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Was Ist Jedlesee ? Eine Antwort auf die "Identitätskrise"

(Artikel in der "Jedleseer Zeitung")

In der Ausgabe 2/2012 der "Floridsdorferin" (einstmals "Bei uns in Jedlesee") hat der Herausgeber Hans Höfer einen Artikel mit dem Titel "Identitätskrise für Jedleseer" veröffentlicht, der dankenswerterweise Anlass zu Klarstellungen oder auch einfach für spannende Überlegungen gibt. Schon die gerade erwähnte Umbenennung der Zeitschrift lässt ja erahnen dass sich die IG Kaufleute Jedlesee mit dem Wort "Jedlesee" nicht so richtig wohlfühlt. Also ist natürlich diese Zeitschrift, die sich aus dem Karl Seitz Hof hervorgehend "Jedleseer Zeitung" nennt indirekt herausgefordert. Hat Jedlesee also eine Identitätskrise? Was ist das eigentlich, Jedlesee?

Völlig richtig ist: die alte, historische Grenzziehung des Dorfes Jedlesee zu Jedlersdorf durch die heutige Anton Denglergasse auf der einen Seite und die Schwarze Lacke (heutige Kirtagswiese) auf der anderen Seite ist überholt. Wenn man weiß, dass die Jedlersdorfer vor der Donauregulierung ihre Rinder aufs Äugl getrieben haben, während Jedlesee ein eher kleines beschauliches Dorf an der Schwarzen Lacke war, kann man sich vorstellen dass alle diese Grenzen und herkömmlichen Vorstellungen mit der heutigen Realität nicht mehr übereinstimmen. Nur: warum wird uns das heute zum Problem?

Heute haben wir einen Bezirk Floridsdorf mit 145.000 Einwohnern, das ist nur knapp weniger als die Stadt Salzburg - wahrscheinlich wird diese Stadt sehr bald eingeholt und überholt durch das Bevölkerungswachstums unseres Bezirkes. Aber Lebensqualität ist keine Funktion der Bevölkerungszahl, sie ergibt sich aus der Fähigkeit, sich in einer Gegend mit Charakter und Identität wohlzufühlen, seine Mitmenschen zu kennen, sich mit ihnen zu verständigen, und hier spielen Größenordnungen eine ganz wichtige Rolle, auch Grenzen und Übergänge.

Der gebürtige Wiener und weltweit bekannte Architekt Christopher Alexander, der mit seiner "Mustersprache" eine überall anwendbare Theorie der lebenswerten Stadt entworfen hat, stellt fest: es gibt zwei Extreme in der Stadt, die vermieden werden sollten: die total heretogene durchmischte Stadt auf der einen Seite und die ghettoisierte Stadt auf der anderen Seite. Vielmehr sei es wichtig, ein strukturiertes Mosaik aus großen und kleinen Subkulturen zu haben. Statt eines grauen vagen Durcheinanders eine Vielfalt vertrauter und klar identifizierter Bereiche, zwischen denen sich der einzelne frei bewegen, in denen er sich aber auch zu Hause fühlen kann.

Was heißt das für uns? Es heißt dass wir uns glücklich schätzen können, wenn wir von vorneherein noch Dörfer und ihre Charaktere in diesem Bezirk haben; dass aber die großstädtische Entwicklung natürlich weitgehend die Räume zwischen den Dörfern aufgefüllt hat und auf ihren Charakter zunächst wenig Rücksicht genommen hat. Und trotzdem fühlen wir uns in den alten Dorfkernen seltsam wohl, betrachten sie als Ausgangspunkt unserer Identität. In der neuesten Ausgabe seiner Zeitschrift schreibt Hans denn auch: "Unser Verein wurde 2002 in "IG Kaufleute Jedlesee" umbenannt, weil sich mit dem alten Namen Kaufleute außerhalb der Prager Straße nicht angesprochen fühlten". Ich würde hinzufügen, auch die Leute nicht. Fragt man sie, in welchem Teil von Floridsdorf sie wohnen, dann bekommt man zur Antwort "Jedlesee". Und die Grenzen dieses "Gebietes in den Köpfen" sind eben schon längst über die alten Dorfgrenzen hinausgedrungen, die Schwarzlackenau gehört ebensosehr dazu wie der Karl Seitz Hof und das Äugl. In Wahrheit haben gerade die baulichen Großtaten der sechziger und siebziger Jahre, die Nordbrücke, der Marchfeldkanal sowie die Neue Donau ganz klare und deutliche "Ortsgrenzen" gesetzt.

Jedlesee ist das Viereck, und die Prager Straße ist eigentlich die vierte Grenze, wobei das Gebiet diesseits der Shopping City und der Eisenbahn eine Ausnahme bildet. Auch die Koloniestraße ist eigentlich Jedlesee. Das wäre, wenn man es wollte, eine ganz simple Definition. Eigentlich ist das auch schon wieder eins sehr großes Gebiet, aber so ist es eben mit dem Ganzen und den Teilen: zuviele kleine Teile sind auch nicht das Wahre. Die merkt man sich dann auch nicht mehr. Vielmehr ist eben dann Jedlesee auch wieder ein Zusammengesetztes, aus Neu-Jedlesee, Alt- Jedlesee und Schwarlackenau. Jeder dieser Bereiche hat wiederum einen eigenen Charakter, und das ist gut so, bringt Vielfalt und Kontraste.

Leider nehmen die Wiener Stadtentwicklungspläne wenig Rücksicht auf die Entwicklung. Zu solchen "Dörfern in der Stadt" gehören starke Zentren und die Betonung der jeweiligen Identität. Beides lässt noch viel Raum für sinnvolles öffentliches Engagement. Tatsächlich entsteht Ghettoisierung genau in dem Moment, wo man sich um solche Fragen nicht kümmert. Deswegen ist der Name dieser Zeitung auch ein Programm, auch und gerade weil sie vom Karl Seitz Hof und von den Gemeindebauten in Neujedlesee ausgeht.

Was könnte Jedlesee sein?

2004, als wir erstmals die "Jedleseer Gespräche" abhielten, die wir nun im Jahr 2013 gemeinsam mit dem Bezirksmuseum wiederbeleben wollen, habe ich eine "Vision für Jedlesee" verfasst, die ich auch heute noch vertreten kann.

Umschreiben: http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?Jedlesee/EineVisionFürJedlesee