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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2020-06-25


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Die Schulcloud

Termin: 25. Juni 2020 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-13 oder virtuell im BBB-Raum https://conf.informatik.uni-leipzig.de/b/gra-y36-wd4

Thema: Jens Müller, Daniel Wurst: Die Schulcloud

Ankündigung

Schule im digitalen Zeitalter? Besonders durch aktuelle Beeinträchtigungen wird die Distanz zwischen Schule und Digitalität erneut zum gesellschaftlichen Thema. Mit dem Leitfaden „Die Schulcloud“ betrachten wir ausgehend von existierenden All-in-One Systemen, die Dringlichkeit für unser Bildungssystem, ein modernes Lehr-Lern-Setting zu erschaffen. Dabei spielen Punkte wie Funktionalität und Vielfalt der Tools sowie Datenschutz eine besondere Rolle. Weiterhin sollen ausgewählte Tools auf diese Eigenschaften untersucht werden.

Daniel Wurst, Jens Müller, 17.06.2020

Anmerkungen

Der Vortrag teilte sich wesentlich in zwei Teile. Im ersten Teil ging es um Potenziale, Verheißungen und Wandlungsprozesse im Schulalltag, die durch die flächendeckende Verfügbarkeit digitaler Werkzeuge (im weitesten Sinne) ausgelöst werden. Im Mittelpunkt der Argumentation stand eine Bertelsmann-Studie zu "Chancen und Risiken digitaler Medien in der Schule" aus dem Jahr 2014. Dieser Teil des Vortrags spielte in der Diskussion nur eine untergeordnete Rolle, obwohl hier viele Fragen offen blieben, die einer genaueren Analyse wert gewesen wären. Schließlich ist die Bertelsmann-Stiftung nicht irgendeine unter vielen Stiftungen, sondern "Influencer" und "Trendsetter" im politischen Raum; die dort erstellten Anforderungsanalysen haben erhebliches Gewicht, wenn sich entscheidende politische Akteure dann an die Implementierung machen (um zwei Begriffe aus der Softwaretechnik abgewandelt zu verwenden). Man wird die Ungereimtheiten heutiger praktischer Entwicklungen im "Digitalpakt Schule" analytisch kaum zu fassen bekommen, wenn man sich nicht (auch) mit den Konzeptualisierungen derartiger Studien auseinandersetzt. Ein paar elementare Fragen hatte ich im Chatprotokoll fixiert:

  1. Was ist eine "Cloud" und wozu dient ein solcher Begriff in Absetzung zum "Internet"? Warum so viel hinter Bezahlschranken verbergen, was eigentlich öffentlich sein könnte und sollte? (lesender Zugriff der Schüler)
  2. Wie viele Schulclouds sind erforderlich (geschützter schreibender Zugriff der Schüler), wer betreibt und wer bezahlt diese?
  3. Was ist ein "Medium"? Wirklich nur die technischen Geräte (Computer, Tablet, Handy, Smartboard) wie im Vortrag suggeriert? Was ist mit MeSaX, der "Sächsischen Mediathek", wo es offensichtlich nicht um technische Geräte geht? Widersprüche über Widersprüche ...
  4. Was ist eine "Lernplattform"? Ist "Moodle" eine Lernplattform oder erst eine von einem Anbieter (und sei es der Informatiklehrer der Schule) betriebene Instanz von Moodle? Welche Betreiberkonzepte? Wie mit den Integrationsanforderungen der verschiedenen Plattformen umgehen, die heute einen konkreten Schüler oder auch einen konkreten Lehrer umgeben?
  5. Was sind "problematische Inhalte", was "problematisches Verhalten"?
  6. Hat Cybermobbing neue Qualitäten gegenüber klassischem Mobbing, das so alt ist wie Schule als Institution?
  7. Jugend und Suchtprobleme – In welchem Verhältnis stehen "digitale Süchte" zu anderen Suchtproblemen und -gefahren im Jugendalter wie Alkohol, Rauchen oder Kiffen?
Im zweiten Teil ging es genauer um Anbieter und Betreiber. Ausführlich vorgestellt wurde die Schulcloud, wobei ich erstaunt war, dass es nicht um die Schulcloud ging, die das HPI seit mehreren Jahren massiv versucht, in die deutsche Bildungslandschaft hineinzudrücken, was ebenso massive Gegenreaktionen aus der Informatik-Didaktik, namentlich der Leipziger, hervorruft. In der Diskussion ging es dann vor allem um die konkrete sächsische Infrastruktur, die in den letzten Jahren mit dem Schulportal, LernSax, MeSaX, dem SchulLogin usw. auf Landeskosten deutlich ausgebaut wurde. Lernplattformen (der Sächsische Bildungsserver oder die vom Bildungsportal Sachsen betriebene Lernplattform OPAL Schule) spielten dabei allerdings kaum eine Rolle, bundesweite Initiativen wie EduSharing, EduTags, deren OER-Partner, die ZUM oder gar das OER-Konzept als solches (OER = Open Educational Resources, siehe dazu das Seminar mit Martin Quandt und Moritz Thauer am 14.11.2019) überhaupt nicht.

Wenig beleuchtet wurde in der Ausstatter- und Betreiberfrage auch die bundesdeutsche Aufspaltung der Verantwortlichkeiten für Schulen – für "das Innere" ist das Land zuständig, für "das Äußere" der Schulträger, in Leipzig also für 80% der Schulen ( Quelle) die Stadtverwaltung. In der Diskussion wurde deutlich, dass die Stadt hier inzwischen die Prozesse rund um die Wahrnahme ihrer Verantwortung als Schulträger durchaus besser scheint strukturiert zu haben, als dies medial über Schultoiletten als Dauerbrenner behauptet wird. Kurz, eine größere Diskrepanz zwischen gefühlten Defiziten und realen Bewegungen, die aber in diesem Seminartermin auch nicht aufgeklärt werden konnte.

Hans-Gert Gräbe, 26.06.2020


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