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DAnke an Gabriel Bilek für diese großartige Arbeit aus dem Jahr 2013 !

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Allgemeines   
Architekt   
Dominik Hofmann Sporthalle/"Tröpferlbad"/Waschsalon   
Exedra   
Februar-Kämpfe 1934   
Gartenstadt   
Karl Seitz Platz   
Kindergarten   
Planung, Ausschreibung, Bau   
Tanzschule Schwebach   
Volkswohnungspalast   
Zweiter Weltkrieg   

Allgemeines    

Was ist der Karl Seitz Hof?

Der Karl Seitz Hof ist eine unter Denkmalschutz stehende, in etwa 117.000m² umfassende Wohnsiedlung im 21. Wiener Gemeindebezirk (Floridsdorf). Das Bauprojekt wurde 1926-1933 durch die damalige sozialdemokratische Kommunalregierung der SDAP durchgeführt und ursprünglich als "Gartenstadt Jedlesee" bezeichnet. Erst 1951, ein Jahr nach dessen Tod, wurde der Gemeindebau offiziell nach dem Wiener Bürgermeister KarlSeitz umbenannt, inoffiziell trug er diesen Namen schon seit 1945! Der Karl Seitz Hof erlangte durch das zeitgenössisch höchst innovative Konzept des Architekten Hubert Gessner großes Ansehen, ist aber auch Schauplatz geschichtsträchtiger Ereignisse gewesen.

Der Gebäudekomplex ist ein Archetyp einer annähernd autarken Stadt als eigenständiges Element einer Stadt, die den Bewohnern aufgrund ihrer kompletten Ausstattung die Erledigung der Lebensnotwendigkeiten weitgehend innerhalb ihrer Grenzen ermöglicht. Der Karl Seitz Hof ist Teil einer Wohnbauoffensive durch die sich in der Hochblüte befindende Sozialdemokratie. Ihre Zielsetzung war die drastische Verbesserung der bis dahin ärmlichen Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft und damit verbunden die vielfache Steigerung ihrer allgemeinen Zufriedenheit. Im Gegenzug versprach man sich die Sicherung eines massiven Fundaments aus treuen Stammwählern und die Erhöhung der Volksgesundheit zur Optimierung des zur Verfügung stehenden Potentials an Arbeitskraft. Die politische Opposition spottete über die im Rahmen dieser Wohnbauoffensive entstandenen Gemeindebauten als "Rote Festungen".

Unter den 1.173 Wohnungen, die das Bauprojekt "Gartenstadt Jedlesee" ursprünglich umfasste, befand sich auch die 25.000ste Wohnung des gesamten, am 21. September 1923 von der Gemeinde Wien beschlossenen Wohnbauprogramms in der von Armut, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrisen heimgesuchten Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Da diese ca. 30-40m² großen Einheiten als Arbeiterunterkünfte konzipiert waren und den heutigen Standards nicht mehr entsprechen, sinkt ihre Anzahl durch Wohnungszusammenlegungen im Zuge ihrer Aufwertung kontinuierlich.

Unschätzbare Dienste als Bindeglied zwischen den Mietern von Gemeindebauten und der Hausverwaltung durch die Stadt Wien leisten die Mieterbeiräte. Hier ist Heinrich Gindel, Mieterbeirat des Karl Seitz Hofes, abgebildet, wie er in höchst interessanter, lehrreicher und charmanter Weise sein enormes Wissen über die Gartenstadt Jedlesee speziell und über Floridsdorf allgemein an eine Gruppe aus Architekturstudenten weiter gibt. Und damit die Atmosphäre schön locker bleibt, dürfen ihn alle "Heinzi" nennen. Ihm sind auch viele der Informationen zu verdanken, die dieser Internetseite zugrunde liegen.

Amüsant ist das pikante und unter den engagierten "Ureinwohnern" der Gartenstadt immer wieder zu leidenschaftlichen Diskussionen führende Detail, dass der Karl Seitz Hof topografisch zu "Jedlersdorf" und nicht zu "Jedlesee" gehört, obwohl sich viele von ihnen als "Jedleseer" fühlen. Dieser Umstand beweist nicht alleine das große Interesse der Bevölkerung an lokalen Themen, sondern zeugt auch von ihrem starken Identifikationsbedürfnis mit ihrer kommunalen Zugehörigkeit.

