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von Hans Gert Gräbe

Hi Franz,

vielleicht etwas spät, aber wie auch immer.


Franz Nahrada wrote:

>> "Wie würdest Du die Eckpfeiler der New Work-Idee beschreiben?"

Im Grunde führt Frithjof Bergmann Gedanken weiter, die in ähnlicher Form von Alvin Toffler und Marshall McLuhan geäußert wurden: daß nämlich die Epoche der industriellen Produktion durch die Ausbreitung der Mikroelektronik und der Informationstechnologie nicht nur von der Produktionsseite ihre Grundlagen untergräbt, sondern auch von der Produktseite. Die Produkte industrieller Produktion werden selbst durch die Implementation von Chips und Kybernetik zu Produktionsmitteln. Die Veränderung der Produktion und der Produkte geschieht simultan.

Ich weiß nicht, ob durch die Verwendung des Wortstamms "Produktion" bereits ein Denkfehler reinkommt, weil die neuen Mittel damit auf die Verwendung in der Produktion festgelegt werden. Gut, die kann man wiederum sehr weit auffassen, aber wird heute meist nicht. Du bringst auch sofort die Kombination "Produktion und Produkte". Deshalb lieber vom Werkzeugcharakter als vom Produktionsmittelcharakter sprechen?


Toffler nannte das die "Dritte Welle" oder das "Prosumentenzeitalter", McLuhan spricht vom radikalen Gegensatz zwischen dem zentralisierenden Industriekonzept und dem dezentralisierenden Automationskonzept.

In meinem Gebiet gibt es die Begriffe "automated theorem proving" und "mechanized theorem proving" fast als Synonyme. Die einen freuen sich, wie viel man dem Computer übertragen kann, die anderen meinen, man kann ihm (sinnvoll) sowieso nicht alles übertragen. Ein wirkliches Automationskonzept (die menschenleere Fabrik) setzt vorab eine extrem hohe Abstraktionsleistung voraus.

"Dezentralisierende Automation" ist für mich ein Widerspruch in sich selbst. Automatisieren kann ich einen Teil der mir öden Routinearbeiten, also im internen Bereich, nie meine Beziehungen nach außen, weil ich damit einen Teil meines Selbst aufgebenwürde. Sehr schön begründet in dem Aufsatz von Werner Wittenberger

"Kulturhistorische Betrachtung zu Askemos",

http://www.softeyes.net/PUBLde


Automationskonzept. In zahllosen Beispielen beschreiben sie, wie Arbeit auch auf der Produktseite an den Konsumenten "ausgelagert" wird. Eigener Schwangerschaftstest, eigene Textmaschine, eigene Druckerei....unser Alltag ist eigentlich voller Dinge die uns in die Lage versetzen Dinge selber zu tun, für die früher eine spezialisierte Funktion notwendig war.


Das ist Werkzeugproduktion. Aber Werkzeuge muss man wissen zu handhaben. Methoden-, Bedien- und Interpretationskompetenz als Minimum. Wo kommt die her etc.? Hier ist noch viel implizit drin, was gar nicht an- geschweige denn ausgesprochen wird.


> Was Frithjof Bergmanns originäre Leistung ist, ist die simultane Veränderung - Arbeitsplätze werden wegrationalisiert und die Produkte werden immer intelligenter - zusammengeschlossen zu haben. Die Lohnarbeit geht zurück und die Technologie der Eigenproduktion wird immer mächtiger:

Schon wieder Produktion. Eigenproduktion. Ist das Produktion? In welchem Sinne? Reicht es, wenn ich mich auf die in Werkzeugen vergegenständlichte Kompetenz anderer verlasse? Jeder "eigenproduziert" selbst und vor sich hin?

weil sie eben direkteren Zugriff auf produktive Potenzen haben, können ihren Eigenarbeitsraum schaffen.

Welchen Platz hat der im Spannungsfeld zu "Verabreden zu gemeinsamem Tun"?

Notwendigkeit der zumindest partiellen Demonetarisierung -"gemeinschaftliche Eigenarbeit".

Geht mir argumentativ zu schnell.

Aber das ist nur die Spitze eines Eisbergs: Mit dem massenhaften Zunehmen kopierender und realisierender Technologie wird die Qualifikationsstruktur der gesamten Arbeitswelt epochal umgewälzt.

Klar. Alle "kopierende" Tätigkeit wird entwertet, es bleibt nur der Kern, die kreative Tätigkeit. Und damit sind wir bei meinem Begriff der Kompetenzgesellschaft und den Chemnitzer Thesen. Bloß die Kompetenz fehlt in deiner Argumentation selbst im Ansatz.

Auch innerhalb der Wirtschaft kommt es nicht mehr auf das Vollziehen von vorgegebenen Kommandos an, sondern auf die ständig steigende Eigentätigkeit. Diese steht natürlich unter dem Diktat von absurden betriebswirtschaftlichen Vorgaben.

"ständig steigende Eigentätigkeit"? Geht es um Tun oder um Kreativsein? Wieso redest du hier einer abstrakten Logik des Tuns jenseits von Inhalten das Wort?

Ich habe es die drei Eckpfeiler "Selbstversorgung", "Selbstentfaltung" und "Selbständigkeit" genannt. Die stecken das New Work Konzept relativ gut ab ohne daß wir die Resultate dieses Prozesses im Einzelnen schon kennen würden. Dennoch können wir diesen Prozeß so besser verstehen und vor allem: mitgestalten!

Hier geht die Kooperativität der Prozesse nun vollkommen verloren. Alles nur noch Selbst-..............!

So viel mal auf die Schnelle. HGG

--

  • Prof. Dr. Hans-Gert Graebe, Inst. Informatik, Univ. Leipzig
  • Augustusplatz, D-04109 Leipzig, Raum 5-53
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  • email: graebe(AT)informatik.uni-leipzig.de
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