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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen / 2017-06-20 |
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Termin: 20. Juni 2017, 15.15 Uhr Ort: Seminargebäude, SG 3-10 Thema 1: Digital Humanities als Forschungsparadigma. Vortrag und Diskussion mit Johannes Römer.
Thema 1: Digital Humanities als Forschungsparadigma Seit rund 50 Jahren, spätestens jedoch seit der ersten internationalen Fachtagung zum Thema „Literatur und Datenverarbeitung“ 1970, gibt es sie schon, dennoch sind sie noch nicht wirklich etabliert: Digital Humanities Im Vortrag geben wir einen Überblick über Digital Humanities und Gründe, die dafür oder dagegen sprechen, sie als Forschungsparadigma anzusehen. Denn bisher ist unklar oder zumindest strittig, ob es sich bei den Digital Humanities um ein Fach, eine Methode oder vielleicht um eine bestimmte Denkweise handelt. Wir behandeln also unter anderem die Fragen: Ermöglichen die Werkzeuge der DH neue Fragestellungen? Liefern die DH neben den Werkzeugen auch neue Methoden der Erkenntnisgewinnung? Ist es unerheblich, ob Geisteswissenschaftler oder Physiker Texte durchsuchen? Johannes Römer, William Börjesson, 13.06.2017 Thema 2: Digitale Spuren im Internet als Rohstoff erster Güte Das Hinterlassen von digitalen Spuren im Internet ist unvermeidbar: Genauso wie wir durch unsere Fortbewegung in der realen Welt Spuren hinterlassen, so hinterlassen wir auch Spuren in der digitalen Welt. Durch die Allgegenwart des Internets und seiner ständigen Verfügbarkeit, sei es zuhause am Desktop-PC oder unterwegs mit Laptop und Smartphone, hinterlässt eine schier unüberschaubar große Menschenmenge massenhaft Spuren. Im Vortrag wird es zunächst um digitale Spuren und ihre Eigenschaften gehen. Daran anschließend erläutere ich an einem Beispiel, wie digitale Spuren Eigenschaften über Personen beziehungsweise Personengruppen offenbaren können und wie diese genutzt werden können. Abschließend gehe ich kurz darauf ein, worauf man achten sollte, um möglichst wenig von sich selber im Internet preiszugeben. Noah Walle, 14.6.2017
In der Diskussion zum Vortrag "Digital Humanities als Forschungsparadigma" ging es darum, Digital Humanities (DH) als Phänomen in der Wissenschaftslandschaft genauer zu verstehen. Im Mittelpunkt der Diskussion stand zunächst die Frage, ob die DH qualitativ neue Forschungsfragen bearbeiten oder ob die neuen technischen Möglichkeiten allein quantitativ (und damit argumentativ) besser untersetzte Antworten auf alte Forschungsfragen liefern. Die meisten Beispiele, die für ersteres ins Feld geführt wurden, überzeugten wenig, da sie zwar den Forschungsgegenstand mit neuen Methoden angingen, aber an den Forschungsfragen selbst kaum Änderungen zu verzeichnen waren. Dabei wurden im Vortrag selbst schon mit
Mit der Informatisierung der Wissenschaft – einer wesentlichen Facette des digitalen Wandels – durchzieht eine solche Aufwertung infrastrukturell-apparativer Voraussetzungen von Forschung allerdings nicht nur die "Humanities", sondern prägt auch viele andere Wissenschaftsbereiche wie die Biologie (Gensequenzierung), Pharmazie (drug design) oder Mathematik (Computeralgebra und andere Spezialsoftware des "technischen Rechnens"), ohne dass dort von den Änderungen übergroßes Aufsehen gemacht würde. Allerdings ändern sich auch dort Fächerkulturen, auch wenn man etwa in der Mathematik noch immer Mühe hat, das Schreiben von Software gegenüber theoretischen Einsichten, die auf der Basis Software gestützter Experimente gewonnen wurden, ins rechte Licht zu rücken. Eine ähnliche Frage schwingt mit, wenn problematisiert wird, dass im Begriff DH alle Zweige der "Humanities" in einen Topf geworfen werden, dies aber mit Blick auf Forschungsfragen und -methoden sicher nicht gerechtfertigt ist. Eine genauere Analyse zeigt, dass DH-Anwendungen in vielen Bereichen gleich Hotspots auftreten. Was aber ist die einigende Klammer? Sind es die stark werkzeuggestützten Zugänge, die neben fachwissenschaftlicher auch technische Expertise erfordern? Halten mit derartigen stark technisch gestützten Praxen Forschungspraktiken in den "Humanities" Einzug, die in anderen Wissenschaftsbereichen, namentlich der "Science", längst alltäglich sind? An dieser Stelle wäre ein historischer Rückblick auch auf die Genese der modernen Wissenschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Quellen des Schismas zwischen "Science" und "Humanities" angezeigt, siehe etwa (Hornbostel 2015), was hier aber nicht vertieft werden kann.