Von 1995-2000 wurde der Karl Seitz Hof unter Beachtung der gesetzlichen Auflagen des Denkmalschutzes generalsaniert. Unter anderem wurden 32 Aufzüge eingebaut und der Gemeindebau an das Fernwärmenetz angeschlossen.

Wo genau liegt der Karl Seitz Hof?


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Die äußeren Grenzen des Karl Seitz Hofes verlaufen entlang der Jedleseer Straße mit Einschluss des Karl Seitz Platzes, der Voltagasse, der Bunsengasse und der Dunantgasse (ehemals Moltkegasse), durchzogen wird er von der Edisongasse.

Architekt    

Der geistige Vater des Karl Seitz Hofes war der österreichische Architekt Hubert Gessner. Er wurde am 20. Oktober 1871 in der tschechischen Stadt Valašské Klobouky geboren. Ab 1894 studierte er bei Otto Wagner und von 1898-1899 war er Mitarbeiter in dessen Büro. Der fachliche Einfluss seines berühmten Lehrers tritt im Schaffen Gessners deutlich zutage, der den Stil Wagners aber nicht bloß kopierte sondern sukzessive weiter entwickelte. Um die Jahrhundertwende wirkte Hubert Gessner in enger Kooperation mit seinem Bruder FranzGessner und in der Zwischenkriegszeit etablierte er sich als führende Kapazität der architektonischen Planung der für damalige Verhältnisse revolutionären und in den Dimensionen monumentalen kommunalen Wohnbauten der Gemeinde Wien. Das Projekt fiel in eine Zeit, zu der Wien eine Zweimillionenseelengemeinde war, einer Statistik aus 1919 zufolge nur in etwa 5% der Wohnungen fließendes Wasser eingeleitet war und der Großteil des Arbeitereinkommens dem Kostenfaktor "Wohnen" zum Opfer fiel. Die rote Stadtregierung generierte mit diesem gigantischen Bauvorhaben einen Doppelnutzen, denn einerseits konnte dadurch die akute Wohnungsnot und andererseits die erdrückende Arbeitslosigkeit in Wien gemildert werden. Die davor unbekannte luxuriöse Ausgestaltung der Wohnungen mit internen sanitären Installationen und der allgemeinen Infrastruktur durch Einrichtungen wie Bädern, Kindergärten, Büchereien, Sportanlagen und zentral gelegenen Waschsalons führten zur Prägung einer neuen Bezeichnung dieser Bauwerke als "Volkswohnungspaläste" und verliehen ihnen den Charakter einer fast selbständigen (autarken) Stadt innerhalb der Stadt Wien. Die revolutionäre Aufwertung der Lebensumstände der Arbeiterschaft und die Vernetzung ihrer Individuen zu einem Kollektiv sollten diese Trabantenstädte als Keimzellen der Loyalität zur Sozialdemokratie etablieren. Zusätzlich war die Synthese aus damals streng getrennten Elementen wie Straßen, Plätzen, Gebäuden und Grünflächen zu einem hofähnlichen Ganzen bahnbrechend und auch heute noch sind Gessners Werke beliebte Studienobjekte angehender Architekten. Das Antlitz des Karl Seitz Hofes spiegelte mit seinem massiven festungsähnlichen Auftritt, der Verwendung von bis dahin Palästen und Villen vorbehaltenen antiken, griechischen Stilelementen und dem dominant aufragenden Uhrturm das Selbstbewusstsein der Sozialdemokratie der ersten Republik wider und wirkte durch die aufgelockerte Bebauungsdichte und die zahlreichen begrünten Innenhöfe wie ein urbaner Verband in ruraler Umgebung. Das architektonische Stilelement der Exedra zieht sich dabei wie ein roter Faden als Leitmotiv durch den gesamten Wohnbau. Obwohl sich der persönliche Freund ViktorAdlers mit der Sozialdemokratie identifizierte und die Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) sein Schaffen als Kommunalwahlkampfpropaganda herangezog, wurde Gessner kein offizielles Parteimitglied. Trotzdem erhielt er nach dem Niedergang der Sozialdemokratie im Februar 1934 keine größeren Bauaufträge mehr und wurde während des Terrorregimes der Nationalsozialisten zeitweise mit Berufsverbot belegt. Mit ihrer Machtergreifung in Österreich im Jahre 1938, wurde Gessner auch der Titel des Zivilarchitekten aberkannt. Am 24. April 1943 verstarb Hubert Gessner, der als bodenständiger Gentleman galt, in seiner Wohnung im 18. Wiener Gemeindebezirk. Seine sterblichen Überreste wurden am Neustifter Friedhof beigesetzt.

