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Internationale Dorfkonferenz 2011 /
Bericht Franzen


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Vortrag:

Zukunft der dörflichen Entwicklung aus Bürgersicht - Beispiele aus Hessen, NRW und Rheinland-Pfalz

von:

Dipl.-Geographin Nathalie Franzen, Dorfplanerin, Lehrbeauftragte am Geographischen Institut der Universität Mainz

Kurzfassung:

Der demographische Wandel betrifft auch die westlichen Bundesländer: die Bevölkerung wird älter und nimmt ab; diese Entwicklung setzt den Strukturwandel im ländlichen Raum der seit dem 2. Weltkrieg mit hoher Geschwindigkeit verläuft, fort und stellt die Dörfer vor neue Aufgaben. Problembereiche wie die Versorgung der Dorfbewohner mit Waren und Dienstleistungen, die Mobilität, die Entwicklung der Siedlungsflächen wie der Ortskerne und vor allem auch das Gemeinschaft- und Vereinsleben wandeln sich.

Es stellt sich hierbei die Frage, wie die Bewohner der ländlichen Siedlungen ihre Zukunft bzw. die Zukunft ihrer Dörfer sehen – welche Visionen, welche Leitbilder entwickeln sie? Durch sog. 'Dorfkonferenzen', angelehnt an die Zukunftswerkstätten nach R. Jungk, wurden in 40 Dörfern in Hessen Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz durch die Bevölkerung (moderiert und beraten durch die Referentin) Leitbilder und Projekte zu deren Erreichung erarbeitet, die hier nun näher vorgestellt werden.

Deutlich wird ein noch relativ geringes Problembewusstsein vieler Dorfbewohner: zwar sind sie grundsätzlich über den demographischen Wandel und seine Auswirkungen informiert, haben sich bisher aber wenig Gedanken um ihr Dorf bzw. ihre eigene Zukunft gemacht. Bei der gemeinsamen Diskussion der Dorfentwicklung bis ins Jahr 2030 werden daher aktuelle wie auch zukunftsweisende Themen häufig vermischt, aber in den meisten Fällen dennoch umfassende Visionen für das eigene Dorf erarbeitet.

Sehr häufig wird eine engere Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung der Generationen im Ort als Grundlage einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung formuliert, außerdem Themen wie Versorgung und Mobilität, Energieversorgung und Erhaltung dörflicher Traditionen. Gemeinsam wird auch versucht, die Umsetzung dieser Ideen und Ziele voranzubringen, was in selbständigen Dörfern (wie z.B. in Rheinland-Pfalz) einfacher ist als in eingemeindeten Dörfern, die über ihre Ortsbeiräte nur noch eine beratende Funktion innerhalb der Großgemeinde haben.

Häufig gründen sich Dorfvereine wie 'Unser Wallertheim' oder 'Unser Dorf hat Zukunft' oder 'Dorfgemeinschaft Seckmauern', um diese übergreifenden Aufgaben zu übernehmen: Dienstleistungstauschbörsen (zum Zeit-Tausch als Ergänzung der Nachbarschaftshilfe), organisieren, Teilnahme am Dorfwettbewerb, Organisation von Markttagen, Festen, Kursen, Veranstaltung von Kinder- und Jugendaktivitäten bzw. Seniorenarbeit stehen in ihren Vereinssatzungen. Manche gehen noch weiter und übernehmen Infrastruktureinrichtungen wie Schwimmbäder oder Bürgerhäuser von den Kommunen, die diese, häufig mit hohen Sanierungsstaus, nicht mehr finanzieren können.

Doch was bringt die Dorfbewohner dazu, sich für ihren Ort zu engagieren? Was motiviert, was verhindert Engagement? Hier lässt sich keine allgemeine Aussage treffen; eingemeindete Dörfer sind meist weniger visionär, weil sie auch weniger umsetzen können als Dörfer mit eigener Planungshoheit und eigenem Haushalt, allerdings ist ein eigener Haushalt keine Garantie für freie Finanzmittel.

Eindeutig ist aber die Bereitschaft zum bürgerschaftlichen Engagement dort besonders hoch, wo die Dorfgemeinschaft gut funktioniert und die Identifikation mit Ort und Projekt hoch ist. Als Fazit aus der Arbeit in den Dörfern ist festzuhalten, dass es wichtig ist den Dörfern eine Begleitung und Beratung zur Seite zustellen, soweit dies gewünscht wird, damit sowohl die Zielformulierung wie auch die Umsetzung der entwickelten Projekte nicht scheitert. Wichtig dabei ist aber, die Bürgerinnen und Bürger dabei soweit selbst zu befähigen dass sie nach einem Anschub die Projekte selbst weiter tragen können.