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Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Kritik an NewWork   
HansLey: Kritikpunkte zum Thema NewWork   
Antwort von FranzNahrada: warum NewWork bei allen Schwächen ein guter Ansatz ist   
Kritik an der PSSP Synthese   
Helmut Leitner: Kritik am Syntheseversuch   
Weiterführung der Diskussion   
HelmutLeitner: Kritik am Namen, Vorschlag: New Industry   
Thomas Kalka - Anmerkungen   
Umsetzungsvorschläge   
Kommerziell / Nichtkommerziell   


Kritik an NewWork    

Das Thema Produktion ist für das Globale Dorf von existenzieller Bedeutung, wenn das Konzept über eine idyllische Ghettobildung hinausgehen soll. Bisher finde ich weder in NewWork noch in NewCraft die richtigen Ansätze. Ich lasse mich gerne belehren. Aus meiner Sicht kann deshalb die Synthese zwischen zwei ungeeigneten Ansätzen "uns" nicht weiter bringen. -- HansLey

Was sind denn Deine Hauptkritikpunkte an den Ansätzen? Franz

HansLey: Kritikpunkte zum Thema NewWork    
anhand der Informationen in de.wikipedia New Work

Nach der Idee von Frithjof Bergmann soll die heute noch bestehende und nicht mehr (richtig) funktionierende Lohnarbeit langsam in in die Neue Arbeit überführt werden. Diese soll aus drei Teilen bestehen:

  • 1/3 Erwerbsarbeit
  • 1/3 High-Tech-Self-Providing und smart consumption und
  • 1/3 calling
Zur Thema Erwerbsarbeit: Die Erwerbsarbeit, als qualifizierte Arbeit, die wohl das „richtige Geld“ in die Taschen der New Worker bringen soll, muß in Ermangelung anderer alternativer Unternehmen in kapitalistisch orientierten, also rein profitorienten Unternehmen erbracht werden. Die momentane Situation ist jedoch so, daß die Menschen entweder 100 % (oder mehr) Erwerbsarbeit haben und andere 0 %.

Billigjobs können hier eigentlich nicht gemeint sein, weil die meisten in diesen Jobs Beschäftigten mindestens 100% oder mehr der normalen Arbeitszeit aufwenden müssen, um auch nur einigermaßen über die Runden zu kommen.

Um die vorhandene Arbeit auf mehr Menschen zu verteilen, müßte ein Gewinnanreiz vorhanden sein, den ich bisher nicht sehen kann und den mir auch noch niemand zeigen konnte. Die Erfahrung lehrt, wenn ich eine Arbeit, die von einem Menschen erledigt werden kann, von drei Menschen ausführen lasse, so wird das Resultat schlechter und teurer. Ich weiß nicht wie Bergman und seine Mitstreiter dieses Problem lösen wollen, aber ich lasse mich gerne belehren.

Zum Thema High-Tech-Self-Providing: Nach Bergman soll in naher Zukunft eine Bedürfnisbefriedigung der Menschen durch Selbstversorgung auf höchstem technischem Niveau möglich werden. Kooperativ betriebene sogenannte Fabber sollen automatisch die Eigenproduktion von Gütern übernehmen.

Ich bin zwar kein Produktionsfachmann, aber ich habe mich viele Jahre mit der Entwicklung von CNC-Werkzeugmaschinen beschäftigt und weiß also wovon Bergman spricht. Ich würde das Thema gerne vertiefen, wenn Interesse besteht, aber es würde hier und jetzt den Rahmen sprengen. Es ist nicht nur für technische Laien faszinierend einer CNC-Maschine, bei der Arbeit zuzuschauen. Doch so wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, so ergibt eine CNC-Maschine, auch nicht drei oder fünf eine Fabrik.

Die gemachten Fortschritte sind erstaunlich, aber die Fabriken für all die begehrten Wunderdinge sind immer noch sehr komplexe Gebilde, die Einzelteile der Produkte werden meist an verschiedenen Standorten gefertigt. Selbst wenn „man“ – wer eigentlich ? sich nur auf die Montage eines Produkts beschränken würde, ist eine Garagenkooperative wohl hoffnungslos überfordert, denn auch die wirtschaftliche Montage ist eine hochkomplexe Angelegenheit. Um es etwas sarkastisch zu formulieren: „Jetzt kaufe ich mir eine Nagelfeile und schnitze mir mein Handy selber!“

Zum Thema Smart Consumption: Grundsätzlich hat Bergman natürlich völlig recht, viele Dinge, die unseren Geldbeutel strapazieren sind nicht sinnvoll und viele sogar überflüssig. Aber ich denke das Problem und die mögliche Lösung ist schon etwas länger bekannt und hat trotzdem bis heute nur wenige Menschen für einen smarten Konsum begeistern können. Wir Menschen sind eben nur in begrenztem Maße rationale Wesen.

Ich weiß nicht ob das im Wikipedia-Artikel angeführte Beispiel der angeblich überflüssigen Knoblauchpresse von Frithjof Bergman selbst stammt. Wenn ja, dann muß ich ihm auch in diesem banalen Punkt widersprechen. Zufällig bin ich stolzer Besitzer einer Rösle Knoblauchpresse, die so genial konstruiert ist, daß sie ohne alle Probleme im Handumdrehen gesäubert werden kann. 1 – 3 Zehen schneide ich von Hand, weil es mir auch Spaß macht, aber bei allem was darüber hinaus geht ist sie eine große Hilfe und die Arbeit inkl. Reinigung ist in einem Bruchteil der Zeit getan.

