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Internationale Dorfkonferenz 2011 /
Resümee Krambach


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Selbstorganisation des Dorfes im Verhältnis zur Gemeinde

(Resümee von Kurt Krambach)

Die Frage, ob das Dorf auch künftig Dorf bleibt, erheischt verschiedene Antworten:

  • z. B. verliert es seinen Charakter als Dorf, wenn seine Sozialstruktur nicht mehr von Bauern dominiert wird?
  • Oder: Hört es auf Dorf zu sein, wenn in die dörfliche Lebensweise immer mehr „städtische“ Elemente Eingang finden?
  • Oder: Ist ein Dorf kein Dorf mehr, wenn es „Ortsteil“ einer Gemeinde, gar einer Stadtgemeinde wird?
Letztere Frage berührt das Thema des Vortrages und betrifft vor allem jene Dörfer, die vor der Eingliederung in eine Großgemeinde selbst eine Gemeinde waren und nun die frühere Selbstbestimmung als eigenständige Kommune verloren haben. (Damit ist klar, dass begrifflich hier eindeutig zwischen Dorf (als historisch gewachsener ländlicher Siedlung und dörflicher Gemeinschaft) und der Gemeinde als einer administrativ gestaltbaren Gebietskörperschaft unterschieden wird – im Unterschied zum alltäglichen Sprachgebrauch, in dem Gemeinde und Dorf häufig als Synonyme verwendet werden).

Im Rahmen einer Studie zur Selbstorganisation von Dörfern wurden 2010 u. a. Interviews mit Bürgermeistern von sechs Gemeinden im Land Brandenburg sowie mit 34 Ortsvorstehern und Vereinsvorsitzenden aus Dörfern („Ortsteilen“) dieser Gemeinden durchgeführt; Dörfer, die durch die erst 2003 abgeschlossene kommunale Gebietreform zu „Ortsteilen“ größerer Gemeinden geworden waren.

Gegenstand waren 3 Elemente von lokaler Selbstorganisation der Dörfer:
(a) Verlust lokaler Selbstbestimmung, neue kommunale Mitbestimmung und welche Möglichkeiten neuer Elemente von lokaler Selbstbestimmung gibt es? Obwohl die meisten sich inzwischen mit der neuen Situation arrangiert haben, wird überwiegend der Verlust der früheren Möglichkeit bedauert, vor Ort dörfliche Entscheidungen selbst treffen zu können. Die Rolle der lokalen Selbstbestimmung wird in engem Zusammenhang mit dem Erhalt der lokalen Identität des Dorfes gesehen.
(b) Als zweites Element lokaler Selbstorganisation wurden die Möglichkeiten der dörflichen Selbstgestaltung untersucht, insbesondere das – wie vermutet worden war - sehr differenziert ausgeprägte gemeinschaftliche Engagement der Dorfbewohner für die Verbesserung der dörflichen Lebensqualität. Seine Ausprägung hängt einerseits eng mit den Möglichkeiten der Selbstbestimmung, wie eigener Dorf- und Projektplanung, zusammen (ist ja praktische Realisierung von Selbstbestimmung; andererseits ist für beides maßgebend
(c) das dritte Element lokaler Selbstorganisation: die Form der Bündelung der lokalen Kräfte und das Niveau des organisierten Zusammenwirkens der Dorfakteure (Ortsbeirat, Dorfvereine, Unternehmer, einzelne „Initiatoren“). Von der Ausgestaltung der neuen Möglichkeiten der Selbstorganisation des Dorfes in produktivem Wechselverhältnis mit anderen Dörfern und insbesondere mit der Gemeinde wird abhängen, wie weit die jeweilige Dorfgemeinschaft „Subjekt“ der Entwicklung ihres Dorfes wird bzw. bleibt.


Prof. Dr. Krambach, Agrarsoziologe (im Ruhestand), ist Gründungsmitglied der Arbeits-gemeinschaft Lebendige Dörfer (im Verein Brandenburg 21), die das Brandenburgische Netzwerk für Lebendige Dörfer koordiniert; dieses Netzwerk ist regionales deutsches Mitglied der Vereinigung der Dorfbewegungen in Europa ERCA (European Rural Community Association). Er wurde 2009 als Delegierter des Brandenburgischen Netzwerkes für Lebendige Dörfer in den Vorstand von ERCA gewählt. Er ist ehrenamtlicher Koordinator des Gesprächskreises Ländlicher Raum der Rosa-Luxemburg-Stiftung.