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Tage Der Utopie /
26-4-2007


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Peripherie als Hoffnungsträger?
Berichte aus Zukunft und Gegenwart des ländlichen Raums
  • Vortrag: Donnerstag, 26. April, 19:00 Uhr
  • Dialog: Freitag, 27. April, 9:00 - 12:30
Ankündigungstext
»Wirklichkeit nach der neuen Auffassung ist nicht ›Realität‹ - Realität als das, was sich aus Dingen zusammensetzt -, Wirklichkeit ist Potenzialität«, sagt der Physiker Hans-Peter Dürr. Man kann dies ausdehnen: auch kulturelle, wirtschaftliche und soziale Wirklichkeiten werden wesentlich bestimmt von dem, was in ihnen an Möglichkeiten gesehen wird. Manche sehen für die ländliche Peripherie wenig Möglichkeiten. Also auch keine Wirklichkeit?

Caminada und Perger behaupten, dass dies vor allem an der Wahrnehmung liegt. Unsere Bildung schult eine Wahrnehmung, die unempfindlich ist für das, was Orte, Umgebungen, Interaktionen mit der Natur und existentiell vernetzte Gemeinschaften bieten können. »Wir müssen deshalb unsere Sinne neu schärfen. Dies ist die Grundlage für neue Ideen, was in der Vielfalt der Regionen zukünftig möglich ist.«

Gion A. Caminada, Architekt und Dozent an der ETH Zürich ist einer der Hauptvertreter der aktuellen Schweizer Baukultur und genießt international hohes Ansehen. Seit etwa zehn Jahren setzt er sich mit seinem Heimatort Vrin, einem hochgelegenen Bergdorf in Graubünden, auseinander, wo er nicht nur als Architekt und Dorfplaner fungiert, sondern auch auf politischer Ebene tätig war.

Josef Perger, Dozent an der Universität Innsbruck, aufgewachsen als Kind von Bauern in Oberösterreich, habilitierte sich im Bereich zeitgenössischer Theorien des Wissens. Er arbeitet in der Lehre sowie an Ausbildungs- und Gestaltungsprojekten im Grenzland zwischen Italien, Schweiz und Österreich.


Mitschrift 26.4.2007

Gion A.Caminada, Architekt und Dozent an der ETH Zürich Josef Perger, Dozent an der Universität Innsbruck


Im KB5 Landtagsabgeordneter Ing. Josef Ober

Gion Caminada Architekt aus Vrin , Bergdorf in Graubünden, 1400 M hoch, "entwickelt aus diesem Ort heraus seine Architektur", Häuser gebaut dem Wind und dem Schnee standzuhalten.

Kooperation, auch Kooperation des alten und des Neuen"

9 Thesen für die Stärkung der Peripherie

Das Talent eines Ortes erkennen - und nicht sich anpassen...oder wie "Hubschrauberabwurfhäuser" von Frank Gehry Einheitsware hervorbringen.

"unsere Bildung schult eine Wahrnehmung die Unempfindlich ist für das was Orte aus sich heraus entwickeln können"...in den 90 er Jahren Theorie der endogenen Regionalentwicklung -es bedarf aber oft auch des Anstoßes von außen

Musik: Magaly Imper und Garth Knox "Utopische Tänze" ...


Josef Perger

Was für den Architekten Bausteine sind, sind für uns Wörter...literarische oder wissenschaftliche Wörter...genau in der Einmaligkeit oder exakt in der Gesetzmäßigkeit....habe zu erfassen versucht was literarische Genauigkeit und was wissenschaftliche Präzosion genau bedeutet...

es gibt jenseits der beiden noch eine dritte Welt, die Welt dessen der mit Sinnen wahrnimmt, um diese Welt zu begreifen, umzugestalten, dieses Gestalten geschieht in einem kontinuierlichen Ringen um das Wien...dieses Ringen ist seit 200 Jahren vom Rest der Kultur abgelöst, still und leise geworden, Wissen im Bereich zum Beispiel der Handwerke

Holz verlangt Nähe zum Material, eine anspruchsvolle Haltung zum Material verlangt es, in den Wald zu gehen. (Flaimstal, wo das Material für Instrumente herkommt) - "Dem Holz den Klang ansehen" "die Plätze kennen" "Holz 30 Jahre lagern damit es besonderen Klang entwickelt".

