[Home]
Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2019-12-12


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







Eine kritische Betrachtung zum autonomen Fahren

Termin: 12. Dezember 2019 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-11

Thema: Simon Koch, Enrico Spröte: Eine kritische Betrachtung zum autonomen Fahren

Ankündigung

„Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.“ Diese Aussage von Gottlieb Wilhelm Daimler steht in der heutigen Zeit symbolisch für den Wandel des Straßenverkehrs. Die Automobil-Industrie ist längst zu einer Massenindustrie geworden, der Chauffeur wurde vom Privatfahrer verdrängt. Zur Diskussion steht nun die Position des Privatfahrers im Kontext der Entwicklung autonomen Fahrens.

Vor dem Hintergrund dieser rasanten Entwicklung soll einerseits die Frage beleuchtet werden, inwiefern autonomes Fahren als zukunftsfähig gesehen werden kann, und andererseits soll darauf eingegangen werden, ob und unter welchen Bedingungen die Bahn einer solchen Entwicklung entgegen steht.

Simon Koch, Enrico Spröte, 5.12.2019

Anmerkungen

Im Vortrag wurden die beiden wichtigen, in der öffentlichen Debatte allerdings weitgehend getrennt diskutierten Seiten der Thematik dargestellt – der Aufbau von digitalen Beschreibungsformen einer vernetzten mobilen Welt sowie technische Entwicklungen, mit denen der Betrieb und Betriebszustand von Fahrzeugen in einer realweltlichen Umgebung abgebildet und praktisch genutzt werden kann.

Für den ersten Teil der Thematik, zu der Navigationsinfrastrukturen, Verkehrsleitsysteme und Informationsstrukturen für Logistik und Fahrzeugverfolgung gehören, wurde RDS – das Radio Data System – genauer vorgestellt, mit dem sich derartige Informationen bis ins einzelne Fahrzeug transportieren lassen. In der Vorstellung wurde auch deutlich, dass es sich hierbei um ein "altes" Protokoll handelt, das den heutigen Anforderungen und Datenverfügbarkeitsraten nicht mehr gewachsen ist, hier also weiterer "digitaler Wandel" zu erwarten ist.

Für den zweiten Teil wurden verschiedene Fahrerassistenzsysteme vorgestellt, wobei die einfachsten wie ABS oder ESP, bei deren Einsatz der Fahrer nicht einmal mehr gefragt wird, wohl ob ihrer heutigen Selbstverständlichkeit nicht einmal Erwähnung fanden. Der Schwerpunkt der Ausführungen lag auf Systemen, mit denen sich, neben der Überwachung der Betriebsbedingungen, eine Beschreibung der aktuellen Umgebung erstellen lässt, in welcher sich das Fahrzeug gerade bewegt, indem ein semantisch interpretiertes Bild der Umgebung erstellt wird, welches Verkehrszeichen, andere Fahrzeuge, Fahrspuren, das Geschehen am Fahrbahnrand usw. umfasst. Die Teilfrage eines "fahrerlosen Fahrens" wurde dabei als eine weniger technische denn rechtliche Frage identifiziert, die sich allerdings nicht einfach lösen lässt, da sie tief in die Fundamente einer bürgerlichen Rechtsordnung hineinreicht, die wesentlich auf der privaten Zuordnung von Handlungsfolgen in Verantwortungs- und Schuldverhältnissen aufgebaut ist. Der in hochtechnisierten Umgebungen anzutreffende Tatbestand des "technischen Versagens" kann in einem solchen Rechtsrahmen nur exzeptionelle Bedeutung haben.

In der Diskussion wurde noch auf die zeitlichen Perspektiven eingegangen, in denen damit gerechnet wird, dass die noch bestehenden technischen Probleme autonomen Fahrens so weit gelöst sind, dass sich die Frage breiterer Anwendbarkeit praktisch stellt. Die hierbei in der öffentlichen Debatte genannten Zeiträume gehen allerdings meist nur von der zweiteren Perspektive aus. Hier stellen sich viele komplizierte Fragen – etwa die Erkennung von Verkehrsschildern –, die in den bereits bestehenden digitalen Verkehrsinfrastrukturen schon erfasst sind. Mit einer Zusammenführung beider Ansätze und einer umfassenderen Kommunikation auch zwischen Fahrzeugen lassen sich also Synergien heben, welche die Entwicklungszeiträume deutlich verkürzen würden. Dafür wäre aber ein klares Bekenntnis zum gemeinschaftlichen Betrieb offener Dateninfrastrukturen erforderlich, was sich in einer neoliberal geprägten Ökonomie westlichen Zuschnitts deutlich schwieriger darstellen lässt als in einer staatlich gelenkten Ökonomie chinesischer Prägung.

Hans-Gert Gräbe, 15.12.2019


OrdnerVeranstaltungen