Hans Gert Graebe / Seminar Wissen / 2020-01-30 |
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Termin: 30. Januar 2020 15.15 Uhr Ort: Seminargebäude, SG 3-11 Thema: Hannes Endreß: Sprache im digitalen Zeitalter
Die Einflüsse von Facebook und Co. auf unser Leben sind mittlerweile nicht mehr zu leugnen. Insbesondere bei Jugendlichen haben soziale Netzwerke einen hohen Stellenwert und üben großen Einfluss auf das tägliche Leben aus. Da die Kommunikation in sozialen Netzwerken eine zentrale Rolle spielt und Sprache kein starres Konzept ist, wird auch sie davon beeinflusst. Zu Beginn möchte ich Sprache als Begriff für den Vortrag definieren und dabei besonders die Aspekte der Sprache als Mittel zur Kommunikation sowie Sprache als Kultur eingehen. Anschließend möchte ich die Sprache vor und nach dem Einfluss der sozialen Netzwerke vergleichen, sichtbare Veränderungen näher betrachten und diese in Kategorien einteilen. Darauf aufbauend möchte ich Thesen bezüglich der Sprachentwicklung im digitalen Zeitalter entwickeln. Hannes Endreß, 22.01.2020
Im Vortrag wird das Phänomen des Sprachwandels im digitalen Zeitalter untersucht. Referenzpunkt ist dabei die Arbeit Keller (1994), in der Sprachwandel in einer größeren historischen Dimension untersucht und dabei festgestellt wird, dass sich nicht nur Sprache, sondern auch unser Verständnis von Sprache historisch verändert hat. Dieser Veränderungsprozess wird im Vortrag für das 20. Jahrhundert nachgezeichnet von einem Symbolsystem zur Kommunikation über das Möglichkeitspotenzial von Äußerungen in einer Sprachgemeinschaft bis hin zu handlungsorientierten Ansätzen. Mit der weiteren Konzentration des Vortrags auf Schriftsprache spielen diese handlungsorientierten Ansätze – wenigstens in ihrer kooperativen Dimension – kaum noch eine Rolle. Im 4-Ohren-Modell wird ein stark subjektbezogenes Sprachverständnis aufgerufen, aus dem heraus sich nur intendierte Wirkungen besprechen lassen, kaum aber sprachliche Wechselbeziehungen oder gar deren strukturierende Wirkungen. Dies entspricht ziemlich genau Kellers Bild von der "unsichtbaren Hand", die zur Erklärung von "natürlichen" Strukturierungsphänomenen herangezogen wird, an dieser Stelle aber ähnlich unpassend sind wie die "unsichtbare Hand" von Adam Smith zur Erklärung ökonomischer Strukturierungsphänomene. Die Argumentation bleibt damit weit hinter den Ansätzen "Verfahrensweisen als Institutionalisierungsform" der Vorlesung zurück, die dort als Klammer zwischen gesellschaftlich verfügbarem Wissen (und damit "Sagbarem") und privatem Verfahrenskönnen (und damit "Verstehbarem") entwickelt wurde. Als besonders charakteristisch für Sprache im digitalen Zeitalter wurden im Vortrag deren stark verkürzenden Formen sowie deren Oralität herausgestellt. Gegenstand der Betrachtung ist dabei aber allein die in sozialen Medien verwendete quasi-orale Online-Schriftsprache. Der Zusammenhang zwischen diesen verkürzten Ausdrucksformen und deren enger Kontextualisierung wurde ebenso wenig beachtet wie die Allgegenwart ähnlicher Phänomene im vordigitalen Zeitalter etwa als Stenografie oder in der Gebärdensprache. In der Diskussion wurden mehrere Kritikpunkte geäußert:
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