Uns fehlt die Wahrnehmung des Einmaligen. Wir habene dafür ein Höchstmaß an Beweglichkeit, wir haben zugang zu allem Möglichen, aber eben doch nur zu Dingen die es überall gibt, und denen Besonderheit und Unverwechselbarkeit verloren gegangen ist...Zum Beispiel Klaviere: wir beginnen den Verlust zu begreifen.

Wege aus diesem Verlust heraus zeichnen sich noch schwer ab. "Wieder an der Wahrnehmung arbeiten".

Ein Ausflug in die Geschichte...Alexander der Große hat riesigen Kulturraum aufgespannt, koiné war gemeinsame Sprache wie heute Englisch. Alexandria, das Zentrum, hier entsteht durch den weiten Kulturraum bei den Kaufleuten auch großer Reichtum. Das riesige Staatsgebilde bringt auch die Ungewißheit und Unsicherheit über das Morgen mit sich...Philosophische Schulen (Stoiker, Skeptiker, Epikuräer, Kyniker,...) versuchen sich mit dieser Tatsache auseinanderzusetzen.

Das Offenhalten von Möglichkeiten, der jederzeitig mögliche Luxus versklaven die Menschen. Geschichte von Diogenes, der einen anderen Lebensentwurf lebt. Alexander der Große besucht ihn und bietet ihm ein Geschenk an..."Geh mir aus der Sonne"...eine starke Geschichte, die unvergessen blieb und von jeder Zeit anders gelesen wird...eine Lesart wird angeboten, in der das Einfache und Naheliegende auch als Wahrnehmung des Wichtigsten und Wertvollen kultiviert wird (prosoché = Wachheit).

"Man muß das nach Ansicht der Stoiker ein Leben lang üben".

Gegenüberstellung zu wissenschaftlicher Wahrnehmung: Oft geschieht Erkenntnis jenseits des Zählens, Messens, Wägens, durch besondere Wahrnehmung. Eben auch an Beispielen und Orten.

Gion A.Caminada

hier einmal provisorisch der Arbogaster Zusammenschnitt des Vortrags von Gion Caminada:

richtet einen besonderen Gruß an die Peripherie.

Beispiel von Dörfern in der Sulselva

vor einigen Jahren sagte man: es braucht 500 Leuten damit ein Dorf funktioniert, man konnte auch aufzeigen dass es mit 300 funktioniert.

Viele Dörfer werden in Zukuft diese Größe nicht haben. Man spricht viel von Fusionen, aber das ist rein wirtschaftlich gedacht und bring oft nicht wirklich effizienz.

Grenzwn zwischen Dörfern abbauen. Kein Platz für Nostalgie und die Übernahme schematischer Konzepte.

Hauptproblem zunehmende Abwanderung. Man versucht entgegenzuwirken, mit herkömmlichen Konzepten wie Zweitwohnungsanlagen, Tourismuskonzepten --> Gefahr der Zersiedlung.

Flucht nach Vorne = Schamlose Gleichgültigkeit gegenüber der eigentlichen Problematik. Es werden keine Ziele definiert.

In den siebziger Jahren flossen die Subventionen und Transferleistungen, aber heute wandern die Leute wieder ab.

Wahrnehmung gefragt. klassische Ökonomie sieht wenig Möglichkeiten. Wir brauchen mehr Bildung unserer Wahrnehmung. Wir werden aber heute nur für "Neues", "quantitative Aussagen", "Wirtschaft" erzogen. Es werden nicht viele Perspektiven in einem Ganzen gesucht, sondern die einzig richtige Perspektive...Fehlender Raum für Erfahrungen (zwischen Natur und Mensch) und Zielfindung.