Hubert Gessner zitierte unter anderem bei der Ausgestaltung der Gitterhoftore des Karl Seitz Hofes...... den Stil seines Lehrers Otto Wagner!


Eine Gedenktafel über dem Haupteingang.Der Karl Seitz Hof ist eine Kleinstadt im Grünen. Die
zahlreichen Innenhöfe lockern die Bebauungsdichte
stark auf und bilden botanische Oasen zwischen
den Gebäudekomplexen.
Die festungsartige Anmutung suggeriert
Kraft, Sicherheit und Selbstbewusstsein.
Neben der Betonung der horizontalen Linien...... verwendet Gessner zur Vermeidung von Monotonie
auch halbrunde Stilelemente.
Türme, Torbögen und Säulen transferieren
ein wenig Extravaganz in die Arbeiterklasse.

  • Aufstellung der wichtigsten Werken Hubert Gessners:
    (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_Gessner)
    • Villa Bratmann in Walachisch-Klobouk (1896)
    • Sparkassengebäude in Czernowitz (1899)
    • Museumsgebäude der Stadt Czernowitz (1900/1901)
    • Arbeiterheim Favoriten in Wien (10., Laxenburger Straße 8–10, 1901)
    • Bezirkskrankenkasse Brünn in Mähren (1903)
    • Bezirkskrankenkasse Floridsdorf in Wien (21., Holzmeistergasse 9, 1904)
    • Hotel Schlesischer Hof in Troppau (1905)
    • Zentralbad Brünn (1905)
    • Ein Sanatorium in Brünn (1905)
    • Erster Niederösterreichischer Arbeiter Konsum Verein in Wien (12., Wolfganggasse 58–60, 1905)
    • Mährische Kaiser Franz Joseph I. Landes-Heilanstalt in Kremsier (1905, Fertigstellung 1908).
    • Hotel Heinrichshof in Neutitschein (1906)
    • Konsumhalle Pöchlarn an der Donau (1906)
    • Bäckerei des Ersten Wiener Consum-Vereins in Wien (16., Hasnerstraße 123, 1908)
    • Vorwärts-Gebäude in Wien, (5., Rechte Wienzeile 97, 1909)
    • Versicherungsanstalt der Österreichischen Eisenbahnen Wien (6., Linke Wienzeile 48–52, 1912)
    • Eisenbahnerheim in Wien (5., Margaretengürtel 136, 1912/1913)
    • Haus Herrenplatz 4 in Sankt Pölten (1913/1914)
    • Konsumvereinsgebäude in Mödling, Neudorferstraße 10 (1913/1914)
    • Hammerbrotwerke Floridsdorf (1919–1921)
    • Metzleinstaler Hof, Wien (5., Margaretengürtel, 2. Bauabschnitt, 1924)
    • Lassallehof Wien (2., Lasallestraße 40, 1924/1925)
    • Reumannhof Wien (5., Margaretengürtel 100–110, 1924–1926)
    • Heizmannhof, Wien (2., Vorgartenstraße 140–142, 1925)
    • Karl Seitz Hof, Wien (21., Jedleseer Straße 66–94, 1926-1933)
    • Kammer für Arbeiter und Angestellte Oberösterreich (Linz, 1928)
    • Augartenbrücke (Wien, 1929–1931)
    • Renner-Villa, Gloggnitz, 1930
Dominik Hofmann Sporthalle/"Tröpferlbad"/Waschsalon    


Waschsalon auf einer größeren Karte anzeigen
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Dieses Gebäude im Innenhof des ersten Bauteils der
Gartenstadt diente einem dreifachen Nutzen:
Im ersten Stock befindet sich die
Dominik Hofmann Sporthalle.
Darunter war eine gemeinsam nutzbare Badeanlage,
das sog. "Tröpferlbad", untergebracht.
Und im Kellerbereich ist die Waschküche/Waschsalon, eine
kollektive Einrichtung zum Wäschewaschen,
die heute natürlich mit modernen Geräten ausgerüstet ist.
Der Waschsalon im Keller.Das alte Heizhaus.

