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Internationale Dorfkonferenz 2011 /
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Kurzbericht Schweden Staffan Bond

Die Kraft der ländlichen (dörflichen) Gemeinschaften – Das Schwedische Beispiel

In Schweden gibt es fast 5000 Dorfaktionsgruppen, die die Schwedische Dorfbewegung bilden. Sie sind über das gesamte ländliche Schweden verteilt, einige existieren auch in Städten. Die meisten schwedischen Dörfer gehören dazu.

Die Dorfbewegung ist das Ergebnis einer Kampagne für das ländliche Europa in den späten 1980er Jahren, bei der Schweden eine aktive Rolle spielte. Die schwedische Kampagne wurde von der Regierung in Zusammenarbeit mit etwa 100 Nichtregierungsorganisationen ausgeführt.

Das wichtigste Ziel der Kampagne war, die Dorfbewohner zu mobilisieren, aber auch die öffentlichen Meinung und Politik zu beeinflussen. In Folge der Kampagne sind 1000 Dorfaktionsgruppen entstanden, indem einige bereits existierende lokale Vereine neue Aufgaben übernahmen; die meisten wurden jedoch neu gegründet.

Hintergrund war die rückläufige Bevölkerungszahl in dünn besiedelten Regionen. Dorfbewohner, die an den Rändern der in den 1970er Jahren gegründeten großen Gemeinden lebten, spürten einen Mangel an Einfluss. Einige Dörfer gingen mit gutem Beispiel voran, indem sie nicht auf Hilfe von außen warteten, sondern selbständig handelten und damit andere Dörfer inspirierten ihrem Beispiel zu folgen.

In den letzten 20 Jahren ist die Bewegung „reifer“ geworden und wird als natürlicher Bestandteil der schwedischen Gesellschaft gesehen; als die unterste Ebene der Gesellschaft unterhalb der kommunalen Ebene. Gegenüber früher oft vorhandenen Widersprüchen zwischen der Kommunalpolitik und den Dorfaktionsgruppen arbeiten sie heute meist Hand in Hand – allerdings gibt es immer wieder Reibungspunkte.

Die Dorfaktionsgruppen organisieren sich unterschiedlich. Sie sind die lokalen Zentren, die demokratische Entscheidungen treffen, Aktionen koordinieren und die Dörfer repräsentieren. Von Anfang an waren Frauen aktiv an diesem Prozess beteiligt; die Jüngeren fehlten dabei jedoch oft – das ist auch heute noch eine unserer größten Herausforderungen.

Die Dorfgruppen stehen für eine teilnehmende Demokratie auf der Dorfebene, durch die formale repräsentative Parteipolitik auf der Gemeindeebene ergänzt wird. Anfangs fühlten sich lokale und höhere Politiker von diesem neuen Phänomen bedroht – Einigen geht es noch immer so, aber die Zahl sinkt.

Die Dorfgruppen nehmen viele Aufgaben wahr. Sie entwickeln Dorfpläne, organisieren kulturelle Veranstaltungen, fördern die Gründung von Unternehmen, Schulen und Breitband, betreiben Dorfläden, kümmern sich um die Umwelt usw. Sie übernehmen die Verantwortung für immer komplexere und aufwändigere Aufgaben, während der Staat und die Gemeinde ihre Ressourcen immer stärker kürzen.

Mehr als 100.000 Personen sind direkt an der Arbeit der Dorfaktionsgruppen beteiligt und beeinflussen indirekt circa 3.5 Millionen Schweden - ein Drittel der schwedischen Bevölkerung. Sie investieren jährlich mehr als eine Million Euro in die Entwicklung ihrer Dörfer.

Charakteristisch für die schwedische Dorfbewegung ist eine Vernetzung auf allen Ebenen – im Dorf, in der Gemeinde, in der Region, national, in den nordischen Ländern, in Europa. Dörfer tauschen ihre Erfahrungen aus, gewinnen an Macht und Einfluss auf Meinungen und die Politik. Das landesweite „Ländliche Parlament“ ist ein wichtiges Ereignis, das die Stärke der Dörfer demonstriert und ein Treffpunkt für Dörfler und Politiker ist.

Gegen die lokale Entwicklung in ländlichen Gebieten wirken starke Kräfte von der Marktwirtschaft bis zur Politik (einschließlich der EU-Politiken) und der Bevorzugung städtischer Lebenswerte. Ländliche Gebiete gewinnen jedoch immer mehr an Bedeutung, weil sich die weltweite Nachfrage nach natürlichen Ressourcen erhöht und diese immer knapper werden – wie das Ölfördermaximum. Small scale smart technology eröffnen Möglichkeiten. Ebenso ergeben sich Veränderungen in den Präferenzen der Menschen, wie Nähe zur Natur, Freiräume zu haben und gleichzeitig nicht-industriell produzierte Nahrung mit lokaler Identität zu haben. Und nicht zuletzt ist gehören dazu: Engagement und Gestaltungsmöglichkeiten im Dorf.

Die lokale ländliche (dörfliche) Gemeinschaft spielt eine große Rolle dabei eine nachhaltige Gesellschaft zu formen. Also handelt, wartet nicht auf Andere, vereinigt Euch, macht den Anfang in der Planung, nutzt vorhandene Ressourcen inklusive Geld, vernetzt Euch, arbeitet mit der Gemeinde und LEADER zusammen, übt Druck aus auf die Ausbeuter, begrüßt Neueinsteiger und Außenseiter und versucht Einfluss auf allen Ebenen auszuüben, um die Politik zu verbessern!