Fortsetzung zum Thema Calling und NewCraft folgt ..... HansLey


Antwort von FranzNahrada: warum NewWork bei allen Schwächen ein guter Ansatz ist    

Hallo Hans,

Danke für Deinen Diskussionsbeitrag, ich schreib jetzt absichtlich nicht in Deinen Text hinein, sondern mache im Forumsstil weiter. Vielleicht zerlegen wir ja die Diskussion in Stränge, wir werden sehen...

Vorab, obwohl ich mit Frithjof Bergmann mittlerweile gut bekannt bin, seine Bücher im Widerspruch, im ForumNachhaltigkeit? und anderswo rezensiert und propagiert habe, ihn nach Wien eingeladen und viele Leute mit seinen Gedanken vertraut gemacht habe, sehe ich in diesen seinen Gedanken nicht eine unmittelbare Handlungsanleitung. Das Frithjofsche "Sandwich" das Du zitierst ist eher eine gesellschaftstheoretische Aussage über einen möglichen Gleichgewichtszustand als ein hier und heute realisierbares Lebensmodell. Wenn Du so willst ist natürlich auch dieser Gleichgewichtszustand transitorisch, aber es ist eben eine Aussage über einen Zustand "den wir gerade noch um die nächste Ecke sehen können", eine "Mid Range Theory". Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute diese Hilfskonstruktion dankbar annehmen, aber ich frage mich oft ob das nicht auf Mißverständnissen beruht. Es ist eben eine Übersetzung in eine individuelle Lebensperspektive, eine Orientierungshilfe, eine Vermittlung zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und individuellen Handlungen. Frithjofs Überlegung: wir sind alle ein Stück für den gesellschaftlichen Wandel verantwortlich, wir sind eben auch der Wandel an dem wir uns orientieren. Und wir können, sollten, müßten versuchen jeder für sich und gemeinsam (ein kleines Henne-Ei-Problem!) in Richtung dieses Lebensmodells zu gehen.

Zur Thema Erwerbsarbeit:

Dir ist sicher bekannt, daß NewWork in den General-Motors Werken 1980 in Flint begonnen hat, wo es gelungen ist, die Erwerbsarbeit sozusagen "aufzuteilen". Damals haben sehr viele Arbeiter bei GM die Option bekommen, ein halbes Jahr zu arbeiten und ein halbes Jahr zu tun, was sie "wirklich wollen".Dieses Experiment war für beide Seiten in der damaligen Situation erfolgreich - aber vielleicht auch unwiederholbar, weil mit gewissen Kosten verbunden. Damals war eben Massen-Arbeitslosigkeit noch ein Skandal und nicht akzeptierte Realität wie heute.

Dennoch erscheinen mir Deine Argumente nicht stichhaltig: Billigjobs gibt es, weil es einen ganz großen Druck auf den Arbeitsmarkt gibt. Menschen müsssen sich "notverkaufen", weil sie Geld brauchen. Und es sind soviele ungebrauchte Menschen da, die auf den Preis drücken.

Irgendwo hast du mich wohl mißverstanden, denn das ist in diesem Zusammenhang gerade mein Argument gegen das NewWork Konzept. Menschen, die sich notverkaufen müssen, weil sie Geld brauchen, können ihre Arbeitszeit nicht auf 1/3 reduzieren, weil sie dann schlichtweg verhungern! Diese Billigjobs können also nur theoretisch auf mehrere Personen verteilt werden. Qualifizierte Jobs, bei denen von der Bezahlung her eine Reduzierung der Arbeitszeit möglich wäre, können hingegen aus organisatorischen Gründen kaum auf mehrere Personen verteilt werden. Das Prinzip ist also von zwei Seiten krank!!! HansLey 10. September 2006 4:18 CET

NewWork ist eine Strategie, die versucht, diesen Druck auf den Arbeitsmarkt zu verringern. Ein ganz essentieller Teil von NewWork ist die Senkung der Lebenshaltungskosten, die es den Menschen erlauben soll, auch eine stärkere Verhandlungsposition zu kriegen, gerade nicht in jeder Situation auf Geld angewiesen zu sein.

Ein Konzept zur Senkung der Lebenshaltungskosten müßte aber schon über solche gutgemeinten Ratschläge, wie die Einsparung einer überflüssigen Knoblauchpresse hinaus gehen. Wenn man selbst in einer guten wirtschaftlichen Situation ist, weil man sich irgendwie in diesem System eingerichtet hat und irgendwo in diesem System seine Nische gefunden hat, kann man leicht "gute" RatSCHLÄGE? geben. Eine stärkere Verhandlungsposition durch Senkung der Lebenshaltungskosten zu gewinnen ist unter kolumbianischen Zuständen nur noch zynisch zu interpretieren!!! -- HansLey 10. September 2006 4:33 CET

Die Erfahrung daß aufgeteilte Arbeit qualitativ schlechter und teurer wird kann ich nicht unbedingt bestätigen. Als Unternehmer (ja das bin ich halt auch noch) habe ich relativ viel mit Fragen der Arbeitsorganisation zu tun, und ich unterscheide hier stark zwischen informationsintensiven Kernfunktionen und modularen Hilfsfunktionen. Für eine Supermarktkasse ist es relativ egal, ob sie 20 oder 40 Stunden in der Woche von derselben Person besetzt wird. Für eine Hotelrezeption ist das anders.

Im übrigen kann ich auch als Unternehmer nur sagen, Leute die abgesichert sind und mit einem gewissen Grad an Eigenmotivation zur Arbeit gehen sind mir hundertmal lieber als solche, die ihre Arbeitskraft notverkaufen. Die letzteren sind illoyal, uninteressiert, labil. Und das ist überhaupt nicht gut, obwohl es heutzutage schon der Regelfall geworden ist.

