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7. April (peruanische Ortszeit)

Heute ist Richard Kromp mit seiner einigermassen genesenen Jasmin in Arequipa angekommen und haben sich ein Hotel genommen, wo sie selber kochen können. Gott sei Dank war Fr. Prof. Muñoz noch bei mir, weil die hat ein peruanisches Handy und über das Handy hat die Kontaktaufnahme funktioniert. Sind voller Forschungsdrang. Daher

Vermessung eines telematischen Raumes

Morgen 600 am Tagwache, ab in die alte Provinz Colecsuyu, also in den Cañon de Collca. Dort hatte der leider allzu früh verstorbene John Treacy geforscht und lt. Interview Silvia (Mitarbeiterin von Brian S. Bauer) kommen jetzt die Bauern aus dem Cañon de Collca nach Cusco und unterrichten die Bauern in der Region Cusco über klassische andine Landwirtschaft.

Der Cañon de Collca ist an sich wegen der Kondore eine Touristensensation, die uns allerdings nicht interessiert, da wir dort Choquetia suchen, eine marqueta (Inkalandkarte), welche die hydrographischen Bedingungen der Andenes simulieren soll, nach denen die Andenes (mikroklimatisch aktive Terrassenfelder) zwecks der Mobilisierung lokaler Ressourcen ausgemessen und landschaftsplanerisch eingepasst worden sind.

Wegen der Wahlpflicht in Peru (Sonntag sind Präsidentschaftswahlen) ist Fr. Prof. Muñoz heute nach Hause abgedüst. Der Krankheitsfall von Jasmin hat die Planung total verzögert, wir sollten jetzt schon dort sein, sodass wir in die Präsidentschaftswahlpflichts - Rushhour hinein geraten.

Dass das Centro Bartolomé de las Casas in Cusco, die Nationalbibliothek des Inkareiches wegen Umzug und Umbau derzeit eine Ruine ist, ist auch nicht gerade förderlich. Ich brauche ganz dringend den Artikel von Maria Rostworowski de Diez Canseco über "la antigua provincia de Colecsuyu", um die Beschreibung des real existierenden telematischen Raumes Methode Inkarechenanlagen vervollständigen zu können.

Damit hätten wir nicht nur einen, sondern drei telematische Räume abgegrenzt, wobei die marqueta in Puca-Pucara ein absoluter Glücksfall war, da uns eine Lamahirtin das erklärt hat und Terence N. D'Altroy schreibt in seiner benchmark of the state of arts dass unter den Hirten noch das meiste kulturelle Wissen aus dem Inkareich noch lebendig ist - das geht, wie Wilfried Hartl und ich letztes Jahr gesehen haben, so weit, dass sie die Inkalandkarten noch lesen können, die beiden pontificies maximi incaici Brian S. Bauer und Terence N.D'Altroy stehen da irgendwo an.

Wieviele telematische Räume lt Franz Nahrada können wir aufgrund der Analyse des Inkareiches vom GIVE-Standtpunkt aus bestimmen?

Momentan drei: Das Heilige Tal in Cusco, morgen den Cañon de Collca und dann das Obere Mantaro Tal. Da fahre ich auf jeden Fall noch hin, nachdem die Nascalinien gefilmt worden sind.

Was haben die telematischen Räume mit dem Germplasm conservation in situ zu tun?

