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Schwerpunkt Freiwilligkeit Und Generationenbeziehung /
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Dokumentation der Fachtagung am 8. und 9. November 2007 in Berlin. Exzerpt von FranzNahrada


Einleitung: die vorliegende Konferenzdokumentation wurde mir dankenswerterweise von UlrikeSchumacher, die selbst an der Konferenz beteiligt war, zur Verfügung gestellt. Im Sommerurlaub und mit der Tagung in Zürich im Blickfeld kann ich sie jetzt ein wenig genauer durcharbeiten.

Zur Einleitung notiere ich geistig eine Geschichte, die mit der Broschüre vordergründig gar nichts zu tun hat, aber die zeigt in welch schwieriges Feld wir uns begeben. Irgendwo in Deutschland gibt es schon mehrere Vereine, deren Zweck die bessere Altersversorgung durch ein Punktesystem ist. Also wer ältere Menschen ehrenamtlich betreut und ihnen bei alltäglichen Besorgungen hilft, kriegt Punkte gutgeschrieben, die sozusagen "sehr lange halten" - eine Art "Generationen-Tauschsystem". Die folgende Geschichte habe ich von einem der Promotoren. Er bringt einen älteren Herrn aus seinem eigenen Dorf zum Arzt in die nächste Kreisstadt, mit vielen Mühen weil der ältere Herr nicht mehr gut gehen kann. Alles geht gut, und als sie zurückkommen unterhält sich der ältere Herr noch kurz mit einem Nachbarn, während der "Chauffeur", kurz abgelenkt und sich weiter nichts denkend, den Hund der Familie begrüßt. Als er plötzlich keine Unterhaltung mehr hört dreht er sich um: der ältere Herr ist umgefallen. Er entscheidet sofort, den Arzt zu rufen. Der kommt wenig später und diagnostiziert einen Oberschenkelhalsbruch bei dem älteren Herrn. Er muss in die Klinik und wird dort trotz hohen Alters operiert, überlebt diese Operation aber nicht lange und stirbt eine Woche später...

In dieser Geschichte konzentrieren sich für mich viele Problematiken des ehrenamtlichen Engagements in der Gemeinde, und ich möchte sie der eingehenden Beschäftigung mit dem Thema voranstellen. Nicht um gleich zu be- oder verurteilen, sondern um bewusst zu machen wie hoch wir uns die Latte legen wenn wir Ehrenamt und Enagement im sozialen Bereich behandeln.


1. Themenkreis: Engagement und Erwerbsarbeit

  • Wenn freiwilliges Engagement nicht auf die wenigen beschränkt sein soll, die es sich aufgrund ihrer Zeit- und Geldressoucen leisten können, dann braucht es Strukturen und Mittel. Die Grenze zwischen der Aufwandsentschädigung und der (niedrig) bezahlten Arbeit ist nicht so klar wie es scheint, und vor allem dann nicht, wenn gemeinnützige Tätigkeit mit Zwand und Drohung verbunden ist (zweiter Arbeitsmarkt)
  • Eine Grenze scheint in der Möglichkeit zu liegen, Anerkennung und Wertschätzung zu verlangen und auch mitentscheiden zu können. Oft konfligiert aber die notwendige Verlässlichkeit von Diensten mit dieser Forderung.
Albert Evers:

"Je klarer man sich über die Besonderheit von Erwerbsarbeit auf der einen und Enagement auf der anderen Seite bewusst ist, desto eher wird man auch in der lage sein, Mischformen angemessen zu behandeln". (8)

Der Begriff "Freiwilligenarbeit" ist in sich problematisch: "Tätig zu sein im Sinn des Engagements stärkt also die Freiheit zu handeln gegenüber dem Zwang, zu arbeiten und herzustellen" (9)

Auch dort wo gearbeitet wird ist das Enagement oft getragen vom inneren Bedürfnis "mal etwas anderes zu machen": "Engagement verlangt generalistische und nicht zuerst spezialistische Kompetenz" und ist ein Medium für soziale Integration und Demokratie.

Dennoch gibt es keine scharfe Trennung.

  • Arbeit darf und muss sich zunehmend dem Anspruch aussetzen, mit dem Individuum und seiner Neigung verbunden zu sein. (Tendenz zur "guten Arbeit" - zwar ist dies nur für eine Minderheit wirklich erfahrbar, aber doch viel häufiger als zu Zeiten als die Arbeit für alle Fron und Plage war)
  • Engagement bekommt für die Erwerbsarbeit eine positive bedeutung, gehört geradezu zum Guten Ton im CV.
andererseits:

"Eine feste und abgegrenzte Arbeit war der Hintergrund für so etwas wie eine entspannte Scheidung und Komplementarität zwischen der beruflichen Tätigkeit auf der einen und dem freiwilligen, geselligen oder sozialen Engagement auf der anderen Seite". (11)

Das funktioniert nicht mehr, die Arbeit ist selbst nicht mehr selbstverständlich sondern Gegenstand der extremen Konkurrenz um sie geworden und erodiert, weswegen folgende Situation auftaucht:

" Diejenigen die sich engagieren sehen sich dabei einem Bewertungssystem gegenüber, das fast ausschließlich danach fragt, was mit dem jeweiligen Engagement eingespart, aufgebaut oder sonst irgendwie geleistet wird". (11)

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Aufwandsentschädigung zwischen Minderung der Bestrafung für Engagement durch seine verdeckten Kosten versus Spesenrittertum (gibt es das so noch??)

Stundenentlohnung zwischen "Stabilisierung sachkundiger, engagierter und mühsamer Mitarbeit" und Mittel der Kontrolle und Lenkbarmachung.

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Unbezahlte Tätigkeit in prekären Projekten kann sehr oft Ausgangspunkt für sich später konsolidierende Einrichtungen, Professionalisierung und bezahlte Arbeitsmöglichkeiten sein

versus

Ausdünnung professioneller Angebote wird mittels gering vergüteter Freiwilligentätigkeit kaschiert.

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