Die ursprüngliche Frage nach qualitativ neuen Forschungsfragen im Lichte neuer technologischer Möglichkeiten stellt sich auch nicht ausschließlich für die DH, sondern ebenso für andere Wissenschaften. Führen etwa die allein von den technischen Parametern her gewachsenen Möglichkeiten des Was zeichnet also die DH in diesem Meer von Wandlungen aus, dass konkrete Forscher mit konkreten Vorhaben eine solche Institutionalisierung als Forschungsgebiet auch mit neuen Studiengängen in der Ausbildung vorantreiben? Ist es das Erfordernis, diese epistemologisch neue Dimension (nun auch) in den Geisteswissenschaften zu verankern? Oder geht es schlicht ums Geld für eine nicht eben billige Infrastruktur, aber im Vergleich zu den Kosten der großen Infrastrukturprojekte der Großgerätephysik doch eher bescheidene Summen? Mit den DH ist viel in der Forschungslandschaft der "Humanities" in Bewegung geraten und es bleibt abzuwarten, welche Konzepte und Zugänge sich dabei durchsetzen – welches Potenzial die Ausbildung altphilologisch aufgerüsteter Informatiker durch informatisch aufgerüstete Altphilologen wie in unserem DH-Studiengang (siehe den Vortrag von Dr. Köntges in der Vorlesung) oder die interdisziplinäre Zusammenarbeit über Fächergrenzen hinweg (siehe den Vortrag von Dr. Jänicke in der Vorlesung) zu entwickeln in der Lage sind. Im zweiten Vortrag ging es um digitale Spuren im Internet und die damit verbundenen Potenziale und Gefahren. Hierzu sei zunächst bemerkt, dass mit dem digitalen Wandel die Menge der unter der Form des "Worts" verfügbaren Artefakte – sowohl die bewusst erstellten, wie etwa Posts in sozialen Medien, als auch die automatisierten Aufzeichnungen im Verlauf von Handlungsvollzügen im Netz – exponentiell zugenommen haben und weiter zunehmen. Dies ist Teil einer technischen Entwicklung, durch die wir genauer als jemals zuvor die Ergebnisse unseres Handelns in eine der gemeinschaftlichen Reflexion zugängliche Form bringen. Dieselbe technische Entwicklung, die der Möglichkeit zu massiven Datenaufzeichnungen zu Grunde liegt, wird auch zu deren Auswertung eingesetzt. Einer vereint agierenden Menschheit wäre es möglich, diese Daten gemeinsam auszuwerten und die Ergebnisse zur Lösung dringender ökologischer und sozialer Probleme zum Einsatz zu bringen. Es mag an dieser Stelle dahingestellt bleiben, ob eine solche Utopie überhaupt Realitätsgehalt hat oder prinzipiell an der Frage des Prozessierens von Widersprüchen scheitern muss. In einer bürgerlichen Eigentümergesellschaft ist jedenfalls die Produktion von Daten stets auch mit deren privater Aneignung verbunden. Es bedarf spezifischer Rechtskonstrukte, um Daten und Informationen in einem öffentlichen oder auch nur kooperativen Kontext verfügbar zu machen. Die Menge der Daten, die als Ganzes – in ihrer vollen Interdependenz betrachtet – ein ungeheures Potenzial für ein harmonischeres Zusammenspiel von Mensch und Umwelt beinhalten, sind parzelliert und durch eine Vielzahl eigentumsrechtlich begründeter Zäune voneinander getrennt. Das technisch relativ einfache Zusammenführen von Daten über derartige Zäune hinweg scheitert an diesen rechtlichen Barrieren. Auch Privatheit im Internet ist eine weniger technisch als vielmehr rechtsförmig abgesicherte Praxis im bürgerlichen Kontext, wie in der Vorlesung genauer entwickelt wurde. Verfügung über Daten ist im Kontext einer bürgerlichen Konkurrenzgesellschaft zugleich immer auch eine Machtposition und damit Gegenstand der Auseinandersetzungen um Macht und Einfluss zwischen Unternehmen, Unternehmensgruppen und Wirtschaftszweigen. Erst auf diesem Hintergrund lässt sich genauer über die Auseinandersetzungen um einen "starken Staat" und den Schutz der freien Rede der "schwachen Bürger" argumentieren.
Der dystopischen Möglichkeit eines totalitären Überwachungsstaats wie in
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