Martin Kirchner / Tagebuch |
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Für das Klimabündnis war ich in Payerbach bei einer Vorführung von Al Gore's "Unbequemer Wahrheit" mit anschließender Diskussion und Ideenfindung von Gemeinde-Akteuren. Das soll/kann ich jetzt öfters machen, was mir echt taugt. Interessant finde ich die Strategie "Al Gore Film anschauen und die Betroffenheit für Projektdefinitionen nutzen" im Vergleich zu dem Ansatz von den TransitionTowns. (siehe auch unten) Die TransitionTowns verbreiten total positive Energie, da gehts um Visionen und die Frage "Wenn uns viel weniger Erdöl zur Verfügung steht, wie könnte es dann noch superer sein und was können wir jetzt schon dafür machen?". Der Al Gore-Film macht nicht so gute Stimmung, sondern zeigt das Damokles-Schwert, das da sehr weit oben hängt und wo wir eh nur sehr wenig dafür tun können, ob es fällt oder nicht (weil die Chinesen und die Amrigana...) Das Klima-Thema "Wir müssen auch was zum Klimaschutz beitragen" hat sowas von "Seien wir doch auch gute Menschen und tun wir was für die Eisbären oder die ferne Zukunft", also viel weniger unmittelbar und die eigene Existenz betreffend. Es könnte sein, dass Peak Oil gerade zum richtigen Zeitpunkt jetzt da ist und uns aus der Bequemlichkeit rausreißt und uns da packt, wo es uns schon mal zumindest einigermaßen wehtut: beim Tanken. Es könnte sein, dass wir auf Grund der Umstände fast gezwungen sind, gemeinschaftlich Alternativen aufzubauen. Es könnte sein, dass die ganze Wirtschaftslage und die Endphase des Börsenhypes der letzten 20 (oder so) Jahre uns bei der Dorferneuerung und bei neuen Gemeinschaftsprojekten noch prima unterstützen wird...
Am Wochenende war ich auf einem Gemeinschaftstag von dem Projekt "Garten der Generationen" in Herzogenburg rund um Markus Distelberger. Der Anwalt/Mediator Markus Distelberger steht hinter dem so genannten 7-Generationen-Netzwerk und veranstaltet seit Jahren echt beeindruckende Pfingstsymposien in St. Pölten im Open Space-Stil. Heuer war ich wieder mal dabei im Moderationsteam und war berührt von dem, was sich da magisches tut in einem so offenen, prozessorientierten Rahmen. Es war echt möglich, dass sich wirklich alle Generationen vom Baby über Kleinkinder, viele Jugendlichen und Junge und etliche Alte wohl und eingebunden fühlten, mit Lernen und Begegnen und Spiel und Spass und Entspannen (wäre ein anderer Tagebuch-Eintrag). Und Markus arbeitet seit rund zwei Jahren an einem neuen großen und offenen Gemeinschaftsprojekt mit einem Wohnprojekt im Kern. Was ihm dabei vorschwebt, ist so etwas wie "ein andauerndes Symposium" und die Schaffung eines kapitalismusfreien Raums. Dazu haben sie in ihrer Kerngruppe die rechtlichen Grundlagen für einen Vermögenspool entwickelt, mit einem System, wo über einen Treuhänder Gemeinschaftsanteile verwaltet werden und man auch Miteigentümer werden kann, indem man sich zB. auch durch manuelle Tätigkeiten einbringt. In den nächsten Monaten soll es ums Bauen gehen. Es soll eine Bauform (sozial und technisch und wirtschaftlich) entwickelt werden, die durch folgendes charakterisiert ist:
Sie haben soweit ich das sehe volle Untersützung von der Gemeinde Herzogenburg, eine Kaufoption auf ein Grundstück mit mehr als 1 ha Baugrund zu rund 40Eur/m2.
