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Dialog Mit Franz Nahrada


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Thomas: Wir trafen uns das erste Mal am 12.6.2008 im LernCafe in der Jedleseerstrasse. Ausgehend von meiner medialen Verfolgung von FrithjofBergmann beschlossen wir, eine öffentliche Diskussion rund um die Fragen der Neuen Arbeit zu starten.


1

Thomas:

Ursprünglich wollte ich hier eine Strukturierung unseres Cyberschachs vorschlagen aber beim Versuch an dieser zu basteln wurde mir wieder mal klar, wie schwierig es ist, das Thema Neue Arbeit in ein Schema zu pressen.

Deshalb denke ich es ist besser dort weiterzumachen, wo wir bei unserem Treffen im LernCafe aufgehört haben.

Letzte Woche haben wir begonnen darüber zu reden:

Wie zeigt man den die Vielfalt der verschiedenen Initiativen im Zusammenhang mit Neuer Arbeit, und was wäre denn für so ein Unterfangen eine gute Form? Also die Frage nach der Schnittstelle und Interaktion zu den Interessierten und zu Akteuren. Ich hinterfrage, ob unzählige Initiativen, an weit verstreuten Ecken angesiedelt, ausreichen, um eine kulturelle Bewegung, wie sie Frithjof Bergmann vorschwebt in Gang zu bringen.

Frithjof meinte dazu, seine Neue Arbeit könnte ein wenig so funktionieren wie der Feminismus. Es liegt eine gewisse Stärke in der Breite und im geringen Definitionsgrad. Die Bewegung entsteht so subkutan, im kleinen privaten, intimen genauso, wie in den Parlamenten bei der Abstimmung über Arbeitsgesetze.

Aber braucht es für einen umfassenden Wandel der Gesellschaft nicht doch mehr? Würden aussagekräftige Bilder direkt in den Köpfen der Leute nicht mehr und schneller bewegen. Mir fällt dazu ein, das einige wenige Kultfilme für ganze Generationen zur Handlungsanleitung herangewachsen sind. Hier ein zeitgemäßes Äquivalent zu finden wäre doch was?!

Ich denke da an eine emergent wachsende Sammlung an Videos, Bildern Anekdoten, die den Theorien vom Wandel Sichtbarkeit verschaffen: fließende nicht textdominierte Statements zur Neuen Arbeit und damit einhergehenden Themen. Vielleicht ein Wiki mit viel Gefühl und Sinnlichkeit.

Auch wenn ich die Freiheit über die Form offen nachdenken zu können sehr anregend finde, würde ich gerne Schritt für Schritt zu etwas konkreterem kommen.

Meine Frage daher hält Franz Nahrada mehr Sichtbarmachung und Greifbarkeit überhaupt für notwendig? Und wenn ja, wie könnte soetwas sinnvoll gehen?

Wichtig scheint mir auch die Frage, wie viel Öffentlichkeit so ein Prozess braucht, wie viel Quote, wie viel qualitative Breite braucht ein Umdenken dieser Größenordnung?


FranzNahrada

Ich finde diese Anregung und die Zielrichtung total in Ordnung, nicht zuletzt weil ich selber genau nach diesen Prämissen arbeite. Als wir das GIVE Labor gegründet haben meinte ich nicht nur dass die schreckliche Verirrung der amerikanischen Suburbia sehr stark auf filmischer Beeinflussung des Massenbewusstseins passiert (der Haushalt mit Garage als Kulisse), sondern auch - hier - , dass multimediale Kommunikationsformen eine immer wichtigere Rolle bei der Realisation von positiven sozialen Innovationen einnehmen werden, und ich wollte dass GIVE auch jeden praktischen Erfolg und Misserfolg öffentlich dokumentiert. Das haben wir 1998 schon mit dem Mljet-Film gemacht, von dem ich hoffentlich bald eine digitale Version ins Netz stellen kann, und ich hätte gerne auch noch viel mehr dokumentiertes Material aus den Global Village veranstaltungen digitalisiert wenn ich die Zeit, die Leute und die Mittel gehabt hätte. Wichtig war der Kirchbach - Film "Die Video-Brücke"für den ich mich persönlich sehr engagiert habe und ich denke dass wir jetzt am Beginn eines gewaltigen Repository nicht primär textorientierter Botschaften stehen, weil wir mit der VideoBridge die Aufzeichnung und die asynchrone Verfügbarkeit von Kommunikation zum Prinzip machen.

Ich habe auch dahingehend auf Frithjof einzuwirken versucht, ihn davon zu überzeugen versucht, dass sein Auftritte als Verkünder der neuen Heilslehre vom Fabrikator missverstanden werden, weil sie möglicherweise die falschen Leute begeistern und mit vagen, fehlinterpretierbaren Informationen arbeiten. Stattdessen müsste ein intensiver Dokumentationsstrom von den lokalen Gruppen der Neuen Arbeit selbst ausgehen. Es ist vielleicht dann nicht mehr so einfach, die Neue Arbeit als eine grosse und homogene Bewegung darzustellen, aber in meinen Augen hat dieser ehrliche Weg - der auch deutlich macht was wir alles noch nicht sind, haben, können, wissen, langfristig die besseren Karten.

Als positives Beispiel möchte ich Marcin Jakubovskis multimediales Blog anführen: http://openfarmtech.org/weblog - hier ist es praktisch möglich, Neue Arbeit jeden Tag live mitzuerleben.


