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Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Die versteckten Kosten der Energie   
Den Auswirkungen auf der Spur   
Summen mit variabler Geometrie   
Externe Kosten und die Folgen   
Welche politische Umsetzung?   
Beispiele: Externe Kosten verschiedener Wärmeerzeugnissysteme   
Beispiel: Ölkessel   
Beispiel: Pelletskessel   
Zusammenfassung   


Die versteckten Kosten der Energie    

Europa hat sich eindeutig für eine Politik der nachhaltigen Entwicklung entschieden. Ernst genommen, setzt diese Option unter anderem eine Revision der wirtschaftlichen Berechnungen voraus, bei der bisher außer Acht gelassene Kosten einbezogen werden. Wenn diese „externen Kosten“ im Energiebereich berücksichtigt würden, wäre der Preis einer kWh auf Erdölbasis doppelt so hoch wie heute.

Diese versteckten externen Kosten betreffen im Wesentlichen Gesundheits- und Umweltschäden. Ein Beispiel? Bei der Verbrennung einer Tonne Kohle in einem Wärmekraftwerk werden zahlreiche Stoffe in die Luft ausgestoßen, die in einem mehr oder weniger großen Umkreis rund um den Emissionspunkt verschiedene Auswirkungen haben: Zunahme von Erkrankungen der Atemwege, Verfall von Gebäuden, Rückgang der landwirtschaftlichen Produktivität, ...

Derartige Schäden verursachen der Gemeinschaft Kosten, die in der Energierechnung im engen Wortsinn nicht inbegriffen sind. Manche finden sich in den bezifferbaren Ausgaben anderer Sektoren, wie etwa der Gesundheitsversorgung, wieder. Andere sind eher „virtueller“ Art, lassen sich aber anhand des Betrags einschätzen, den die Bürger zu zahlen bereit wären, wenn sie sich dadurch vermeiden ließen. Die Bedeutung einer strengen Beurteilung dieser externen Kosten wird immer offensichtlicher. Sie macht nämlich ein Instrument verfügbar, das sehr nützlich ist, wenn es darum geht, die großen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen auf dem Gebiet der Energiepolitik zu treffen.

Den Auswirkungen auf der Spur    

Auch wenn das Prinzip ganz selbstverständlich scheint, erweist sich seine praktische Umsetzung als ausgesprochen komplex. Sie hat Anfang der 90er Jahre begonnen, zu einer Zeit, als der Begriff nachhaltig in die politischen Diskurse Einzug hielt, ohne dass irgendwer in der Lage gewesen wäre, ihm eine auf einigermaßen seriösen Bewertungsprinzipien basierende wissenschaftliche Substanz zu geben. Ursprünglich wurde das Projekt "External Costs of Energy" von einem Konsortium europäischer und amerikanischer Forscher gestartet. Ziel ist, die externen Kosten der Energie zu bestimmen, genauer gesagt der Erzeugung von Strom mithilfe der verschiedenen verfügbaren.
Quellen: Windkraft, Sonne, Kernkraft, Biomasse, Kohle, Erdöl, Erdgas, Hydroelektrizität…

Der zur Stärkung der Wirkungsorientierung entwickelte Ansatz, der so genannte impact pathway, ist logisch und systematisch. Es geht darum, jeder Etappe der Elektrizitätserzeugung Rechnung zu tragen, ohne auch nur eine einzige außer Acht zu lassen, und ihre Kosten einzuschätzen. Im Fall der Kohle zum Beispiel sind die Auswirkungen zu berücksichtigen, die mit dem Bau eines neuen Wärmekraftwerks, der Gewinnung des Rohstoffs und des Kalks (wenn dieser zur Entschwefelung der Verbrennungsprodukte benutzt wird), mit dem Transport der Kohle, den Abfällen und andern Stoffen und natürlich mit der Elektrizitätserzeugung selbst verbunden sind, nicht zu vergessen die Entsorgung der Abfälle und den Transport der Elektrizität.

Summen mit variabler Geometrie    

„Die seriöse Einschätzung dieser Auswirkungen im Hinblick auf ihre Kosten setzt Kenntnisse voraus, die oftmals im Laufe der letzten zehn Jahre erworben wurden und ohne das Projekt "External Costs of Energy" nicht möglich gewesen wäre“, betont Ari Rabl. „Wir haben beispielsweise aktuelle epidemiologische Daten verwertet, um die Auswirkungen gewisser Schadstoffe auf die Gesundheit – als Anzahl betroffener Personen und verlorener Lebensjahre – einzuschätzen. Darüber hinaus haben wir Modelle eingesetzt, um die Ausbreitung der Schadstoffe in der Luft sowohl auf regionaler wie auf europäischer Ebene nachzuvollziehen.“

Um seine Verfahrensweise zuverlässig zu untermauern, hat man sich auf eine beeindruckende Menge von Daten gestützt – von technischen Elementen, etwa die Emissionsraten für jeden Schadstoff (mehrere Dutzend wurden berücksichtigt) über demographische Daten und Untersuchungen zu persönlichen Wertsystemen, anhand derer sich Begriffe wie Gesundheitsschädigungen beziffern lassen, bis hin zu den meteorologischen Modellen, die unverzichtbar sind, um die Ausbreitung der verschiedenen Schadstoffe zu beurteilen.