Hätte große Lust gerade, das Peak Oil Thema, insbesondere den TransitionTowns Ansatz in einem Symposium im Stile der Pfingstsymposien in St. Pölten zu bringen. Ideen dazu: Peak Oil als Chance Von abhängigem Konsum zu gemeinschaftlicher Daseinsmächtigkeit Viel mehr noch als der Klimawandel zwingt uns das Ende des billigen Erdöls zu einem dramatisch niedrigeren Energieverbrauch und schließlich zu einer radikalen Umgestaltung unserer Lebensweise. Wir sind in unseren wirtschaftlichen Abhängigkeiten und Siedlungsformen noch kaum vorbereitet auf das, was Peak Oil als Konsequenzen bringen wird. Was können wir tun, um uns auf diesen Wandel vorzubereiten und den Übergang zu gestalten, anstatt von den Folgen von Peak Oil überrascht zu werden? Wie können wir gemeinschaftlich Abhängigkeiten überwinden und zunehmend mehr Macht über unser Dasein (zurück-)gewinnen? Welche inneren Prozesse, welche Werte und praktischen Fähigkeiten sind notwendig? Eine Zukunft mit weniger Öl und die sich daraus ergebende „Relokalisierung“ kann auch dem heutigen Status Quo vorzuziehen sein und zu einem reicheren, verbundeneren und weniger gestressten Leben führen. Je früher wir damit beginnen, desto besser wird der Übergang gelingen. Mögliche Themenstränge u.a.:
Für den Ort und tw. die Teilnehmer hätt ich einen speziellen Vorschlag! -> lets phone Franz
Seit langem lese ich im Permaculture Magazine und höre vom Global Ecovillage Network über das sogenannte Transition Town Movement. Nachdem ich mir aus der Ferne die österliche "Positive Energy Conference" in Findhorn angeschaut habe (über Youtube usw) hab' ich mir das Buch vom sympathischen Mastermind Rob Hopkins über Transition Towns besorgt und ... bin begeistert. Rob Hopkins sagt, dass Peak Oil viel mehr zu Verhaltensänderungen und Innovationen motiviert wie der Klimawandel. In mittlerweile rund 40 Gemeinden und Städten (extrem schnell wachsende Grassroots-Initiative) gehen sie von den beiden Themen aus (Klimawandel und Peak Oil) und arbeiten mit einem Permakultur-Hintergrund und offenen, extrem inklusiven Prozessen an der sogenannten "Community Resilience": der Widerstandskraft bzw. Unverwüstlichkeit (lässt sich ein bissl schlecht übersetzen). Zu den im “Transition Town Movement” entwickelten Antworten gehören viele Vorstellungen, die einem bekannt vorkommen: lokales Wirtschaften, lokale Ernährung, lokale Energieversorgung oder die Förderung der Selbstversorgung, aber eine wichtige Rolle spielen auch die Stärkung der lokalen Kultur samt Zusammengehörigkeitsgefühl und die Reaktivierung alter Kulturtechniken, die für unsere Großeltern noch selbstverständlich waren. Echt intelligent, wie die das aufziehen. Ich frage mich, inwiefern die Dorferneuerung schon davon gehört hat. http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1029044 http://transitionculture.org/ (Blog von Rob Hopkins) http://energiewende.wordpress.com/ (deutsche Übersetzungen) http://totnes.transitionnetwork.org/
Fast 2 Jahre waren wir in einem Verhandlungsprozess mit den Grundstücksbesitzern in Wald. Das ursprüngliche Angebot hat sich als Nicht-Angebot herausgestellt, den doppelten Marktwert wollten wir nicht zahlen und die von den Besitzer-Parteien angestrebte Teilung des Grundstücks zieht sich dahin, nach etlichen konkreten Versprechungen mittlerweile ohne absehbares Ende. Für uns wurde es an der Zeit dieses Gelegenheitsfenster zu schließen und so Raum zu schaffen für Neues. Wir trafen uns am 2. Mai zu einem echten Trauerspiel am Grundstück in Wald und beendeten das Projekt in dieser Form. Es tut uns zwar schon leid, aber ob das nun langfristig gut oder schlecht ist, können wir nicht wissen. Möge schließlich etwas entstehen, das noch viel inspirierender ist und noch besser zu uns und unseren Bedürfnissen passt.