2

Thomas:

ich bin mittlerweile hier in tuore über dem trasimenersee ziemlich abgeschieden zwischen oliven und ziegen.

die groessten technischen errungenschaften auf dem huegel wo ich 2 wochen in klausur bin sind ein einhalb meter hoher elektrozaun gegen getier das die pflanzen hier abfressen koennte und eine biologische abwasseranlage die frischwasser aufbereitet.

ich stelle auch fest, dass das eher abgeschnittensein von der informationsmaschine internet mich mehr stresst denn mir erholung bereitet.

der konnex zum thema ist dass man einfach nicht vergessen darf wie zahlreich die loecher im netz noch sind auch in der sogenannten first world.

zurueck zur arbeit:

ich freue mich sehr das franz nahrada das multimediale schaetzt. es gibt in blogdominierten kreisen massive vorbehalte gegen den bilderwildwuchs und bandbreiten fressende videoflut.

wie unmoeglich es aber ist das noch aufzuhalten sieht man am megaerfolg von plattformen wie you tube - und die vereinfachung der technologie laesst erahnen was da noch abgehen wird wenn schliesslich jeder hobbyjaeger seinen letzten fang mit einer videobotschaft veroeffentlicht.

zur kritik an der fabrikator geschichte weiss ich dass frithjof sie selbst nur als symbol sieht wichtig um zu interessieren waehrend neil gershenfeld wirklich an eine neue weltordnung mit fabrikatoren glaubt. aber ich gebe franz nahrada recht das es gefahren birgt wenn die bilder weil allzu griffig angreifbar werden.

frithjof ist aber mittlerweile sehr ueberzeugt das es neue mittel einzusetzen gilt und er sprach von einer multimedialen offensive. mir hat auch dein ausdruck (franz) gut gefallen: "die neue arbeit braucht einen relaunch."

auch technisch sehe ich die zeit dazu laengst gekommen. sehr populaer ist derzeit das flv format auf flash basierend, sehr pflegeleicht, ob es im open source was aehnlich praktikables gibt, weiss ich nicht, wuerd mich aber sehr interessieren.

mit welchen codecs etc. auch immer- ich denke mediale arbeit an der "neuen arbeit" sollte in eine bestimmte form gegossen werden. ein visuelles versmass, kurz, praegnant, das in form und aufwand (zeit) moeglichst ueberzeugend rueberkommt.

deswegen versteh ich unter "intensivem Dokumentationsstrom von den lokalen Gruppen" etwas das schon komprimiert und redaktionell gut betreut im info verkehr landet.

dann erkennt man auch eher die homogene Bewegung wieder. ein ziel koennte es sein gewisse standards zu definieren die solche berichte erfuellen sollten.

zur video bridge faellt mir ein das mir das live format sehr entspricht. ich habe mal fuer die oesterreichische fernsehfabrik orf gearbeitet, und wenn ich auch froh bin nur mehr teilweise an dieser tv verwaltungs institution anzustreifen, so hab ich dort die unmittelbarkeit von live uebertragungen, das potential und die kraft sehr schaetzen gelernt.


FranzNahrada:

Hallo Thomas, leider hab ich die Schönheiten des Trasimenersees und Umbriens im Allgemeinen nur in einer etwas bizarren Erinnerung, wir kamen an einem Ostertag aus Rom und fanden nichts zum Schlafen, bis wir...(aber diese Geschichte erzähl ich Dir mal privat).

Tja, das mit den Löchern im Netz war auch das Thema der Europäischen Breitbandkonferenz letztes Jahr. Dort durfte ich ein Einleitungsreferat halten, Tenor der Konferenz war dass es tatsächlich viele dieser Löcher im ländlichen Raum gibt und in dieser Hinsicht dem liberalisierten Telekom-Markt auch weitgehendes Versagen vorgeworfen wurde.

Als ein Follow Up dieser Konferenz wurde jetzt eine Datenbank und ein Portal angelegt, und VideoBridge wurde bereits offiziell als interessantes Projekt anerkannt!

http://www.broadband-europe.eu/Pages/ProjectDetail.aspx?ItemID=31

Natürlich gibts da noch viel zu schnitzen! Soviel, dass ich diese Ankündigung auch noch nicht weit rausgelassen habe.

Wir haben uns mit dem VideoBridge Projekt viel vorgenommen, wollen ein Kompetenzzentrum in Kirchbach schaffen, einen Verband der Zugangs- und Lernorte, wollen damit auch neue Dimensionen der Zusammenarbeit zwischen bis dato getrenntebn Organisationen und Institutionen schaffen - aber benötigen dringend mitkämpfer im Team.

Natürlich bin ich nicht für eine "Informationsflut", sondern, um im Bild zu bleiben, für ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, durch das jedes Dorf auch Zugang zur Quelle hat. Information soll kein Handelsartikel sein, sondern eine von allen gemeinsam gepflegte Infrastruktur, eine Kulturleistung.

Die Spirale der kommerziellen Heilserwartungen hat sich längst weitergedreht, von "You Tube" sind wir bei "UStream" angelangt, wahrscheinlich morgen mit 10 Konkurrenten, und kein Mensch kann die daraus entstehende Komplexität auch nur mehr annähernd vernünftigerweise in sein Handlungssystem integrieren. Von den 10 Konkurrenten werden 9 pleite gehen und enormer Reichtum und menschliche Schaffenskraft werden verbraten sein.

Ich möchte Dich bitten uns behilflich zu sein bei der Suche nach einer OpenSource Alternative zu flash video. Wir wollen eine solide technologische Basis aufbauen, um mit preisgünstiger Hardware broadcasten zu können. Dazu schick ich Dir ein separates Mail. Auch würde ich Dich gerne als Mitgestalter an einem globalen Live Broadcast Vorhaben gewinnen.