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siehe auch Vermischtes

Sarród in Ungarn - Istvan


Sarrod vergrößert anzeigen

Seit langem beschäftigt mich die Lebensform der Menschen in meinem Dorf. (Einwohnerzahl: um 1000)( http://www.sarrod.hu/telepulestortenet/sarrod.html)

Ich sehe hier große Häuser mit großen Gärten. Oft wohnen dort alte Leute alleine. Oft ziehen die jungen Leute weg und die Eltern bleiben dort im großen Haus alleine. Es gibt relativ viele Autos, viele fahren alleine in die nächstliegende Stadt (Sopron) zur Arbeit. (Allein von meiner kleinen Strasse zwei Leute). Ab und zu nehmen sie mich mit. Der Bahnhof wurde längst stillgelegt (wäre eine Direktverbindung nach Pamhagen-Wien!!), der nächste Bahnhof ist 2 Kilometer weit. Es gibt keine Abstimmung zwischen Busfahrplan und Zugfahrplan.

Die Heizungskosten für große Häuser werden immer teurer und teurer, viele Autos sind auf kaum bezahlbare Kredite gekauft worden. Viele Haushalte sind verschuldet.

Die Überlegungen, Wohngemeinschaften oder Genossenschaften zu gründen scheitern an Einstellungen, fehlenden Traditionen, Kapital- und Innovationsmängeln, an Individualismen und Rechtsfragen. Es bleibt eine nicht organisierte, spontane Tradition der gegenseitigen Aushilfe - sporadisch und sehr gelegentlich.

Es gibt sonst ein großes Kompetenzkapital im Dorf: der alte Musikschuldirektor kann Klavier stimmen, seine Frau ist Klavierlehrerin, ein alter deutsche Freund hat alle Werkzeuge der Welt (und das Geschick, alles zu reparieren), nebenan die Frau ist ausgebildete Schulberaterin in Sopron, zwei Häuser weiter woht ein Hufschmied mit Pferdestall, nebenan ein Schilfdachdecker.

Es ergibt sich eine Mänge spontane Möglichkeit zum Wissen-, Kompetenz- und Tätigkeitsaustausch. Ich habe zum Beispiel das Klavierstimmen mit Kohlenschaufeln abgearbeitet. Der alte deutsche Freund mit Auto fährt mich zum Bahnhof und wird immer wieder zum Abendessen eingeladen. Ich habe im Dorf einen Computer eingestellt, dafür hat der Vater meine Wasserleitung repariert. Der Schilfdachdecker (sonst ein Musiker!) hat mir Schilf gegeben, ich überlege, womit kann ich eine Gegenleistung gewähren. (Ich habe versprochen, den Sohn in Berufswahl zu beraten.) Mein 15jähriger Sohn suchte einen Trommelübungsplatz - eine unmögliche Geschichte hier im Dorf, sagte ich zuerst. Dann habe ich herumgefragt, und vier Häuser weiter hatte eine arbeitslose Frau einen kompletten Trommelsatz und war froh, dass mein Sohn dort übt. (Wollte kein Geld dafür, ich habe eine Packung Kaffee insgeheim dort gelassen.) Ein neu einbezogenes österreichisches Ehepaar hat einen Keramikofen - ich gebe der Frau Ungarischstunden, dafür dürfen die Kinder im Keramikstudio arbeiten.

Schön und gut - aber es läuft alles spontan, unorganisiert. Es gibt kenen Informationsbasis für frei herumliegende Kompetenzen, für Tätigkeitsaustausch. Es liegt an mener speziellen Aktivität und Interesse, dass ich diese entdecke und ausnütze. Man könnte ein Projekt in Form einer Datenbank oder in Form einer "Landkarte der Kompetenzen" aufsetzen. Kompetenzen die sich nie und nimmer "kommerziell" betätigen möchten, die aber wertvoll und dringend benötigt sind für die Lebensqualität und das Dasein im Dorf, wie ich an den obigen Beispielen gezeigt habe.