Nacht achtjährigen Arbeiten, an denen Dutzende von Forschern in der gesamten Union mitgewirkt haben, war das Projekt "External Costs of Energy" ab dem Jahr 1998 in der Lage, pro Land für jede einzelne Energieart eine Bilanz zu erstellen. Die Ergebnisse weisen starke Kontraste auf. In Deutschland zum Beispiel betragen die externen Kosten für eine durch Windkraft erzeugte kWh 0,05 Euro-Cent, für die Elektrizität hingegen, die ein mit Erdöl betriebenes Wärmekraftwerk produziert, 5 bis 8 Cent. Die externen Kosten der Kernkraft-kWh – ein Zehntel von dem, was beim Einsatz von Kohle anfällt – sind in ganz Europa gering, zwischen 0,2 und 0,7 Cent.

In der Regel bestehen erhebliche Abweichungen zwischen den einzelnen Ländern, die ihre technologische Heterogenität und die demographischen Unterschiede widerspiegeln. Die Forscher gehen davon aus, dass die externen Kosten der Elektrizitätserzeugung sich auf 1 bis 2 % des europäischen BIP belaufen. Im Übrigen glauben sie, dass sich der Preis der kWh auf Erdöl- oder Kohlenbasis verdoppeln würde, wenn diese Kosten in Anrechnung kämen.

Externe Kosten und die Folgen    

Die Veröffentlichung dieser Ergebnisse und das interdisziplinäre, wissenschaftlich untermauerte Verfahren, mit dessen Hilfe sie erlangt wurden, sind eine Premiere auf diesem Gebiet und fortan die Referenz für die mittel- und langfristige Energiepolitik. Dieses Verfahren wird jedoch immer weiter ausgefeilt. Im Rahmen des Projekts Newext (New Elements for the Assessment of External Costs from Energy Technologies) will man bestimmte Parameter verfeinern, insbesondere im Hinblick auf die geldliche Beurteilung der durch Luftverschmutzung verursachten Mortalität. Darüber hinaus soll die Einschätzung der externen Kosten auf Bereiche ausgedehnt werden, die derzeit noch nicht berücksichtigt werden, beispielsweise die Boden- und Wasserschäden (Säuerung und Eutrophierung, Dioxinemissionen, Einfluss jeder Energie auf die globale Erwärmung usw.).

Die Forscher haben auch die Untersuchung der durch das Risiko eines technischen Unfalls verursachten externen Kosten in Angriff genommen. Diese waren bisher vor allem für die Kernenergie berücksichtigt worden, haben sich angesichts des hohen Grads an Sicherheit und der geringen Wahrscheinlichkeit eines Unfalls in den europäischen Kernkraftwerken aber als relativ unbedeutend erwiesen. Um jedoch die verschiedenen Energien auf ausgewogene Weise zu bewerten, müssen auch die Wahrscheinlichkeit und die Kosten von Katastrophen wie Ölpest, Staudammbrüchen usw. untersucht werden.

„In gewisser Hinsicht führt die Tatsache, dass wir uns bemühen, immer komplexere externe Kosten zu beziffern, natürlich zwangsläufig dazu, dass der Gesamtbetrag der versteckten Kosten immer höher wird. Andererseits gelangen wir dadurch, dass wir unsere Berechnungsinstrumente verfeinern (beispielsweise die statistischen Instrumente zur Einschätzung der Mortalität), zu Beträgen, die niedriger sind als bisher angenommen.“

Welche politische Umsetzung?    

Tatsächlich erfordert die Untersuchung der externen Kosten ständige Aktualisierungen, abhängig von den Fortschritten, die in den verschiedenen daran beteiligten Bereichen erzielt werden. Eine weiteres Projekt zielt unter anderem darauf ab, die Weiterleitung der seit etwa einem Jahrzehnt erhaltenen Ergebnisse an die Entscheidungsträger zu verbessern und dafür zu sorgen, dass diese sie als Hilfsmittel im Dienste der nachhaltigen Entwicklung nutzen können.