Zum Thema High-Tech-Self-Providing:

Mir gefällt das sehr daß Du Dich damit eingehend beschäftigt hast. Und ich teile Deine Ansicht, daß der "Fabber" nichts anderes ist als ein extremes icon für langfristige Tendenzen in der Technologie und nicht unmittelbar zusammengeschlossen werden kann mit der Fähigkeit der einzelnen, beliebige und manchmal auch sehr komplexe Objekte im Eigenbau herstellen zu können.

Das ist genau der Punkt, an dem wir mit PSSP einhaken wollen, indem wir sagen, die Befähigung von einzelnen zu einer solchen Produktion ist keineswegs so einfach wie es manchmal in New Work dargestellt wird. Und wir glauben nicht daß es nach dem Muster verlaufen kann, dem Frithjof in seinem Buch so gerne Raum gibt: "Sie werden grün werden vor Neid". In seinen Büchern und Vorträgen referenziert Frithjof auf die "Psychologie der Armut" und erklärt, daß diese positive Motivation, es besser zu können als andere und sie damit zu beeindrucken, für ihn eine wichtige Rolle spiele bei der realisatrion von new Work Communities. Da glaube ich einfach nicht dran, das ist auch eine offene Differenz zwischen uns.

Für mich gibt es eher eine Generaltendenz zur flexiblen Automation, die Kompetenzen dezentralisiert. Davon profitieren eben auch die kleinen Unternehmen und Handwerker, die es in dieser Form, als selbständige stolze Produzenten, wahrscheinlich nur in großen Teilen Europas gibt. Aber diese selbständigen Produzenten haben eigentlich auch nur mehr die Chance, in der heutigen sozioökonomischen Realität zusammenzugehen mit Netzwerken, die sich nach dem Muster der openSource organisieren. Es muß und wird also ein Kontinuum geben vom interessierten Laien zum Profi, und sie sind nur überlebensfähig oder besser gesagt umso überlebensfähiger, je mehr sie eine gemeinsame Wissensbasis pflegen.

Franz, die dezentralisierte Kompetenz gibt es heute in großem Umfang, weil die großen Konzerne die Produktion outsourcen, die großen und mittleren Zulieferer ebenfalls. So landet die Teileproduktion bei kleinen Unternehmen, die aber fast alle unter einem ungeheuren Wettbewerbsdruck stehen. Sie müssen ständig neue Wunder vollbringen, um dem ständigen Preisdruck, der seit Lopez Zeiten die Automobilindustrie als Vorreiter antreibt, nachkommen zu können. Das was du als Notverkaufen von Arbeitnehmern bezeichnet hast, findet in diesem Bereich mindestens ebenso erbarmungslos statt. Die Erfolge der großen Konzerne und die niedrigen Marktpreise basieren ganz wesentlich auf diesem Heer der kleinen Zulieferbetriebe, ihrer Ingeniosität und ihrer Selbstausbeutung. HansLey 9. September 2006 21:17 CET

Ich denke mir daß es eine Vernetzungsstruktur geben wird von lokalen Dorfwerkstätten und internationalen Konzernen, die diese Dorfwerkstätten mit Hardware ausstatten. Und ja, ich entdecke in unserer praktischen Arbeit (ich arbeite gerade mit ChristineAx und ReinhardPaulesich an der Vorbereitung einer Studie über die Transformation im Tischlerhandwerk) daß es da sehr sehr viele Technologieoptionen gibt. Peter Thomas aus Berlin hat mir gestern am Telephon einen schönen Satz gesagt: "Ein Weltkonzern wie Bosch lebt heute davon, daß Du drei relativ unbrauchbare weil unintelligente Bohrmaschinen Dein Eigen nennst. Vor 50 Jahren hat dieser Konzern nur von Handwerkern gelebt". Wer sagt, daß in 50 Jahren Bosch nicht davon leben wird, Werkstätten in GlobalenDörfern auszustatten? Peter hat diese Äußerungen im Kontext der Frage gemacht, ob wir wirklich primär teure CNC-Brücken für die Holzverarbeitung brauchen (so ein Ding kostet immerhin von 300.000 Euro aufwärts wenn es nur halbwegs das können soll was wir wollen). Er hat mir die Vision des "elektronischen Spechtes" vorgestellt, einer intelligenten Bohrmaschine, die in der Bautischlerei on site die notwendigen Installationshohlräume herauszufräsen imstande wäre. Es gibt also viele Technologieoptionen statt nur einer...

Es wird auch weiterhin Fabriken geben, aber diese Fabriken werden besser daran tun, Zulieferer der Werkstätten zu werden statt umgekehrt.

Franz, wenn du schreibst, was die Fabriken, die Industrie, die Unternehmen, usw. tun sollen oder werden, oder woran sie gut tun würden, dann entspricht dies für mich einem Unternehmensimage, wie es in den 80er Jahren zutreffend war. Die Unternehmen der Corporate Identity, in denen die Manager versuchten viele, auch soziale Ziele unter einen Hut zu bekommen. Doch dieses Leitbild ist passè. Ein Generalmanager, der andere Ziele als Shareholdervalue zur obersten und (einzigsten?) Maxime macht ist sehr schnell ausgewechselt. Wenn du mit den meisten führenden Leuten privat sprichst, dann bedauert fast jeder diese Entwicklung, die keiner aufhalten kann. Viele sagen dies auch öffentlich.