Ordnende Kraft muss in Kraft gesetzt werden: Kultur, die sich wieder um das Gemeinwesen kümmert...seit Kultur nicht mehr selbstverständlich ist, muß sie wieder ein Produkt der Erfahrungen sein....der Raum für Erfahrungen ist aber rar geworden, erste Forderung muss also sein diesen Raum herzustellen.

Die Alpine Brache wird als Zone des Niedergangs bezeichnet, es gibt Vorschläge die sich dieser Herausforderung stellen...(Auseinandersetzung mit Studio Basel***)

Stichworte

    1. Ruraler Kontext
    2. Autarkie in einem offenen Netzwerk
  • Innere Qualität: Bezugsfelder werden zuerst nach innen stark gemacht und dann werden sie nach außen aufgespannt.
  • Möglichst viele Perspektiven in einem überschaubarem Raum in Balance gebracht.
Skizzen zur Bebilderung: 1. "klassische Autarkie", 2. "Alpines Ressort/Tourismus" 3. "Autarkie in einem offenen Netzwerk"

"Nur in einem Ort wo man sich länger aufhält kann man überhaupt Erfahrungen machen"

Nirgends ist wer überall ist (SENECA)


Vrin ... da gibt es einen Bauer...Stefan hat einen selbstverständlichen Bezug zur Landschaft...er ist der lokale Wetterprophet..."Schönheit aus dem Hier und Jetzt"...das kann man weder kaufen noch konsumieren...

Differenz zwischen Globalisierung und Kosmopolitismus

Beispiele aus der Architektur und aus der Raumplanung...

wie werden Projekte realisiert: widerstreit von Wahrnehmung, Diskurs, Idee

  • sinnliche Wahrnehmung
  • strukturelle Wahrnehmung
  • virtuelle Wahrnehmung (das unausgesprochene, den Raum der Möglichkeiten)
Diskurs

Idee sollte nicht etwas subjektives sein, sondern zielorientiertes eigenständiges Urteil.

Beispiel: Bau eines Aufbahrungsraumes (Totenstube)

Problem: Verdrängung des Todes

Diskurs: "was kann man da sonst noch machen". eine Provokation. nicht ein Gebäude bauen das für den Tod bestimmt ist, sondern vor allem für das Leben.

Aus dem Diskurs heraus entsteht die Idee. Trauern außerhalb des Friedhofs. Ein Gebäude zwischen profan und sakral.


Idee---worauf stützt sie sich? ist sie Produkt eines ganz bestimmten Ortes, nicht transportierbar?

Der Kern der Differenz wird nur stark, wenn es auch ein gewisses Quantum von Gleichem gibt...

Konstanten eines Ortes: "Zusammengesetzt, auf etwas berugen, harmonieren"...Klima, Ressourcen, Topographie...man kann sie ignorieren oder aus ihnen neue Qualitäten eines Ortes entwickeln. "Kontrast darf niemals Programm der Architektur sein, muss vielmehr aus einer selbstverständlichkeit entstehen...

Beispiel: Telefonkabine. Die Swisscom wollte Blechkiste hinstellen....wir haben gesagt vielleicht bringen wir eine schönere zusammen...lokale Wertschöpfung

Wert der Wiederholung

Beispiel Ställe

Beispiel Turnhalle

Beispiel Raumplanung

Kulturlandschaft: Jede Straßenböschung muß ein Stück Kulturlandschaft sein....

Nur wer weiß wie die Welt funktioniert kann im Lokalen richtig bauen...

Schwierigkeiten zwischen den Kulturen als etwas positives auffassen

Alle Innovationen kamen aus der Peripherie

"Dass Kerngeschäft von Europa ist das Lokale" (Muschg).

berührt schnell noch einige Themen

  • Tourismus
  • neue Konzepte für Alter
  • Beispiel Mädchenschule Nestmetapher