Erfahrene “Ökodörfler” wie z.B. Hanna Morjan aus Findhorn (Schottland) und Dieter Halbach aus dem Ökodorf Sieben Linden (Deutschland) vermittelten ihr Wissen und ihre Erfahrungen in Workshops und Präsentationen. Weiters gab es Arbeitsgruppen mit Ute Gieseking und Rupert Weis aus dem “Lebensgarten” (Deutschland), Benno Capelari vom Niederhof (Österreich), Franz Nahrada (Leiter des Global Village Labors und Forschungsnetzwerks), eine Präsentation der Gemeinschaft “Damanhur” (Italien). http://austrotopia.net/wiki/index.php/Viseality_review
Mit einem sog. „Architect of the Future“-Stipendium unter der „Patronanz“ von Paolo Coelho hatte ich die Ehre, in diesem philosophischen Event rund um Zukunfts- und Sinnfragen mit einem interdisziplinären Dialog von berühmten Wissenschaftlern, außerordentlichen Künstlern und spirituellen Führern und einem Top-Business-Auditorium teilzunehmen. Das Waldzell-Meeting nimmt Anleihen am Glasperlenspiel von Hermann Hesse und findet jährlich in den historischen Gemäuern des Stifts Melk statt (siehe http://www.waldzell.org ). Der Event war ziemlich elitär, nicht wegen der goldenen Sessel im Stift Melk, sondern der Eintrittspreis von 2000€ hatte eher selektiven Effekt. D.h. die Zielgruppe waren die eher reflektierteren Steuermänner der Wirtschaft (auch ein paar Frauen…), wobei ein wichtiger Aspekt für diese Menschen sicher das Networking untereinander war. Das Konferenz-Setting im schönen Kolomani-Saal war eher traditionell, d.h. im Gegensatz zu einem Open Space hieß es hier „sitzen und zuhören“, die einzigen die Fragen stellen durften waren überraschenderweise die Vertreter der jungen Generation (d.h. wir Stipendiaten). Mit dem Publikum kamen wir so leider erst am Sonntag Nachmittag und in den kurzen Pausen in Dialog. Thom Mayne, Architekt und Pritzker-Preis-Gewinner, begann mit „Architecture is about asking the right questions“ und gab Sager von sich wie „History is incredibly overrated“. “Future is a narrative that we agree on. We create our stories and than our stories create us. Craig Venter, der Entschlüssler des menschlichen Genoms und mit seiner Firma Besitzer vieler Patente, ist meinen Fragen nach „Open Source“ leider entkommen (er war nur Samstag da). Er sprach mit einem „Sense of Urgency“ über die Grenzen unseres Ökosystems, die er beim Segeln in den leer gefischten Weltmeeren mit plastikübersäten Traumstränden aus erster Hand erfährt. Er erforscht, wie die Mikroorganismen Sonnenlicht in Energie umwandeln und erhofft sich davon auch nützliche Biotechnologie, um von den fossilen Brennstoffen wegzukommen. Und dafür haben wir 10-20 Jahre max. sagt er. „Not changing is not an option.“ Peter Senge, Leiter des Zentrums für systemisches Denken und Autor des Weltbestsellers „Die fünfte Disziplin“, hat mich fast am meisten berührt. So sprach er über Mitgefühl (Compassion), aber nicht das unmittelbare und wenig dauerhafte Mitgefühl nach Katastrophen wie in New Orleans, sondern das Mitgefühl für unsere Zukunft, unsere Kinder. Und die Auseinandersetzung was diese Katastrophen mit uns und unserem „way of life“ zu tun haben. Er meinte, dass wir immer noch in der „Blase“ des Industriezeitalters gefangen sind mit den Grundannahmen
„It’s hard to know what fish talk about but you can be very sure that it is not water“ “evolution = transformation through conservation“ -> so we should not loose the question “what do we intend to conserve”.