''Doch warum ist dieser Leitstern des Shareholdervalue so ungeheuer stark. Weil es immer mehr Menschen gibt, die nicht mehr selbst arbeiten wollen, sondern ihr Geld arbeiten lassen und weil so viele Altersversorgungen auf dieser gigantischen Kapitalblase aufgebaut sind. Es ist paradox, die gleichen Leute, die heute ihren Job verlieren, weil sie im System nicht mehr gebraucht werden, zittern um dieses System, weil ihr Überleben im Alter an dieses System geknüpft ist. Vor ein paar Tagen habe ich gelesen, selbst die sogenannten Öffentlichen Hände spekulieren mit Steuergeldern. -- HansLey 10. September 2006 4:38 CET

Das sind nur allererste Gedanken, aber es ist enorm wichtig zu verstehen daß diese Themen hier ins DorfWiki gehören. Ich denke mir, daß wir hier vor allemn die "Professores de la practica", wie es Uwe Plachetka genannt hat, zu Wort kommen lassen sollen, die uns über die vielen Optionen der Dezentralisierung aufklären.

Zum Thema Smart Consumption:

Bei der Knoblauchpresse geb ich Dir völlig recht. Aber auch Frithjof hat recht. Ich habe völlig verschiedene Exemplare in meiner Junggesellenküche und es sind extrem unpraktische drunter, aber auch welche die sich ganz leicht auswaschen lassen.

Es ist also keine Frage des smarten Konsums, sondern des smarten Designs. -- HansLey 10. September 2006 5:25 CET

Ich denke mir, daß hier ein ganz wesentlicher Sprung erreicht werden wird wenn die Industrie Produkte nach Open Source Standards herstellt. Heutzutage hat jedes Handy sein individuelles Netzladegerät, sein individuelles Autoladegerät, seine individuellen Kopfhörer und wenn Du mehr willst mußt Du teure Adapter Kits kaufen. Solche Strategien der künstlichen Produktdifferenzierung kosten uns volkswirtschaftlich so viel wie ein mittlerer Krieg, sie schaffen keinen realen Reichtum, sondern nur eine Menge vergeudeter Arbeit. Ich denke immer mehr Menschen beginnen mit Wut auf diese "Kundenbindungsstrategien" zu reagieren und es tut sich ein neuer Markt auf. Ich hoffe daß es auch bald Player gibt, die ihn bedienen...

soweit mal.

FranzNahrada


Kritik an der PSSP Synthese    

Helmut Leitner: Kritik am Syntheseversuch    

Franz, ich finde den Versuch, eine Synthese von NewWork und NewCraft auf direktem Wege herzustellen, sehr ehrenhaft und integrierend. Ich glaube aber, dass das nicht gelingen kann, weil beide Konzepte in zu großem Ausmaß punktuell sind. Jedes für sich löst bestimmte Probleme, erzeugt eine einzigartige individuelle Perspektive, aber sie scheinen sich nicht ohne weitere Zutaten zu einem Gesamtbild zu ergänzen. Auch OpenSource genügt nicht als Verbindungsglied.

PSSP muss vielleicht noch durch andere Konzepte erweitert werden, um in einem größeren Rahmen nicht nur Platz für NewWork und NewCraft zu haben, sondern ihnen ihren Platz und anderen noch fehlenden Konzepten ebenfalls ihren Platz geben zu können. Ich sehe das wie zwei Speichen eines Rades, die sich alleine (noch) nicht zu einem funktionierenden Rad zusammensetzen lassen (können). Vielleicht hat das Rad acht Speichen und du hast drei oder vier (wenn man OnlineCommunity hineinreklamieren wollte) oder vielleicht doch mehr:

Natürlich ist das nur ein Versuch und wäre eher als ein fraktaler Thorus zu verstehen denn als eine glatte Hierarchie. -- Helmut

Weiterführung der Diskussion    

Hallo Franz, es geht mir nicht darum, wie es vielleicht im ersten Moment den Anschein hat die Ideen von Frithjof Bergman niederzumachen, sondern zu zeigen, sie sind nicht so einfach zu realisieren. Wenn wir seine Ideen als Zukunftsvisionen betrachten, für die wir jetzt die konkreten Handlungsanweisungen entwickeln müssen, kann ich sie akzeptieren. Eine Dreiteilung der Arbeit in verschiedene Bereiche ist notwendig und sinnvoll.

Auf die einzelnen Punkte in unserer Diskussion möchte ich später eingehen.

Meine Kontakte zu dir, dem Dorfwiki und vielen anderen sind vor 6 Monaten entstanden, weil ich damit begonnen habe gemeinsam mit einer Universität eine Freie CNC-Werkzeugmaschine zu entwickeln. Die Konstruktion und das gesamte Fertigungs-Know-How einer konkreten Maschine, die sehr universell und preiswert in der Herstellung sein muss, soll wie Freie Software von den Studenten gemeinsam mit Fachleuten auf einer Plattform im Internet erarbeitet werden. Die Ergebnisse sollen völlig frei sein, jeder darf diese Maschine nachbauen.Wenn schutzfähige Ideen entstehen, so sollen diese nicht zum Patent angemeldet werden, sondern ebenfalls Open-source werden. Ich sehe dies als einen konkreten Schritt in Richtung eines High-Tech-Self-Providing. Wir müssen die Dinge selbst tun, auch die Maschinen entwickeln. Wir können nicht erwarten, daß die Industrie die notwendigen Maschinen für dieses Konzept entwickeln wird, denn die großen Konzerne sind auf eine höchstmögliche Effizienz der Fertigung eingestellt. Möglichst universelle Maschinen werden meist als uninteressant, als sogenannte „Eierlegende Wollmilchschweine“ abqualifiziert.