Exedra    

Die Exedra ist ein architektonisches Stilelement, das auf die griechische Antike zurück geht und einen nischenartigen Raum innerhalb einer Halle, eines Hofes oder Platzes bezeichnet, der auch durch Säulen begrenzt und ausgestaltet sein kann.

Als Wiege der Demokratie waren sowohl die das Projekt finanzierende rote Stadtregierung als auch der planende Architekt des Karl Seitz Hofes, Hubert Gessner, der griechischen Kultur besonders zugetan, und so ist es wenig verwunderlich, dass das Säulen- und Exedramotiv den Charakter dieses Gemeindebaus nachhaltig prägt.

Der heutige Karl Seitz Platz ist ein Beispiel für eine Exedra. Seine Ausführung wurde einerseits aus Kostengründen, andererseits, um den Eindruck des Größenwahns zu vermeiden, weit weniger pompös als geplant gestaltet. So verzichtete man auf die Pflasterung des Platzes, die überdies eine Antithese zur Idee der grünen Gartenstadt dargestellt hätte. Aber auch viele Stiegeneingänge, der hofseitige Eingang des Kindergartens und die beiden runden als Rankgerüste für Blumen geplanten Strukturen vor der Terasse der Tanzschule Schwebach sind als Exedren ausgeführt. Bei genauer Analyse des Karl Seitz Hofes findet man dieses Motiv noch in zahllosen Details.

Der Karl Seitz Platz, ... ... die Stiegeneingänge des ersten... ... Bauteils der Gartenstadt, ...
... der hofseitige Eingang des Kindergartens, ...... die hofseitige Terrasse der Tanzschule... ... und diese Rotunde sind Beispiele für das Exedra-Motiv.

Februar-Kämpfe 1934    

Im Februar 1934 wurde auch der Karl-Seitz-Hof in die tragischen Kampfhandlungen im Bürgerkrieg zwischen Anhängern des Republikanischen Schutzbundes der Sozialdemokratischen Partei und der bürgerlichen Heimwehr verwickelt. Als Widerstandszentrum des Schutzbundes wurde er durch einen Panzerzug des Bundesheeres beschossen und fiel am 14. März 1934 in die Hände der Regierungstruppen.

Gartenstadt    

Die Gartenstadt ist ursprünglich ein von dem Briten Ebenezer Howard im Jahr 1898 in England entworfenes Modell der planmäßigen Stadtentwicklung als Reaktion auf die schlechten Wohn- und Lebensverhältnisse sowie die horrend steigenden Bodenpreise in den stark gewachsenen Großstädten... Noch vor den städtebaulichen Modellen der Bandstadt und der Ville Radieuse von Le Corbusier wurde das Gartenstadt-Modell zum folgenreichsten Modell städtebaulicher Planung im 20. Jahrhundert. Wikipedia Artikel

Der Karl Seitz Hof stellte aber eigentlich ein architektonisches Statement gegen die Gartenstadt im Sinne Ebenezer Howards dar.

Zeitgeistige Lektürehinweise:

Karl Seitz Platz    

Der Karl Seitz Platz ist ein repräsentativer halbrund
angelegter Park durch den man von der
Jedleseer Straße zum Haupteingang des
Karl Seitz Hofes gelangt.
Karl SeitzIn gerader Linie vor dem Haupteingang thront eine Büste
Karl Seitz´ auf einem quaderförmigen Sockel.
Sie wurde von Gustinus Ambrosi geschaffen und am
16. Juni 1951 im Zuge der Umbenennung der
Gartenstadt in "Karl Seitz Hof" enthüllt.
Durch seine freundliche Gestaltung hat sich der
Karl Seitz Platz zu einer beliebten Begegnungs-
und Kommunikationszone entwickelt.
Am 03.03.2005 erfolgte der Spatenstich für die Volksgarage
mit 218 Stellplätzen unterhalb des Karl Seitz Hofes.
Hier ist der markante Uhrturm des Karl Seitz Hofes,
der über der Stiege 1 der Jedleseer Straße 66-94
in die Höhe ragt, abgebildet.

