen bzw. standen, Leistungen von Phönix in Anspruch nahmen oder selbst bei Phönix arbeiteten. Sie alle kennen Phönix als Nachhilfeinstitut, das mehrere Standorte in Wien hat.
Phönix ist eine Organisation, die von den Eltern der türkischen ersten und zum Teil auch zweiten Generation positiv gesehen wird, einerseits weil es eine Organisation sei, die den Kindern ihre türkische Kultur zu vermitteln versucht und andererseits, weil sie eine religiöse Erziehung bietet, die ihre Kinder oder sie selbst zu „besseren“ Menschen heranwachsen lassen soll.

Zur Geschichte und Organisation des Phönix Instituts:
Phönix ist ein Verein, der in vielen Ländern der Erde vertreten und dem Orden „Nurcular – die Erleuchteten/Menschen des Lichts“ zugetan ist. Deren Gründer Fetullah Gülen der in den USA lebt und in der Türkei Einreiseverbot hat, ist für die Nurcular Bewegung eine charismatische Identität stiftende Person mit einem umstrittenen Lebenslauf.
Die ersten Vereine gründeten Wohngemeinschaften für türkische StudentInnen, wo neben der Nachhilfetätigkeit auch regelmäßige Diskussionsrunden zu religiösen Themen stattfanden. Die Religionsausübung des Vereins folgt eigenen Regeln: So wird etwa Rauchen als Ausdruck von Sucht nicht toleriert. Dieses Gebot wird vor allem von KonvertitInnen streng ausgelegt. Phönix verlangt zwar nicht ausdrücklich, dass Frauen sich bedecken müssen, aber die nicht „Bedeckte“ wurde gekündigt und durch eine Kopftuchträgerin ersetzt. Phönix sagt, dass Kinder gebildet und nicht nur religiös sein sollen und doch steht Phönix, wie schon erwähnt, in enger Kooperation mit dem Orden Nurcular. Der Verein gibt eine Zeitschrift heraus, die unter Phönixleuten weit verbreitet ist. Sie wird meist nicht in der Schule und auch nicht in der Nachmittagsbetreuung, sehr wohl aber bei Freizeitveranstaltungen, wie gemeinsamen Wochenenden und Ferien angeboten. Hier werden auch religiöse Werke in türkischer Sprache mit vielen osmanischen, persischen und arabischen Wörtern gelesen. Die Eltern wissen das sehr wohl. Manche Eltern können zwar oft mit den Begriffen oder Buchtiteln, die gelesen werden, nicht viel anfangen, aber sie wissen, dass ihre Kinder an Lesewettbewerben in Persisch oder Arabisch mitmachen.

Seit Herbst 2007 gibt es auch ein Gymnasium im 10.Bezirk. Es präsentiert sich säkular, aber mit Vermittlung muslimischer Kultur. Die LehrerInnen erhalten auch Bücherempfehlungen von in der Türkei gedruckten Werken, die einem eigenen Muttersprachen-Lehrplan folgen, der viel umfangreicher ist als die Ergänzungen für muttersprachlichen Zusatzunterricht, die im österreichischen Lehrplan angeführt sind. Viele Eltern schicken ihre Kinder auch deshalb in das Gymnasium des Vereins Phönix, weil diese Einrichtung von türkischen Leuten gegründet wurde. Deshalb wird wohl auch ein türkischer Botschafter bei der Eröffnung dieser Schule dabei gewesen sein.
Das Phönix Gymnasium legt großen Wert auf Professionalität, was den Lehrkörper betrifft, in der Nachmittagsbetreuung und auch bei mehrtägigen Schulveranstaltungen werden allerdings nicht ausgebildete BetreuerInnen, StudentInnen,...beigestellt, die die kulturelle, religiöse Richtigkeit sicherstellen sollen. Beobachtungen zufolge verändert die Nähe zum Verein Phönix auch den Lebensstil von Frauen der ersten Generation: Oft wurden sie erst durch den Kontakt zu Phönix durch die eigenen Kinder in ihren Integrationsbestrebungen verunsichert. Sie wurden ängstlicher, unterwürfiger, die einen zu Kopftuchträgerinnen, andere brachen Kontakte zu nicht religiösen TürkInnen und ÖsterreicherInnen ab…..

Resümee

Prinzipiell scheint sich die Schule nicht wesentlich von anderen religiösen Privatschulen zu unterscheiden. Sie ist nicht fundamentalistischer als katholische, evangelische, jüdische Schulen in Österreich. In all diesen Schulen steht die religiöse Werteerziehung im Mittelpunkt. Dies betrifft ebenso die Nachmittagsbetreuung, das Halbinternat und die Freizeitangebote. Welche Schäden die Verknüpfung von Religion und Pädagogik anrichten können findet man in vielen literarischen Beispielen (Thomas Bernhard, Elias Canetti, Gracia Deledda, Philip Roth,….) Wir sind der Meinung, dass religiöse Erziehung und Schule nichts miteinander zu tun haben und deshalb getrennt werden müssen.
Es gibt ethische Grundhaltungen außerhalb von Religionsgemeinschaften.

http://www.schulheft.at (Hervorhebungen durch FritzEndl)

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