Es besteht jedoch überall die Notwendigkeit auch konkret Geld zu verdienen. Jeder einzelne braucht seine Brötchen, wenn wir unser Dorf bauen wollen brauchen wir Geld und auch die Universität braucht Geld. So interessant und wichtig das Projekt einer Freien Werkzeugmaschine ist, aber es bringt für keinen der Beteiligten Geld. Wir denken z.Zt. über ein weiteres Konzept nach, mit dem wir auch Geld verdienen. Wenn es etwas weiter gediehen ist, möchte ich gerne darüber berichten, denn ich glaube wir können dieses Konzept auf unser Dorf übertragen. Übrigens bezeichnet sich die Universität auch als GlobalesDorf. Vielleicht kannst du Frithjof Bergman und andere einladen hier im Dorfwiki gemeinsam mit uns, die Ideen des NewWork in Realität zu verwandeln. -- HansLey


Kleiner Kommentar vom Erwähnten: Das mt dem Geld ist eine ziemlich zentrale Frage, weil in beiden Fällen professionelle Arbeit und vor allem Erfahrung in einen Open-Source - Diskurs eingespeist wird. In Europa ist es meistens akzeptiert, dass Studierende ihre Studiengebühren und Teile ihrer Lebenszeit in eine Ausbildung investieren, welche ihnen ein Bündel an Diplomen gibt, die praktisch Aktien der Wissensgesellschaft sind. Diese Aktien repräsentieren nicht (um es mit Marx zu sagen) den Wert der abstrakten, d.h. konkretisierten Denk-Arbeit, sondern den momentanen "Börsenwert" dieser Aktien am Arbeitsmarkt. Der ist ... der Grund, warum Frithjof Bergmann und andere mit NewWork so viel Anklang finden, weil untermittelprächtig. Denken wird nämlich in der heutigen Gesellschaft nicht als Arbeit akzeptiert, was allerdings auch als Grund für den "Untergang des Abendlandes" benannt werden kann. Das wird jetzt lang... Jedenfalls würde sich jede - z.B. marxistische - Analyse der gesamten Entwicklung von globalen Dörfern, NewWork usw. leichter tun, wenn wir analog zu Work force den Begriff Brain force einführen und das Ganze unter der Annahme durchdenken, dass Denken wirklich Arbeit ist. Dazu habe ich für ein heutiges PSSP - Meeting was vorbereitet, warte noch -- und kommentiere später weiter. Hasta la vista UweChristianPlachetka


Jetzt haben wir in diesem Thema sehr viele Punkte offen. Ich will auch nicht überall dazwischen schreiben, denn es wird einfach zu unübersichtlich.Zum Thema "Denken wird nicht als Arbeit akzeptiert" kann ich einiges erzählen. Das ist aber keine neue Erscheinung, sondern wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Auch das Erfinden wird allgemein nicht als Arbeit anerkannt. Aber das ist ein eigenes Kapitel, das ich jetzt nicht vertiefen will.

Franz, du hast natürlich recht, je weniger qualifiziert eine Arbeit ist, um so leichter kann sie auf mehrere Personen aufgeteilt werden. Doch diese wenig qualifizierten Tätigkeiten bringen, wegen des enormen Überangebots an Arbeitskräften bei einer vollen Tätigkeit nicht genug zum Überleben. In unterentwickelten Ländern wie Kolumbien ist die Situation noch schlimmer, denn dort werden auch alle qualifizierten Tätigkeiten schlecht bezahlt. Es gibt nur gutbezahlte Jobs für die Mitglieder der Oberschicht. Wer nicht über die richtigen Beziehungen verfügt, muß in einem Heer von Bewerbern um die wenigen Arbeitsplätze kämpfen. Die Löhne sind dementsprechend niedrig. Wenn ich verfolge, was sich in Europa tut, so verläuft die Entwicklung dort genauso. Wenn also jemand einen Fulltimejob hat mit dem er kaum über die Runden kommt, was soll er dann mit einer solchen Botschaft anfangen, wie sie in NewWork vermittelt wird. Das dir persönlich Leute lieber sind, die sich nicht notverkaufen müssen, ist mir klar, aber die Realität ist eine andere und die Entwicklung zum Negativen wird leider immer schneller werden. Das was Bergman in den General Motors Werken gemacht hat, ist heute wie ein Märchen aus längst vergangenen Tagen. Es war einmal ...... -- HansLey

HelmutLeitner: Kritik am Namen, Vorschlag: New Industry    

Mal abgesehen davon, dass ich die Vorstellung von PSSP noch nicht als etwas rundes sehe, ist für mich der Name "PSSP" ... schlichtweg schrecklich. So schrecklich, dass es sich eigentlich nicht mal lohnt, die Probleme des Namen im Detail zu kritisieren.

Wer PSSP liest, muss an die vielen Akronyme denken, mit denen wir zugeschüttet werden, und die von SPSS bis AIDS, von IBM bis DAU für den Einzelnen nichts Gutes bedeuten.

Es wäre schön, keine Abkürzung, sondern ein normales Wort zu haben, das sich abwandeln und in die Alltagssprache integrieren lässt, das Sympathie und Verständnis auslöst und das Teil des Lebens werden kann.

InformationsNachhaltigkeit

Nachdem ich den Inhalt der Idee nicht verstehe, kann ich auch schwer Namen vorschlagen. Es ist aber offensichtlich, dass Begriffe wie NewWork und NewCraft funktionieren, obwohl sie inhaltlich nicht ausgeformt sind. In einem alten Buch von ChristopherAlexander gibt es ein Muster zu persönlichen Entwicklungsstadien, wo überraschender Weise der Begriff "industry" (unklar ? als "Betrieb-sam-keit", "unternehmerisches tun", vielleicht "Produktivsein") in ein vor-industriellen Bedeutung vorkommt. Vielleicht wäre New Industry so ein Begriff, den man mit der Bedeutung eines professionellen, kollektiven, hochqualitativen, individuellen, gemeinnützigen, nachhaltigen Produzierens füllen könnte. -- HelmutLeitner 3. September 2006 10:50 CET

P.S. Alexander referenziert in "A Pattern Language" Pattern 26: LIFE CYCLE, p 141, auf Erik Erikson "Identity and the Life Cycle" in Psychological Issues, 1959.