Kindergarten    

Auf der Dunantgasse 13 bietet der Karl Seitz Hof
eine städtische Kinderbetreuungseinrichtung...
... in der ausgebildete Pädagogen/innen für das Wohl und die
Entwicklung der ihnen anvertrauten Kinder sorgen.

Planung, Ausschreibung, Bau    

Das Areal auf dem der Karl Seitz Hof heute steht, gehörte ehemals zu Niederösterreich. Nach Ende des Ersten Weltkrieges erwarb die Gemeinde Wien den insgesamt etwa 117.000m² großen Baugrund vom Stift Klosterneuburg, dem Militärkommando Korneuburg und der Siedlungsgnossenschaft in ihr alleiniges Eigentum. Dieser Dreiteilung der Liegenschaft muss auch noch heute bei der Organisation ihrer Verwaltung Rechnung getragen werden. Bevor im Frühjahr 1926 der endgültige Beschluss gefasst worden ist die Immobilie für die Errichtung einer weiteren großen Wohnhausanlage zu nutzen, existierten Pläne des Architekten Franz Schuster auf diesem Grundstück eine geometrisch exakt strukturierte Kleingartensiedlung mit jeweils 200m² umfassenden Parzellen inklusive eines Volksparks und eines Produktionsmarktes entstehen zu lassen. In diesem Wettstreit um die räumliche Nutzung manifestierten sich die beiden rivalisierenden Strategien gegen die herrschende Wohnungsnot der damaligen Zeit, den schließlich der Architekt Hubert Gessner mit seinen Plänen für die monumentale Gartenstadt für sich entschied.

Am 29.06.1926 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung des Karl Seitz Hofes in Anwesenheit des Wiener Bürgermeisters Karl Seitz und des österreichischen Bundespräsidenten Dr. Hainisch.

Bei der Wahl der Baumaterialien gab man der konventionellen Methode des verputzten Ziegelbaus den Vorzug gegenüber den modernen Wohnbautechniken, die Beton, Stahl und Glas verwendeten. Diese Entscheidung beruhte zu einem nicht unwesentlichen Anteil auf beschäftigungpolitischen Überlegungen, weil dadurch viele ortsansässige Baufirmen beauftragt und zahlreiche Arbeitsplätze gesichert werden konnte.

1926-1928 wurde der erste und größte Teil des Wohnbaus (Jedlesseer Straße 66-94) errichtet. Er umfasst insgesamt 40 Stiegen. Hier entfaltet sich die Kretivität Gessners nahezu ungestört und man findet aufwändige Säulen- und Torbogenkonstruktionen sowie teure Keramik- und Terrakottaornamente. Die heute "Karl Seitz Platz" genannte, prestigeträchtige Fläche vor dem Gebäudekomplex, sowie deren nördlicher Abschluss in Form des mächtigen Uhrturms verfolgten auch repräsentative und nicht ausschließlich zweckorientierte Ziele. Unterhalb des Ziffernblattes der Uhr befinden sich ein Festsaal und zwei Aussichtsterrassen, die aber wegen Baufälligkeit heute nicht mehr begehbar sind. Im Mittelteil beherbergten die großzügigen Räumlichkeiten hinter den drei auffälligen Torbogenfenstern ursprünglich eine Bücherei, gegenwärtig werden diese gelegentlich für Filmaufnahmen vermietet.

Einige Beispiele... ... für die noble... ... Ausführung...
... des ersten...... Bauteils... ... des Karl Seitz Hofes.

