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Diese Seite dient der Dokumentation eines email - Diskussionsstranges. Startet am 5.4. mit einer mail von Franz Nahrada an Dr. Bühler und mehrere mit angeschriebene (das war ursprünglich nicht vogesehen, wurde zuvor noch konsensiert)

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Franz Nahrada, 5.4.2017   
Hermann Bühler, 6.4.2017   

Franz Nahrada, 5.4.2017    

Sehr geehrter Herr Dr. Bühler,

Danke für Ihre ausführliche und sehr positive Antwort !

ich inkludiere ein paar unmittelbar Beteiligte und einige wahrscheinlich an der Sache interessierte.
Zum Hintergrund: Dr. Bühler und ich führten ein knappes Gespräch beim CMG Frühlingsfest, ich hab proforma eine mail geschrieben und bin jetzt sehr positiv überrascht über den Response....

Buehler Hermann <Hermann.Buehler@buehler.at> schreibt:

(....)

Betreffend Anwendungen sehe ich die Fantasie noch lange nicht erschöpft.

Was für mich das naheliegendste ist, dass alles was im LAN genutzt wird auch auf weite Distanz im WAN genutzt werden kann, indem man LANs über verschlüsselte Tunnel vernetzt.
Das ist alles Standard schon längst erfunden und sehr produktiv. Internet für Nutzer (= bidirektional) nicht nur Internet für Konsumenten (= fernsehen, musikhören, videoschaun, surfen).

Das zu tun verhindert, dass bislang ausreichende Uplink-Bandbreiten von einigen 10Mbit/s sehr teuer sind und eigentlich erst seit LTE vernünftig bepreist sind.
Vorausgesetzt man ist nahe genug an der Basisstation und der einzige Nutzer.
Glasfaser bietet genau das, dass man idR symmetrische Bandbreiten mit hohen Volumina zu akzeptablen Preisen bekommen kann.

Die für mich total naheligende Anwendung wäre:
Alles was man lokal tut auch remote und zwar OHNE über die Performance nachdenken zu müssen.
Speicher, Backups machen, Drucken, Kameras in HD anzeigen, Displays mit Medien ruckelfrei ansteuern, und und und
Solche Anwendungen sind mir eine ganze Reihe bekannt und wir nutzen sie auch selber und bei unseren Kunden.
Darüber kann ich gerne weiteres erzählen.
Eigentlich sehr trivial.

Wir können auch gerne einmal zum Thema telefonieren, wenn sie möchten. Habe aber leider von Ihnen keine Handynummer.

Viele Grüße

Hermann Bühler

Genau:

Wir haben mit dem Bürgermeister von St. Martin schon vor Jahren drüber diskutiert, dass es möglich sein müsste, "Gemeinschaftslizenzen" von Software zu erwerben und damit alle Bürger einer Gemeinde oder alle User eines lokalen Glasfaserservices oder alle Abonnenten im Hochgeschwindigkeitsbversorgungsgebiet (WAN) zu versorgen. Plötzlich wird es wieder interessant, sich darum zu kümmern, wie weit und durch welche Nadelöhre Daten reisen müssen ! Auf lokaler oder regionaler Ebene sind Agreements besser auszuhandeln, Provider sind besser zu kontrollieren, wenn sie im OAN auftreten etc. etc.

Peter Mayer aus Kirchbach hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass auf der Betriebssystemebene enorme Fortschritte gemacht worden sind und das, was gemeinhin als "Network Management" bezeichnet wird, durch Serverbetriebssysteme wie Ubuntu Core um Dimensionen einfacher und sicherer geworden ist ....

Ich würde mich echt freuen, wenn es in der CMG oder Digisociety eine Arbeitsgruppe "Private and Public Microproviding" geben könnte .... Paradoxerweise haben wir schon vor 20 Jahren im Kontext von "Bruck an der Leitung" von den "Microprovidern"gesprochen, die in Dörfern bzw. Regionen entstehen könnten. Karl Bonomeo, mit dem ich das Projekt damals gemacht habe, kann dazu sicher was sagen.

Ich sehe dass das jetzt ein total spannendes Potential ist, das der großen Kommunikationsindustrie etwas entgegenzusetzen erlaubt: einen neuen Mittelstand der lokalen Anbieter, die sich über Open Source Tools und Lösungen teilen könnten!

Als Nichttechniker kann ich dazu nur von der soziologischen Perspektive beitragen.

Bzw. dann auch einladen, die damit in zusammenhängenden Fragen nächsten Frühjahr auf unserer SmartCountry Veranstaltung zu verhandeln ....

Franz Nahrada

Hermann Bühler, 6.4.2017    

Sehr geehrter Herr Mag Nahrada!

Danke, dass Sie das Rad weitergedreht haben. Ich will gleich weiterdrehen.

Lernen aus der Geschichte:

Diese "Micro"-Provider gab es schon. Als wir in den frühen 199x-Jahren das Internet einführten ist das überwiegend über Micro-Provider gelaufen. Die Post hat da erst nachgezogen. Engagierte Personengruppen, die Persönlichkeitsmerkmale als Telekom-Nerd und Geschäftsmann vereint haben, haben Provider gegründet.

Damals alles noch fast ausschließlich Dial-Up über das Telefon. Um Ferngesprächsentgelte zu sparen hat man dann dezentrale Points of Presence geschaffen, bei denen man zum Ortstarif einwählen konnte.

Ich war damals noch auf der TU Assistent und wir haben unser Institut selber verkabelt und die PCs vernetzt.
Nein da gabs kein Projekt und kein zentrales Budget, dafür jetzt eine Reihe von Diplom-Ingenieuren, die auch die handwerkliche Erfahrung haben, wie es geht.
Auch den Betrieb haben wir selber supported. Defacto waren die ersten Institute Micro-Provider die den uplink (und ein bißchen mehr) über das TU-Net hatte.

An sich ist die Architektur des Internet bzw. der IP-Protokoll-Suite ein Verbund dezentraler Netze und unterstützt somit derartiges.

Aber 20 jahre später:
Die meisten Micro-Provider sind rasch zu Mini- und Midi-Providern gewachsen (kosteneffizienz!) und wurden praktisch ALLE (mit den die Regel bestätigenden Ausnahmen) von großen Providern gekauft. Auch jene, die respektable eigene Infrastrukturen hatten.
Auch auf Universitäten gehört Vernetzung zum selbstverständlichen Zubehör von Gebäuden und wird zentral beigestellt. Nix Micro. Nur in speziellen wirtschaftlichen Konstallationen halten sich bis heute dezentrale Kleinbetreiber von Teilnehmeranschlussleitungen (die nicht Reseller sind!) und die ihr Produkt öffentlich anbieten.

Also:
Wenn das Thema Micro-Provider ist mMn kein technisches - wir hatten das ja schon - sondern aus meiner Sicht ein rein ökonomisches. Dies auch mit dem Blickwinkel, dass die Kosten von Telekommunikationsinfrastruktur überwiegend im Betrieb liegen (2/3 +/-40%).
Daher sollte der Schwerpunkt der Diskussion auf die wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Idee gesetzt werden und weniger was technisch alles ginge und welche Anwendungen cool wären.
Das bedeutet, die Experten in diesem Feld ermutigen beizutragen. Und die Betreiber, die es noch gibt befragen, wie sie funktionieren.

Viele Grüße
Hermann Bühler