Das Obere Mantaro-Tal (die Gegend um Huancayo) ist ein Zentrum originärer Biodiversität der Kartoffel laut dem Sampler, herausgegeben von Altieri und Hecht. Wir wissen aber auch,dass es ein aktives Vavilovzentrum ist. Die Inka haben aber in Jauja (oberes Mantarotal) ein Provinzzentrum hingestellt, um die ethnische Gruppe der Wankas zu regieren. Huancayo erscheint mir als Korruption von Huancayuq, also "den Wankas zugehörig". Die Ausgrabung dieses Provinzzentrums durch das Upper Mantaro Valley Research Project der University of California (Berkely) hat den Startschuss für die Weltsystemforschung bzw. Empire-Forschung gegeben. Nun, soweit die Ethno-Archäologie. Wenn es mir in der Nachbereitung jedoch gelingt, die administrativen Grenzen der Provinzen des Inkareiches in Zentral- und Südperu gemäss der marquetas abzugrenzen und festzustellen, welche Sorten in welchem Gebiet wachsen, haben wir eine gut begründete Hypothese, dass wir die Technologie des Baus von Vavilovzentren beschreiben können. Ich habe das Gefühl, dass an der Aufgabe, das Ökomanagementsystem für den Aufbau von Vavilovzentren in nachvollziehbarer und vorallem nachahmbarer Form zu beschreiben, Herr Vavilov selber sich ein wenig die Zähne ausgebissen hatte. Nur der Zusammenhang zwischen der andinen Technologie des Multicroppings und des Baues von aktiven Vavilovzentren war mit dem state of art der Inkalogie zu Lebzeiten Herrn Vavilovs einfach nicht bewältigbar.

Der Weltsystemansatz und vor allem die Entdeckung der Pfadabhängigkeit evolutiver Prozesse durch die moderne, nach-Riedel'sche Evolutionstheorie sollte aufgrund der Systemtheorie auf die moderne Theorie der sozialen Evolution umgelegt werden.

Exkurs: Pfadabhängigkeit der Evolution

Das epigenetische Prinzip wurde von Rupert Riedl aufgrund der Tatsache, dass der Satz: 1 Genom = 1 Phänom nicht stimmt, aufgestellt. Dies ist allerdings für Evolutionstheoretiker zu teleologisch (das intelligent design der Kreationisten dürfte hier durchschimmern). Daher wurde das Problem systemtheoretisch angegangen. Nun gibt es eine Regel: Wenn ein System so komplex wird, dass es zwei Subsysteme herausbildet (sozusagen als Module) und diese beiden Subsysteme interagieren miteinander, so determinieren diese Muster der Interaktion den Vektor, aufgrund dessen der Evolutionspfad des betreffenden Systemes weiter geht. Analog dazu (da der gemeinsame Nenner zwischen biologischer und sozialer Evolution der 2. Hauptsatz der Thermodynamik ist, sprich: die Energiebilanzen) dürfte es ein Isomorphit zum epigenetischen System in der sozialen Evolution geben. Das bedeutet, wir sollten die Globalen Dörfer als Ergebnis einer mehr brain-force driven evolution und weniger workforce-driven evolution betrachten, wobei /work/ hier im physikalischen Sinne verstanden wird (also einschliesslich Maschinenarbeit inklusive Erdölverbrauch, der damit einher geht).
Von dem Standpunkt der Energieblianzen ist es daher relativ wurscht, ob irgendwelche kleine Reichsbeamten die marquetas bedient hatten, oder Mikroprozessoren. Der telematische Raum nach Franz Nahrada ist ein Raum automatischer Steuerung, aber angesichts der (hier als Arbeitshypothese angenommenen) Pfadabhängigkeit der sozialen Evolution sind dies Detailfragen.
Das bedeutet, die Tatsache, dass die Inka relativ zu dem was sie als Welt (mundus) verstanden, die Prinzipien der Globalen Dörfer anwandten, wobei ich im Sinne der Weltsystemtheorie hier /Welt?/ als das definiere, was die Inka selber (emisch) darunter verstanden, also ihre oikoumenê (nach Arnold Toynbee), die logische Folge dessen ist, dass sie, anders als die Römer, kein Mittelmeer als Reichsautobahn hatten, welches billige Massentransporte zu Schiff erlaubte.

Konsequenzen

Ich glaube, es wird langsam an der Zeit, dass wir ein Symposium zu dem Thema andenken ....

Kommentar

Uwe die Kategorie des "telematischen Raums" ist für uns schwer in der Mehrzahl zu denken, aber wenn Du das tust (ich würde "Räume informationsvermittelter Systemsteuerung" bevorzugen, weil Telematik eben letztlich doch nur eine wenn auch sehr hilfreiche Analogie ist), dann muß der Kommunikationsprozeß genauer nachvollzogen werden. Und zwar in BEIDEN Richtungen, das erscheint mir derzeit noch das ungeklärteste. Als Laie denk ich mir daß das mehr war als "Broadcasting". Franz