Bis 1933 folgten dann zwei Zubauten, namentlich der zwanzig Stiegen beinhaltende Voltahof und der fünfzehn Stiegen große Dunanthof. Der Umstand, dass bei beiden die Stiegennummerierung jeweils abermals bei "eins" beginnt, bedeutet eine ziemliche Erschwernis der Orientierung im Karl Seitz Hof, da die Stiegen 1-15 dreimal und die Stiegen 16-20 zweimal innerhalb desselben existieren.

Die Ausgestaltung dieser beiden Elemente der Gartenstadt ist im Vergleich zum fast verschwenderischen ersten Bauteil schlicht und karg. Künstlerische Zierden und architektonische Besonderheiten sucht man vergeblich und die Zweckmäßigkeit wurde der Repräsentanz übergeordnet. Wenigstens blieb man durch die grünen Innenhöfe dem Gartenstadt-Thema treu. Durch die geringe Bebauungsdichte des Grundstückes von 41% erhielt der Karl Seitz Hof seinen Charakter als Stadt im Grünen. Der Architekt desselben, Hubert Gessner, positionierte sein Werk mit folgender Aussage gezielt als Gegenpol zum klassischen Verständnis des Begriffes "Gartenstadt": "Ich denke mir die Gartenstadt nicht so, dass jedes Haus seinen eigenen Garten haben soll, sondern so, dass die Häuser selbst in einem Park stehen." (Die Neue Wirtschaft, 1. 7. 1926)

Kasernenoptik statt... ... Burgcharakter- ... ... der Voltahof und der Dunanthof stehen im
Gegensatz zum ersten Bauteil.

Tanzschule Schwebach    

Die traditionsreiche und mit dem Karl Seitz Hof
eng verbundene Tanzschule Schwebach...
... bietet an der Ecke Jedleseer Straße - Dunantgasse
hinter dem Grete und Otto Ascher Park...
... in vornehmer und familärer Atmosphäre...
... Tanzkurse für Jung und Alt an.Über die hofseitige Terrasse der Tanzschule... ... erreicht man zwei dieser Rotunden, die das von
Hubert Gessner so geliebte Exedramotiv repräsentieren.

Volkswohnungspalast    

https://de.wikipedia.org/wiki/Volkswohnpalast

Volkswohnpalast, auch Volkswohnungspalast ist eine ironische Bezeichnung der repräsentativen Großgemeindebauten der Wiener Zwischenkriegszeit. Der Ausdruck geht auf einen polemischen Aufsatz von Josef Frank aus 1926 zurück. Der Sozialdemokrat und Anhänger der Siedlerbewegung Frank wandte sich in seinem viel zitierten Aufsatz am Beispiel von Hubert Gessners Reumannhof gegen das „Bienenwabensystem“ und die Schlosstypologie der kommunalen Monumentalbauten mit ihren „1000 bis 2000 Behausungen“.

Die von Gessner und anderen Schülern Otto Wagners vertretene Linie blieb allerdings dominant, man sprach propagandistisch vom Margaretengürtel als einer „Ringstraße des Proletariats“, auch vom „Versailles der Arbeiter“. „Volkswohnpaläste“ wie der Karl-Marx-Hof und Friedrich-Engels-Hof, welche zum Teil nicht nur Elemente barocker Schlossarchitektur aufnahmen sondern auch Wehrhaftigkeit symbolisierten, wurden auch politisch als Symbolbauten potentiellen militärischen Aufbegehrens kritisiert, vor allem nach dem Februaraufstand 1934. Der Begriff wurde von den prinzipiellen Gegnern des Wiener kommunalen Wohnbaus aufgegriffen und von dessen Anhängern als politischer Schmähbegriff abgelehnt.

Tatsächlich hat Architekt Hubert Gessner nicht mit Zitaten aus der aristokratischen Welt gegeizt, und der Karl Seitz Hof als die Wiener Antwort auf das Englische Modell der "Garden City" war auch die Sensation des internationalen Architekturkongresses in Wien 1926, der sich mit sozialem Wohnbau beschäftigte.

Zweiter Weltkrieg    

Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland im Jahre 1938 wurden auch in der Gartenstadt Jedlesee alle jüdischen Mieter/innen bereits im Sommer 1938 durch die Magistratsabteilung 21 gekündigt.