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"New Work, Wertkritik und Ökonux: Ein Gespräch mit Franz Nahrada."
MenschenUndGruppenInÖsterreich
"Neue Arbeit" ist nicht einfach ein neues Arbeitsmarktrezept oder Beschäftigungs-programm. Es geht um Chancen für Politik, Wirtschaft und vor allem für Aktivitäten im Sektor der freiwilligen und selbstorganisierten Tätigkeit, die sich aus tiefgreifenden und langfristigen Veränderungen in der Sphäre der Produktion ergeben. »Im postindustriellen Zeitalter wird Arbeit auf völlig neuartige Weise organisiert wer-den. Das heutige Lohnarbeitssystem und die großindustrielle Produktion werden abgelöst werden von agilen, flexiblen, hochtechnisierten, dezentralen, weitaus effizienteren Gemeinschaftswerkstätten. Die High-Tech-Eigenproduktion bringt neue materielle Unabhängigkeit und freie Zeit, Eigenzeit. Wir werden das tun, was wir "wirklich, wirklich wollen". Dies wird unsere gesamte Kultur verändern.« (Frithjof Bergmann) Die Sichtweise von Frithjof Bergmann wird von drei zentralen Konzepten geleitet: 1. Selbstversorgung: Mit Arbeitslosen in Detroit wagte Bergmann schon in den 80er Jahren das Experiment, einen Teil ihrer Lebenszeit in produktive Freizeit umzuwandeln. Heute sagt er, dass die (hoch)technologischen Grundlagen von Selbstversorgung sich erst jetzt soweit entwickelt haben, daß sie "konkurrenzfähig" und attraktiv zu werden beginnt. Dies aber schafft neue Bedingungen der 2. Selbstentfaltung: "Es ist eine grundlegende, unumstößliche Tatsache, dass Menschen miserabel arbeiten, wenn sie unter Zwang stehen, und unvergleichlich viel besser, wenn sie etwas tun, was sie begeistert, etwas, an das sie glauben, etwas, wonach sie sich sehnen". Und damit entstehen gerade durch die Fortschritte der Vernetzung und Technologie auch die Grundlagen wahrer 3. Selbständigkeit: "In wenigen Jahren wird es möglich sein, in einem Dorf von 1000 Einwohnern achtzig Prozent der Gegenstände des täglichen Bedarfs wieder lokal zu produzieren - auf hohem technischen Niveau". Dies ergibt völlig neue Perspektiven für lokale Ökonomien und ihre Wissensvernetzung. Unschwer stellen wir fest, dass unsere Gesellschaft sich keineswegs spontan in die obige Richtung entwickelt. Mehr noch, eine Realisierung erscheint derzeit sogar unwahrscheinlich: Beschwörungsformeln wie "Wachstum" und "Vollbeschäftigung" beherrschen trotz ihrer mageren Wirkung und ihrer durchschauten Realitätsferne noch immer Denken und Handeln. Die Resultate mögen katastrophal bis skurril sein: solange das Neue keine genauere Form angenommen hat gilt eben das Alte als Norm ungebrochen weiter. Wir wollen uns folgende Fragen stellen und versuchen, sie hier gemeinsam zu beantworten: - Müssen neue politische Rahmenbedingungen gesetzt (und/oder alte Werte wiederentdeckt) werden, um das positive Potential menschlicher und kultureller Kreativität freizulegen? - Welche neuen Produkte und Wirtschaftsweisen braucht es, um Neue Arbeit zu verwirklichen? Wie sieht es mit sozialer Absicherung und Lebensqualität konkret aus? Und wie mit ökologischer Nachhaltigkeit? - Wie sehen die Orte, Umgebungen, sozialen Felder und Netzwerke aus, innerhalb derer Menschen das tun können "was sie wirklich wollen" und dabei sowohl ihre Lebenshaltungskosten senken als auch einen wertvollen Beitrag zum Wohl und Fortschritt aller leisten? Der beste Weg, diese Fragen zu beantworten, ist neben der theoretischen Analyse auch das Experiment. Wir wollen versuchen auch Raum und Interesse für experimentelle praktische Umsetzungen in Österreich zu schaffen.
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