  Eriksen's scheme: 
 (1) Trust vs. mistrust, the infant 
 (2) Autonomy vs. shame and doubt, the very young child 
 (3) Initiative vs. guilt, the child 
 (4) Industry vs. inferiority, the youngster 
 (5) Identity vs. identity diffusion, youth, adolescence 
 (6) Intimacy vs. isolation, young adults 
 (7) generativity vs. stagnation, adults 
 (8) integrity vs. despair, old age.

schönes Schema. Im übrigen mit ganz leicht herzustellenden inhaltlichen Bezügen aufs Medizinrad transponierbar. Ich bin fasziniert. Zum Thema "Industry" - das heißt ja hier vielleicht auch "Fleiß und Zielstrebigkeit" und nicht Industrie, dann wärs auf Position 4 im Medizinrad beziehbar. Vielleicht auch: Zusammenarbeit aus einem Ziel heraus. Je länger ich darüber nachdenke: Dein Vorschlag hat was, obwohl ich ihn im ersten Moment nicht ausstehen konnte. FranzNahrada

Cassels Wörterbuch: industry: der Fleiß, die Betriebsamkeit (erst dann: das Gewerbe, die Industrie). industrious: fleißig, arbeitssam, betriebssam, emsig.

Wenn wir mit "Industrie" große Werkshallen, rauchende Schlote, tausende Arbeiter und große Konzerne assoziieren, dann ist das schon eine in der deutschen Sprache erfolgte Entlehnung/Verkürzung, die im englischen offenbar nicht gleich stark vorhanden ist und die am ursprünglichen Sinn vorbeigeht. -- HelmutLeitner 3. September 2006 15:49 CET

New Industry oder Neue Industrie ist nach meiner Meinung genau das richtige Wort und wenn es in der deutschen Sprache im Moment noch verkürzt verstanden wird, läßt sich dies leicht ändern. -- Hans

Thomas Kalka - Anmerkungen    

Bei diesem Seitenwust fällt es schwer anzuknüpfen. Gibt es in diesem Wiki irgendwelche Erfahrungen und Praxen von Überarbeitungen von Diskussionen ? Im CoForum gibt es dazu gerade einige (für mich) vielversprechende Ansätze.

Ich Teile die Skepsis von Hans bezüglich Fabber und NewWork, obwohl ich selbst NewWork unterstütze.

Ich denke, dass wir funktionierende Lösungen oder konkrete Utopien nicht als Gesamtschau am Reissbrett entwerfen können, sondern nur durch eine Praxis von Entwicklung in kleinen Schritten erreichen können. (Diese Anmerkung gilt auch für das Dorf-Projekt)

Demzufolge gilt es nicht ein vor-Urteil zu fällen, ob PSSP eine Chance hat oder nicht, sondern einfach die ersten Schritte in diese Richtung zu gehen, und an den Resultaten zu fühlen, ob sie in die richtige Richtung zeigen. Ein Adressverzeichnis von Professionals, die ihre Kompetenzen gerne an NewWork-Projekte weitergeben, wäre da für mich ein sinnvoller Schritt.

Zum Them "High Tech Self-Providing": Fabber ist da bestimmt keine Lösung und Hoffnungsschimmer. Trotzdem fühlt sich die Intention richtig an; die Realisation kann aber weit weg von den Ideen von Frithjoff sein. Ich denke, dass eine gesellschaftlich organisierte Massenfertigung und koordinierte Auftragsvergabe und Normung von Bauteilen an (bereits existierende) Produktionszentren ein Weg sein könnte. Die Frage ist, ob und wie man sich eine kritische Masse an Menschen dafür bilden und organisieren kann.

Zur Franz Argumentation mit dem "Volkswirtschaftlichen Schaden": das halte ich für Unsinn. Wenn alle Effizienzmöglichkeiten ausgeschöpft würden, wäre dies im Verwertungssystem kein Vorteil für uns alle, weil dann einfach die Profitrate schneller sinkt, und die schöne Illusion noch schneller vorbei ist. Firmen müssen, in stiller Übereinkunft, den Fall der Profitrate möglichst verlangsamen. Innerhalb von Kapitalismus lohnt sich Effizienz nur auf der Seite des Produzenten, nicht auf der Seite des Konsumenten. Nur wenn dieser organisiert eine Effizienz oder einen Nutzen einfordert, wird er diese(n) bekommen.

Thomas, es ist richtig, das kapitalistische System geht an der zunehmenden Effizienz zugrunde und für das System ist die Reduzierung des volkswirtschaftlichen Schadens, also eine Effizienz zum Vorteil der Konsumenten, wie von Franz vorgeschlagen, äußerst schädlich. Ich weiß nur nicht warum, du die Argumentation von Franz als Unsinn bezeichnest, denn sie ist ganz und gar nicht unsinnig. An solchen Beispielen wird immer wieder deutlich, wie unsinnig das kapitalistische System ist. HansLey 10. September 2006 5:39 CET


Thomas, das Thema ist sehr komplex und deshalb entsteht sehr schnell ein Wust, der sich nur schwer überblicken läßt. Eigentlich wollte ich auch auf das Thema NewCraft eingehen, doch dann wird der Überblick noch schwieriger. Es gibt aber einige Gemeinsamkeiten und es ist wahrscheinlich trotzdem sinnvoll beides gemeinsam zu diskutieren und wir sollten versuchen von Zeit zu Zeit aus dem Wust einen lesbaren Extrakt zu bilden.