Die Botschaft von Anton Zeilinger war die eines Optimisten, der sagt, wir sollten nicht so linear denken. Und dann hat er einen Beweis geführt, dass es entweder Gott bzw. Zufall gibt, oder aber alles vorherbestimmt ist (doch leider konnte ihm glaube ich kaum wer folgen). Und „Fragen schaffen Wirklichkeit“: Unsere Fragen, die wir an die Natur stellen, ist entscheidend dafür, welche mögliche Realität Wirklichkeit wird. Jonathan Wittenberg, ein Rabbi aus UK mit der Ausstrahlung eines durch sein warmes Herz Erleuchteten, spricht darüber wie er nach einer dünneren Haut strebt, besonders um sein Herz. Und er spricht über „Moral Imagination“ und die Wichtigkeit des historischen Kontexts in heiligen Texten. Inspirierend fand ich auch Tenzin Palmo, eine Engländerin, die mit 20 nach Tibet gegangen ist und u.a. 12 Jahre in einer Höhle meditierend verbracht hat und jetzt (revolutionäre) Frauenkloster gründet. „Our minds are imprisoned by our ignorance, ignorance of our true being and the nature of the world. So we think about electricty and forget about the computer and put in more and more programs. And when we pull out the plug – where is the computer?” „We don’t see things as they are, we see things as we are.“ “Happiness rests in the happiness of others.”
Erstaunlich waren die Closing Words von Paolo Coelho. Er (nachdem diese Frage bereits vom Publikum im „Glasperlenspiel“ gestellt wurde) präsentierte eine Vision für das Leben in 2055 mit den folgenden Hauptpunkten:
Weitere spannende Momente:
Der Outcome dieses Meetings ist für mich:
Danke Martin für diesen faszinierenden Bericht. Ich sitze gerade in der Business Lounge des Flughafens von Venedig, genieße die wiederaufgetauchte Sonne und denke auch mit Faszination an ein mehrtägiges Workshop in Chioggia zurück, wo ich vor 50 Architekturstudenten aus mindestens 10 Ländern einen Vortrag zu den Dörfern halten durfte. Es ist wunderbar, wie eine ganze junge Architektengeneration den Gedanken der Globalen Dörfer aufnimmt! Mehr dazu unter FranzNahrada/Tagebuch. Ich würde mich freuen wenn es mir oder besser uns gelingt, mit Paolo Coelho zusammenzuarbeiten. Vielleicht hast Du den entscheidenden Link gelegt! Franz Martin, danke dass du so ausführlich und berührend von diesem Meeting berichtest. Es gibt viel zu viele Konferenzen und Workshops von denen man nur ein "es war toll" hört, und damit ihre Möglichkeiten zu nachhaltigeren Effekten nicht nutzen. Dein Bericht macht sehr nachdenklich. Danke nochmal. -- HelmutLeitner 19. September 2005 17:01 CET
Auch von mir ein danke !
Zu Craig Venter fällt mir ein: Es gibt Menschen die mit diesem Thema (Speicherung von Sonnenenergie in Biomasse) schon seit Jahren und Jahrzehnten arbeiten. Mich wundert, warums dazu Genforschung brauchen soll. Rick Nelson http://www.solaroof.org - ein wirklich revolutionärer Vorschlag zur Lösung unserer Energie- und CO2 Probleme. - Franz
Bei PaoloCoelho? möcht ich nochmal nachfragen, ob er wirklich meint daß sich das Warensystem in seinem heutigen Umfang aufrechterhalten läßt. Was sollen denn die Dörfer tauschen?
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