Eine Möglichkeit bestünde darin, die für die Gesellschaft am schädlichsten Energiequellen in Höhe der tatsächlich verursachten Kosten zu besteuern. Daraus ergäbe sich jedoch ein Anstieg des Energiepreises mit oftmals negativen Folgen, und überdies ist die Einführung einer einheitlichen Besteuerung auf europäischer Ebene sehr schwierig. Ein anderer Ansatz wäre, die auf sauberen Technologien basierenden Energieformen zu subventionieren. Ein Gemeinschaftstext (Februar 2001) zum Beispiel erlaubt „den Mitgliedstaaten, neuen Anlagen, die erneuerbare Energien erzeugen, auf der Basis der vermiedenen externen Kosten berechnete Betriebsbeihilfen zu gewähren“. Diese Beihilfen sind derzeit auf maximal 5 Euro-Cent pro kWh beschränkt.

„Wir bemühen uns, die Denkweisen zu verändern“, betont Ari Rabl. „Das dauert seine Zeit. Aber verschiedene Länder haben Interesse an unseren Arbeiten gezeigt, Dutzende von Studien haben unsere Methode übernommen, und unsere Ergebnisse wurden bei der Ausarbeitung europäischer Richtlinien berücksichtigt. Ich habe sogar persönlich mehrere Angebote von Unternehmern erhalten, die die externen Kosten ihrer Anlagen einschätzen lassen wollen. Lauter Anzeichen dafür, dass unsere Arbeit sich allmählich durchsetzt…“

Quelle: Europäische Kommission - Forschung


Beispiele: Externe Kosten verschiedener Wärmeerzeugnissysteme    

Beispiel: Ölkessel    

Heizwärmebedarf: 15.000 kWh/Jahr; Nutzungsgrad: 85 %

Betriebswirtschaftliche Kosten:

  • Investitionskosten für Kessel, Öltank, und Fang (inkl. Montage): 10.170 Euro
  • Brennstoffkosten: 0,417 Euro/Liter Heizöl EL, Heizwert: 9,86 kWh/l; daher einen Bedarf von 1521 Liter Öl; Kosten von: 634 Euro/Jahr
Externe Kosten:
  • Externe Kosten der Errichtung: Minimal: 102 Euro / Maximal: 186 Euro
  • Externe Kosten des Betriebes: Minimal: 161 Euro/Jahr / Maximal: 360 Euro/Jahr
Bei einer Betriebsdauer von 20 Jahren entstehen Gesamtkosten (ohne Wartung, Preissteigerungen, ...):

Direkte Kosten von 22.850 bestehend aus Investitionskosten (10.170 Euro) und Brennstoffkosten (12.680 Euro) Externe Kosten Errichtung und Betrieb: Minimal: 3.322 Euro / Maximal: 7.386 Euro

Gesamtkosten: 26.172 bis 30.236 Euro

Beispiel: Pelletskessel    

Heizwärmebedarf: 15.000 kWh/Jahr; Nutzungsgrad: 80 %

Betriebswirtschaftliche Kosten:

  • Investitionskosten für Kessel, Lagerung, Austrag und Fang (inkl. Montage): 15.100 Euro
  • Brennstoffkosten: 0,1817 Euro/kg Pellets, Heizwert: 4 kWh/kg; daher ein Bedarf von 3750 kg; Kosten von 681 Euro/Jahr
Externe Kosten:
  • Externe Kosten der Errichtung: Minimal: 65 Euro / Maximal: 122 Euro
  • Externe Kosten des Betriebes: Minimal: 22,5 Euro/Jahr / Maximal: 31,9 Euro/Jahr
Bei einer Betriebsdauer von 20 Jahren entstehen Gesamtkosten (ohne Wartung, Preissteigerungen, ...):

Direkte Kosten von 28.727 bestehend aus Investitionskosten (15.100 Euro) und Brennstoffkosten (13.627 Euro) Externe Kosten Errichtung und Betrieb: Minimal: 515 Euro / Maximal: 760 Euro

Gesamtkosten: 29.242 bis 29.487 Euro

Zusammenfassung    

Bei den derzeitigen Brennstoffpreisen sind bei den Holzheizungen die externen Kosten des Betriebes im Verhältnis zu den betriebswirtschaftlichen Kosten vernachlässigbar. Beim Ölkessel hingegen machen die externen Kosten des Betriebes ca. 20 % im Minimalfall bzw. 45 % im Maximalfall der betriebswirtschaftlichen Brennstoffkosten aus.

Die Grundlagendaten dieser Studie berufen sich auf das Preisniveau aus dem Jahre 2002.

Quelle: Studie zur Bewertung externer Kosten von Wärmeerzeugnissystemen i. A. des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit, 2002


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