Mein Hauptargument gegen beide Konzepte ist die Blauäugigkeit mit der meistens von Leuten, die der Technik relativ fern stehen, Erwartungen geweckt werden, die so nicht erfüllbar sind. Mit diesen unrealistischen Visionen übersieht "man" die realen Möglichkeiten, die den "Himmelsstürmern" vielleicht zu banal sind, die jedoch den Vorteil haben, realisierbar zu sein.

Grundsätzlich kann "man" ohne eine entsprechende Infrastruktur überhaupt nichts machen und die kommt nicht mit gutem Willen zustande oder indem einige Leute ihre Heimwerkermaschinen in einem Pool zusammenbringen.

Um nur kurz auf das Konzept NewCraft einzugehen. Hier ist meistens eine handwerkliche Basis vorhanden und durch CNC-Maschinen versucht man kleine industrie-ähnliche Fertigungsinseln zu bilden, um individuelle Produkte, meist Möbel herzustellen. Handwerk hatte ja bekanntlich immer "goldenen Boden" und hat diesen bis heute, weil wirkliche handwerkliche Produkte eben nicht mit industriellen Produkten vergleichbar sind. Wenn man jetzt glaubt mit einem sehr reduzierten "industriellen" Maschinenpark handwerkliche Produkte herstellen zu können, dann ist das einfach nicht wahr.

Bei NewCraft Möbeln sehe ich immer wieder die gleichen, maschinenbedingten Verbindungselemente, die als besonders gelungene Designelemente hochgejubelt werden. Das ist für eine Weile ganz hübsch, aber darauf läßt sich keine neue dauerhafte Bewegung aufbauen. Diese Produkte sind eigentlich nicht "Fisch noch Fleisch"

Für eine Weile mag das vielleicht funktionieren und ich wünsche den Handwerkern, die in teure Maschinen investiert haben, daß sie wenigstens das investierte Geld wieder herein holen. Aber ich bin überzeugt davon, sie werden gut daran tun ihren handwerklichen Betrieb nicht aufzugeben, denn davon werden sie auch in der Zukunft leben (müssen?). Wie ich schon ganz am Anfang geschrieben habe, lasse ich mich gerne belehren und hoffe auf eine fruchtbare Diskussion. -- HansLey

Hans, ich würde mich freuen wenn Du Dich auf dieser Liste subskribierst: http://de.groups.yahoo.com/group/newcraft/ FranzNahrada Genau was Du beschreibst soll NewCraft NICHT sein, also würde das durchaus eine spannende Sache, die Frage auszuloten was eine Kombination von dezentraler Automation und Handwerk - Eigenarbeit wirklich kann. Ich geb Dir einen weiteren Link von Christopher Alexander, der genau auf das Problem Bezug nimmt: A GENERAL PURPOSE DIFFERENTIATING ALGORITHM and the Proof of Concept in Furniture Production. Freilich ist nicht ausgemacht ob sich das im Handwerk der Zukunft durchführen lassen wird oder nicht.

Franz, ich habe mir die Liste angeschaut, aber im Moment möchte ich mich nicht weiter verzetteln. Willst du nicht versuchen, die Leute von dieser Liste hier ins DorfWiki einzuladen. Das scheint mir ein generelles Problem zu sein, die wenigen, die an diesen Themen interessiert sind kommen nicht zueinander und so ist nirgendwo eine kritische Masse (eigentlich ein schreckliches Wort) vorhanden. -- HansLey

Umsetzungsvorschläge    

Thomas: Wie es auch heißt -- wie tun wir es ?

Wie tun wir es? Womit hat die Industrialisierung in der Vergangenheit begonnen? Mit Erfindungen und deren Anwendung. Schon die alten Griechen kannten das Prinzip der Dampfturbine und haben es nur für Spielzeuge benutzt. Die industrielle Umsetzung ist notwendig. -- HansLey

Hans, was willst Du wie umsetzen? Franz

Zunächst ist eine entsprechende Infrastruktur notwendig. Und mindestens genauso wichtig sind engagierte und fachkundige Menschen, die mitarbeiten wollen. In meinem konkreten Fall habe ich beides an einer Universität gefunden, für die ich tätig bin. Es hat, wie ich bereits erwähnt hatte, mit einem ganz konkreten Auftrag für den Aufbau eines Flexiblen Fertigungszentrums begonnen. Jetzt habe ich einen Kurs in einem Postgraduierten Studiengang gestartet und wir entwickeln ein ganz konkretes Produkt, daß wir später herstellen und vermarkten wollen.

Das Konzept baut auf dem auf, was ich in den beiden Aufsätzen HansLey/SOLIDAKonzeptEinerNeuenUnternehmensform? und HansLey/SolidaUniversitaeten? ansatzweise dargestellt habe. Ein anderes Projekt betrifft die Entwicklung Produktion und Vermarktung eines neuen Fahrrades. Das Projekt einer Freien Werkzeugmaschine (wie Freie Software) befindet sich noch in der Vorbereitungsphase. Hans

