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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen / 2018-04-19 |
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Termin: 19. April 2018 15.15 Uhr Ort: Seminargebäude, SG 3-13 Thema: Facebook and The Evil
Facebook ist aktuell nach dem "Datenskandal" mit Cambridge Analytica als "Teufelswerk" in aller Munde, die Politik schreit nach Regulierung. Das Thema ist allerdings viel länger medial präsent, wie die Literaturliste zeigt. Was ist genau passiert, in welchem Umfang sind derartige Entwicklungen im Kontext einer bürgerlichen Gesellschaft oder überhaupt vermeidbar, was sagen "die Chinesen" dazu? Diesen Fragen wollen wir uns in unserer Diskussion nähern. Hans-Gert Gräbe, Ken Kleemann, 07.04.2018
Mit der ökonomischen Seite der Thematik waren wir unerwartet schnell fertig – Facebook muss derartige Dienste entwickeln, um seine Refinanzierung über Einnahmen aus personalisierter Werbung zu sichern. Auch hier ergeben sich Skaleneffekte aus der schieren Größe des Geschäfts. Das Wort "Plattform-Kapitalismus" kam in diesem Zusammenhang auf den Tisch und wäre es wert, genauer analysiert zu werden, denn war Kapitalismus nicht schon immer "Plattform-Kapitalismus"?
Was spricht überhaupt für die Nutzung von Facebook? Hier spielten in der Diskussion zwei Perspektiven eine Rolle – Facebook als soziales Verbindungsmedium, das räumliche Entfernungen leicht überbrücken kann, und Facebook als Ort, an dem man sehr schnell viel "tote Zeit" verbringen kann. Bei ersterem hat man wenig Wahl – wo sich das private Netzwerk niedergelassen hat, dort muss man sich auch niederlassen, um zu partizipieren. In dieser Konstellation kommt der Skaleneffekt zum Tragen, und er käme bei jeder anderen Plattform zum Tragen, ob sie nun Skype, WhatsApp oder Telegram heißt. Nachdem die ökonomischen Einflussverhältnisse bei den ersten beiden Netzwerken bereits vor einigen Jahren "geklärt" wurden, findet aktuell das
In welchem Umfang werden wir durch Facebook manipuliert? Und werden wir überhaupt manipuliert oder handelt es sich allein um "Suggestionen"? Meine vorsichtige Frage, ob dieses "Filterblasenphänomen" nicht lange vor dem "digitalen Zeitalter" Wirkung entfaltet habe in Form sich selbst verstärkender Meinungskartelle, ob es nun gegen die "Red Bull Schweine" (als Leipziger Spezifikum), die "jüdische Weltverschwörung" oder den Verzehr von Fleisch geht (pars pro toto), blieb ebenso unterbelichtet wie meine Frage, ob für die Analyse der (macht)-technischen Ausnutzung eines solchen Phänomens mit dem Begriff Ideologie nicht längst ein ganzen Bündel von Konzepten und Theorien bereit stünde. In der Frage nach Unterschieden zwischen einem klassisch journalistisch geführten Printmedium wie der LVZ und den Newskanälen auf Facebook wurde deutlich, dass Facebook bereits vom Design her den Nutzern zum Munde redet, weil es nicht auf objektive Berichterstattung, sondern personalisierte Informierung ausgerichtet ist. Den Nutzern wird also kein (synchronisiertes) Bild der Welt vermittelt, sondern der eigene Echoraum durch Spiegelwände abgegrenzt, auf die die Algorithmen dauernd nur Bilder des Nutzers selbst in verschiedensten Konstellationen projizieren.
Auf dieses Phänomen, das im Kern der mit den Namen Facebook, Meinem Einwurf, ob die ganze Frage nicht vor allem eine der Einhegung technologischer Entwicklung sei, wurde von zwei Seiten heftig widersprochen. Einerseits von der Position aus, dass "der Mensch" gar nicht in der Lage sei, seine eigenen technischen Kreationen einzuhegen. Hier wurde in der Diskussion deutlich, dass dies "der (vereinzelte) Mensch" in der Tat nicht könne, Handlungsperspektiven sich maximal auf der Ebene des Menschen als Gattungswesen eröffneten und dieser durch die Schaffung entsprechender Institutionalisierungen und Institutionalisierungsprozesse auch schon vielfach erfolgreich war. Mehr noch, Technikeinsatz ist inhärent ein Phänomen der Menschen als Gattungswesen, auch wenn das vereinte Verfahrenswissen im privaten technischen Können und damit einer gesteigerten individuellen Gestaltungsmacht zum Ausdruck kommt. Diese sozial und in kooperativen Kontexten synergetisch zu entfalten, ist allerdings die hohe Schule. Der digitale Wandel stellt uns hierfür Beschreibungsformen in vollkommen neuen Detaillierungsgraden zur Verfügung. Andererseits reduzierte Herr Kleemann die Frage der Einhegung technologischer Entwicklungen auf den Begriff der Technologiefolgenabschätzung. Eine solche Engführung reicht mir nicht aus, zumal dieser Begriff im Deutschen bereits enger ausfällt als das englische "technology assessment", was wohl besser mit "Technologiebewertung" zu übersetzen ist, aber im Englischen einen deutlich höheren normativen Anteil hat im Gegensatz zur stärkeren analytischen Konnotation im Deutschen. An der aktuellen Debatte um Wahlbeeinflussung durch Big Data Auswertungen lässt sich die größere Komplexität eines solchen Einhegungsprozesses deutlich erkennen: Klar ist seit längerem, dass solche analytischen Prozesse mit Big Data in den Bereich des technisch Möglichen rücken und die Auswirkungen – wie bei jeder Technologie – janusköpfig sind. Es geht also in jedem Fall darum, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten, sondern in einem politischen Prozess die institutionellen Rahmen zu schaffen, innerhalb derer diese neue Technologie eingesetzt werden kann. Dabei steht auch die Frage, ob die Instrumente des aktuellen Rechtssystems dafür angemessen entwickelt oder in welcher Weise derartige Instrumente anzupassen sind. Das Procedere fairer demokratischer Wahlen ist zumindest im westlichen System bereits heute rechtlich stark reguliert, was nach den neuen Erfahrungen mit Wahlbeeinflussungsmöglichkeiten nochmals adjustiert werden muss. Neu ist in jedem Fall die hohe Öffentlichkeit des dazu geführten Diskursprozesses. Hans-Gert Gräbe, 22.04.2018
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