Es stellen sich sofort tausend Fragen: Wer organisiert so eine Datenbank? Wer betreibt das? Wie kann man den Wert der Tätigkeiten ohne Geldvermittlung 'ausrechnen'? Sprich: wie kann ich es ermessen, wieviel Stunden Kohlenschaufeln ist eine Klavierstimmung wert? Wie lässt sich eine Lebensweise der Modernität mit alten (zerfallenen) Traditionen der gegenseitigen Aushilfe vereinbaren? Wie könnte ich eine Wohngemeischaft initieren, wo wir einen großen Garten gemeinsam bebauen (siehe meinen Garten) ( z. B. in facebook...)? Wer gibt dazu Kapital, wer verändert die Einstellungen, wer vermittelt zwischen ganz verschiedenen Lebensweisen, wer gibt Rechtsberatung, wer gibt Geld für ein Vorbereitungsprojekt, für Fallstudien? Fragen über Fragen.

Als ich es zum letzten Mal geschaut habe - und das ist schon eine Zeitlang her - , waren mehr als 120 Leute als zehn Prozent der Dorfbevölkerung in dem speziellen Sozialnetzwerk ( http://www.iwiw.hu, praktisch ein Nationalfacebook mit Millionenteilnehmern) präsent. Das Netzwerk funktioniert übrigens nur mit einer persönlichen Einladung durch einen Teilnehmer.

Das Dorf hat ADSL. Also, ich gehe jetzt in dieses Netzwerk und schaue dort ein bisschen herum.

24. 06.2010 Neue Perspektiven: Der Bürgermeister hat mir erzählt, dass das Dorf ein Projekt über Bioenergie eingereicht hat und die erste (Planungs)Phase gewonnen hat. Das heisst, dass das Dorf einen Bioenergie-Plan erstellen kann, und damit für die Verwirklichung Projektpläne einreichen kann. Falls das zustandekommt, sind neue Zusammenarbeiten möglich.

Ich bedanke mich für alle Kommentare. Es ist mir im Moment noch nicht richtig ersichtlich,wo und mit wem ich wirklich in einem Projekt teilnehmen könnte. Hier wäre nämlich eine gründliche Fallstudie über Infrastruktur, vorhandene Tauschverhältnisse, Rechtslage, Einstellungen usw. notwendig. Wie weiter??

Im ungarischen Facebook (iwiw.hu) haben wir mit Ratsmitgliedern vor kurzem einen Klub für "Sarróder" eingerichtet - bis jetzt 26 Teilnehmer. Im Moment habe ich noch keine Idee, womit ich dort eine Diskussion starten könnte - ohne konkrete Projektperspektive.

Kommentare

AloisKemmer 10. Juni 2010 16:03 CET

Lieber Istvan Bessenyei, ich denke, da kann ich hilfreich sein:

Genau für solche Zwecke die Du hier beschreibst, habe ich das Tauschwiki geschaffen!

Ich stelle die gewünschte "Datenbank" vollkummen frei, kostenlos :und ohne jede Zugangsbescheänkung zur Verfügung. Es handelt sich :dabei um ein Wiki-System, das genauso funktioniert wie das :"Dorfwiki" oder das bekannte "Wikipedia".

Jeder/jede kann da selbst hineinschreiben, was er/sie gerne :tauschen würde oder was er oder sie brauchen würde. Natürlich kann :jeder zu jeder Zeit ganz frei und unkompliziert lesen, was da :angeboten oder gebraucht wird.

Das von mir vorgeschlagene "Zahlungssystem" mit den "Silberlingen"
kann man nutzen oder auch nicht - ganz wie man will.

Ich habe bereits einen eigenen Bereich für euer Dorf angelegt, es : würde mich freuen, wenn ich euch mit diesen Informationssystem
behilflich sein könnte. http://tauschwiki.net/mediawiki/index.php?title=Sarród


FranzNahrada Ich denke Istvan ist an einem Forschungsprojekt interessiert, in dem solche Praktiken untersucht werden. Er will nicht über eine heile Welt spekulieren, sondern Geschichten aus der Realität sammeln.

Fallstudie Blaufrank (Regiogeld Szopron)[1]
Fallstudie Szivesseg [2]
Fallstudie Geschichten zur Soziographie der Nachbarschaftshilfe
Fallstudie rechtliche Grundlagen und Paradoxien (z.B. Biobauern dürfen keine Verwandten mehr beschäftigen und kriegen Hektarpauschale als SV - Steuer aufgebrummt. Besteuerung der Schwarzarbeit auf Umwegen, die sie igentlich unterstellt)
Fallstudie Wissensaustausch im Internet
Fallstudie Soziales Netzwerk in Sarrod (Sprich Scharrod)

siehe ForschungsStrategie