Hans, Thomas, ich bin ungebildet in Bezug auf NewWork und NewCraft. Was Hans beschreibt, was wir mit Franz im VideoBridge Projekt erleben, scheinen mir Bruchstücke eines neuen Konzeptes, ein Puzzle, das man "nur" zusammensetzen muss. "old industry" liefert Parallelen und Negativbeispiele. Neu könnte sein, dass man nur sinnhafte, nachhaltige Produkte realisiert, deren Bedarf und Produktion vor dem Hintergrund einer Community von Konsumenten/Produzenten/Dienstleistern/Anspruchsgruppen stattfindet, die offen ist für die Rollenverteilung, für Feedback, jeder sich an Produktion und Design beteiligen kann. Die unproduktiven Teile der "old industry", nämlich exzessives Marketing und Detailhandel, Markenwesen und Bedarfsweckung, Kurzlebigkeit der Produkte, sowie überbordendes Konkurrenzdenken (rechtliche Absicherung), das Vorbeiproduzieren am Bedarf, fällt weg. Das sind 30-80% der Produktaufwendungen, die sich einsparen ließen: Das ist "new industry"="neue Betriebssamkeit/Fleiß/Produktivität". Wer eine "produktive Rolle" will, geht nicht in Konkurrenz, sondern wird Teil der Community. Auf dem Hintergrund von OpenSource wirkt MeatBall:FairProcess. Vermutlich muss man dann auch eine neue Interpretation der "Markt-Wirtschaft" entwickeln. Markt ist dann vielleicht nicht mehr der Ort, wo Produkte ihren Preis aus Angebot und Nachfrage bilden, sondern Markt ist, wo sich die Community über kooperative Produktion und die Bedingungen des Austauschs verständigt. Der Markt ist vielleicht nicht mehr Instrument der Wirtschaft, sondern er bedingt, erzeugt und steuert als Community die Wirtschaft. Nicht mehr "Markt als Mechanismus", sondern "wir sind der Markt!" und "Markt-Gemeinschaft". Nur so Gedankensplitter und Brainstorming ins unreine...

D. h. die New-Fahrrad-Industry würde nicht primär mit einem innovativen Fahrrad-Design beginnen, wobei das natürlich einer Idee zum Durchbruch verhelfen kann, sondern vor allem den Aufbau einer Fahrrad-Community - als Interessens-, Forschungs-, Benutzer- und Produzentengemeinschaft - bedingen, die von Anfang an Teil an dem Projekt hat und es mit trägt. Hans beschreibt das in der Zusammenarbeit mit der Universität. Es bedeutet aber, alle Interessengruppen zusammen zu bringen, jene die in der Lösung von Energie- und Verkehrsproblemen auf das Fahrrad setzen, das legislative Mitplanen von Radwegenetzen, usw. ... -- HelmutLeitner 4. September 2006 9:10 CET

schaut mal nach auf http://www.theoscarproject.de ....ein visionärer Ansatz in der Automobilproduktion in dieser Richtung. Wir haben ihn schon vor 4 Jahren auf der oekonux-1 gehabt, aber es braucht offensichtlich ziemlich lange bis sowas Realität wird. .Franz

in unserem Zusammenhang interessante Diskussion hier: http://www.theoscarproject.org/index.php?option=com_joomlaboard&Itemid=21&func=view&id=964&catid=13

Franz, das Problem ist nur, dass nicht klar wird, warum man dieses Auto bevorzugen soll. Mal abgesehen davon, dass im ganzen Projekt nicht mal 1% des erforderlichen Weges zu einem konkreten Auto gegangen wurde, gibt es auch keinen Ansatz zu einer Community dazu. D. h. man hat sich einfach ( GründerWiki:MindTheGap) übernommen. -- HelmutLeitner

Das ist genau der Punkt, ein Projekt muß mit den vorhandenen Mitteln in absehbarer Zeit realisierbar sein, sonst hinterläßt es nur Frustration und Spott. -- HansLey

Ich hoffe nicht, dass aus meiner Kritik Spott herausgeklungen ist. Franz hat ja auch den Begriff des "grandiosen Scheiterns" geprägt. Manchmal muss man auch Dinge versuchen, die gegen die Alltagsvernunft gehen, um Erfahrungen zu sammeln oder Mut zu machen. Andererseits ist der Weg "kleinschrittiger Erfolge" vermutlich insgesamt effizienter. -- HelmutLeitner

Ich hatte deinen Kommentar nicht als spöttisch empfunden, die Spötter haben meistens in ihrem Leben außer sich selbst und ihrem Auto noch nichts bewegt. Und es gibt jede Menge von ihnen. -- HansLey

Kommerziell / Nichtkommerziell    

Es ist wichtig, daß wir uns von dem Gedanken des Entweder / Oder lösen und zum Sowohl als Auch finden. Das innovative Fahrrad-Design ist notwendig um Schwung in die Sache zu bekommen, um eine Community zu bilden und überhaupt die Chance zu haben, mit dem Projekt auch Geld zu verdienen. Wenn sich um einen solchen Kern eine Community bildet wird diese lebensfähig und die Aktivitäten werden konkret, es bleibt nicht beim Debattieren.

Innerhalb einer Community ist es wichtig den Konkurrenzgedanken zu überwinden und zu einer kooperativen Zusammenarbeit zu finden. Das geht am besten durch die praktische Übung, des gemeinsamen Erfindens, Planens und Bauens. Die Regeln müssen wir "learning by doing" entwickeln.

Ich stelle mir 3 Varianten der Zusammenarbeit vor.

- Projekte deren Ergebnisse völlig frei sind und eine offene Zusammenarbeit, an der im Prinzip jeder teilnehmen kann (ähnlich wie freie Software).

- Projekte deren Ergebnisse wirtschaftlich verwertet werden. Jeder Teilnehmer an einem Projekt soll an diesem partizipieren (für seinen Lebensunterhalt), die Rechte an den Ergebnissen liegen jedoch bei einer Stiftung, die mit einem sozialen Auftrag verbunden ist (Universität, Schulen, Dorfgemeinschaft, Kulturförderung, usw.) Die Gewinne fliessen an die Stiftung.

- Projekte die von einer Gruppe von Menschen oder einzelnen eigenverantwortlich betrieben werden. Geborene Entrepreneure sollen sich auch frei entfalten können, wobei aber auch hier eine soziale Bindung bestehen sollte, die sich z.B. an dem Umfang der Starthilfe, die solche Projekte bekommen, messen kann. -- HansLey

Genau, das sind alles Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die der Exploration unterliegen. Ich wollte keinesfalls irgendein bestimmtes Modell vorgeben. -- HelmutLeitner