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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen / 2018-07-05 |
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Termin: 05. Juli 2018, 15.15 Uhr Ort: Seminargebäude, SG 3-13 Benjamin Schremer: Fake News - eine Dauerdebatte
Fake News – Bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 verhalfen sie angeblich Donald Trump zum Erfolg. Dieser wiederum bezeichnet häufig unliebsame Berichterstattungen über ihn als „Fake News“. In welcher Form sind Nachrichten (News) Fake? Was unterscheidet sie von der umgangssprachlichen Zeitungsente, Verschwörungstheorien, Satire oder einem Hoax? Diese Debatte über die Abgrenzung und Definition des Begriffs „Fake News“ ist jedoch nur ein Teilbereich in der Beschreibung des Phänomens. Facebook, Twitter, YouTube haben, ebenso wie Instant Messaging Dienste (WhatsApp, Telegram), die Kommunikationsstruktur im digitalen Zeitalter sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum stark verändert. Clickbait, Social-Bots und Hashtag activism gilt es in diesem Kontext ebenso abzugrenzen wie die zuvor erwähnten Zeitungsenten, sowie ihre Bedeutung und Wechselwirkung mit Bezug auf die Verbreitung von Fake News zu beurteilen. Auf „Zielgruppen“ optimiert oder breit gestreut als „Massenware“ können Fake News in diesem Rahmen als Internetphänomen (Meme) genauer in ihrer Entwicklung und Verbreitung betrachtet werden. Bild, Ton und Videomanipulation waren in der Remix-Kultur des Internets schon immer wichtiger Bestandteil. Auf ihnen liegt jedoch bei der Frage der zukünftigen Entwicklung von Fake News in Form von „Deepfakes“ ein besonderer Schwerpunkt. Benjamin Schremer, 18.07.2018
Im digitalen Zeitalter erfährt der öffentliche Newsraum durch das Phänomen digitaler sozialer Medien eine deutliche Reformierung. Während im vordigitalen Zeitalter dieser öffentliche Newsraum stark durch Broadcastmedien mit einem gewissen postulierten Qualitätsanspruch geprägt war, spielen mit den digitalen sozialen Medien Kommunikationskontexte eine stärkere öffentliche Rolle, die sich vorher eher in halböffentlichen oder privaten Räumen bewegten. Unter dem Schlagwort Fake News wird in der Diskussion um diese Änderungen ein eigentümliches Bündel von Phänomenen und Prozessen zusammengefasst, was die Extraktion rationaler Kerne in dieser Debatte erschwert. Im Vortrag wurden zunächst Fake News ausgesondert, die als solche – intendiert oder nicht intendiert – deutlich als solche zu erkennen sind wie verschiedene Kunstformen, Ironie, Satire, Zeitungsenten oder auch öffentliche Auftritte schlecht vorbereiteter Politiker.
Übrig bleiben Phänomene der Vorspiegelung von Tatsachen, mit der für eine gewisse Zeit das Verhalten einer größeren Personengruppe nachhaltig beeinflusst wird bzw. werden kann. Die im Vortrag referenzierte
Die Setzung eines solchen Themenbereichs ist allerdings begrifflich selbst nicht voraussetzungslos, sondern geht vom Konzept einer informierten Öffentlichkeit und damit der Möglichkeit aus, einen Bestand von News zu identifizieren, der die informierte Öffentlichkeit erreichen (Information) bzw. vor dieser verborgen werden soll (Desinformation). Dies geht seinerseits von einem Konzept von Wissenden – der "Illuminati" – aus, denen auch dieses Geheimwissen zugänglich ist. Solche Konzepte sind eng mit der Geschichte der Aufklärung verbunden und können von den Anfängen der Freimaurer über den Sarrastro der "Zauberflöte", die Allwissenheit einer Partei bis hin zu modernen philosophischen Konzepten etwa eines Jürgen Mittelstraß über die spezielle Rolle der
Allerdings geht es heute weniger darum, derartige Theorien auf der Höhe der Zeit zu entwickeln, als um die politischen Praxen, die auf derartigen Differenzierungs- und damit letztlich Ausschließungsszenarien beruhen. Der Gedanke möglicher Wahlbeeinflussung konterkariert das Bild des freien, mündigen Bürgers. Wenn ersteres so virulent die Debatten beherrscht, dann kann es mit zweiterem nicht so weit her sein. Schauen wir uns also näher an, was es mit "der Vorspiegelung von Tatsachen, mit der für eine gewisse Zeit das Verhalten einer größeren Personengruppe nachhaltig beeinflusst wird" auf sich hat. Zentral hierfür ist der Tatsachenbegriff, der auch im Begriff der News als etwas objektiv Feststellbarem verankert ist. Wikipedia stellt dazu fest, dass es sich bei
Wir hatten mehrfach festgestellt, dass diese Ebene des "linguistic turn", die insbesondere in der Linguistik der 1970er Jahre noch eine weitere Ausdifferenzierung erfahren hat, für praktische Ontologisierungs- und Begriffsbildungsprozesse im digitalen Zeitalter nicht ausreicht. Jüngstes Beispiel aus einem unserer Fachseminare: Das Prädikat
Auch bei Fake News kann es also nicht darum gehen, ob eine Ich komme damit zum Kern der eigentlichen Debatte: In welchen Begriffen und Theorien lässt sich die Entwicklung kooperativer Weltbilder fassen und in welchem Umfang sind derartige Theorien geeignet, politische Einflussnahme auf die Entwicklung derartiger kooperativer Weltbilder zu organisieren? Entsprechende Theorieansätze und Versatzstücke technischer Details – von Multiplikatoren über Influencer bis hin zu den Möglichkeiten und (heutigen?) Grenzen von Bot-Technologien – wurden im Vortrag ausführlich präsentiert wie auch soziologische Analyseinstrumente diskutiert, in denen heute Analysen und Praxen immer enger zusammenwachsen. Wesentlich für diese neuen Praxisformen erwiesen sich in der Diskussion vor allen höhere Datendurchsatzraten und höhere Verarbeitungsgeschwindigkeiten, ein primär quantitatives Phänomen, das neue Dimensionen im Bereich der Zielgruppenanalyse und des Targetings eröffnet, aber (noch?) nicht zu grundsätzlich neuen Praxen führt (bzw. diese, falls schon vorhanden, in den einschlägigen Diskussionen, die aktuelle Seminardiskussion eingeschlossen, nicht vorkommen).
Ich komme zu einem letzten Punkt, an dem sich die Diskussion etwas entzündete: In welchem Umfang ist der von Richard Dawkins 1976 eingeführte Begriff des
Hans-Gert Gräbe, 07.07.2018
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