Hans Gert Graebe / Seminar Wissen / 2015-01-20 |
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Termin: 20. Januar 2015, 15.15 Uhr Ort: Seminargebäude, SG 3-12 Thema: Digitaler Wandel in Estland. Vortrag und Diskussion mit Robert Terbach.
Trotz nur knapp über 1,3 Millionen Einwohnern ist es Estland gelungen, die Aufmerksamkeit der Welt auf sich zu ziehen. Mit seiner stark auf Digitalisierung ausgelegten Strategie konnte Estland einen effizienten Staatsapparat aufbauen, seine Bürger auf dem Weg aus sowjetischer Unterdrückung in die Demokratie mitnehmen und fruchtbaren Boden für Technologiefirmen anlegen. Konsequente Infrastruktur- und Bildungsinvestitionen haben staatliche sowie medizinische Dienste, Banken und die Bildung online zugänglich gemacht. In einigen Schulen wird Programmieren ab der 7. Klasse gelehrt, ein Drittel der Wähler geben ihre Stimme elektronisch ab. Dem gegenüber stehen große Diskussionen über Privatspähre und Freiheit sowie der Hackerangriff auf die Estnische Regierung 2007. Das Referat will einen Überblick über den digitalen Raum Estland geben, Hintergründe und Folgen der Digitalisierung erläutern und die Frage stellen, ob E-Stonia mit staatlichen digitalen Identitäten und großen Datenbanken einen Großen Bruder erschafft oder Instrumente demokratischer Freiheit verfügbar macht. Robert Terbach, 13.1.2015
Tiigrihüpe & Tiger Leap Foundation
Vernetzung
Dienste
Zusammenfassung:
Probleme:
Die Huffington Post vom 24.03.2014 benennt acht Gründe, weshalb Estland als Vorreiter des digitalen Wandels gilt. 1. Personalausweis und Unterschrift sind überflüssig Bürger weisen ihre Identität mit einer persönlichen ID-Nummer nach. Die Nummer ist auf einer ID-Karte abgespeichert - oder auf der Sim-Karte im Mobiltelefon. Die Bürger können sich damit zum Beispiel bei Behörden, bei der Bank, beim Schließen von Verträgen und beim Arzt ausweisen. Seit das Digitale-Signaturen-Gesetz erlassen wurde, zählt die ID genauso viel wie die Unterschrift auf Papier. 2. Kostenloses WLAN ist selbstverständlich. Überall. In Estland ist an fast allen Orten kostenloses WLAN verfügbar. So stellen etwa Geschäfte und öffentliche Einrichtungen ihr WLAN frei zur Verfügung, da sie für das Zahlen mit EC-Karte sowieso eine Internet-Verbindung brauchen und die ungenutzte Bandbreite den Kunden zur Verfügung stellen. 3. Die Esten bezahlen mit Online-Währung auf der Geldkarte im Mobiltelefon. 4. Die Krankenakte ist digital und für den Patienten jederzeit einsehbar. In Estland ist der Patient Herr über seine eigenen Informationen. Arztbesuche, Medikamente und Untersuchungsergebnisse werden in der digitalen Patientenakte gespeichert. Ärzte und Kliniken überall im Land können sofort alle wichtigen Informationen einsehen - aber nur, wenn sie die Erlaubnis des Patienten haben. 5. Eltern wissen alles über die Schulleistungen ihrer Kinder. Schüler können schlechte Noten nicht mehr verheimlichen. Noten, Fehlstunden, Hausaufgaben und Lehrpläne werden auf einer zentralen Plattform gespeichert. 6. Die Steuererklärung macht sich von selbst. Die Daten werden vom Finanzamt automatisch bei Arbeitgebern, Banken und andere Organisationen abgerufen. Am Ende prüfen die Bürger die Informationen und schicken das Formular ab. Zwei Tage später haben sie die Rückzahlungen auf ihrem Konto. 7. Transparenz ist mehr als nur ein Wort Skeptiker mögen einwenden, dass die Bürger zu viele Daten preisgeben. Tatsächlich scheinen die Esten dadurch aber mehr Kontrolle über ihre Informationen zu haben. Sie können in einem Protokoll einsehen, wer ihre Daten wann abgerufen hat. Wenn es dafür keinen triftigen Grund gibt, können sie klagen. 8. Innovationen haben es leicht In dem kleinen Land entstehen gemessen an der Einwohnerzahl mehr Startups als irgendwo sonst in Europa. Deshalb wird Estland international schon als das "nächste Silicon Valley" gehandelt. Estnische Bürger können Firmen online gründen - im E-Business-Register. Das dauert nur 18 Minuten. Besuche beim Notar oder bei Behörden sind nicht nötig.
Estland hat nach der Loslösung von der Sowjetunion 1987 große Anstrengungen in Richtung des Ausbaus einer landesweiten sozio-technischen Infrastruktur unternommen, die modernste digitale Kommunikationskonzepte umsetzt. Fragen nach möglichen negativen Konsequenzen des Einsatzes solcher Technik wurden zu Gunsten pragmatischer Ansätze hintangestellt, mit dem Personal Data Protection Act und dem Data Protection Inspectorate wurden auch rechtliche Regelungen und staatliche Institutionen geschaffen, mit denen in einer so (daten)-offenen Welt auch über Missbrauch von Daten verhandelt werden kann. Mit dem Ansatz, zunächst sozio-technische Lösungen zu installieren und auf der Basis praktischer Erfahrungen mit deren Einsatz technische und rechtliche Adjustierungen vorzunehmen, geht Estland einen sehr eigenen Weg in die digitale Zukunft. Die Ergebnisse dieses Wegs sind genauer zu studieren, um Optionen den eigenen Weg des digitalen Wandels besser zu verstehen. Eines der Hauptziele der estnischen Politik ist es, mit derartigen Bedingungen Estland zu einem High-Tech-Land zu entwickeln, in dem wichtige digitale Technologien entwickelt werden. Dazu wurde eine virtuelle Staatsbürgerschaft eingeführt. "Die sogenannte E-Residency erlaubt es Menschen mit oder ohne existierende Verbindung zu Estland, das breite Spektrum an E-Government-Dienstleistungen und Onlineservices in Anspruch zu nehmen, für welches das Land mittlerweile internationale Bekanntheit genießt. Von einer herkömmlichen Staatsbürgerschaft unterscheidet sich die virtuelle Variante primär durch das Fehlen eines Wahlrechts, einer physischen Aufenthaltsgenehmigung sowie einer Berechtigung zur Ausstellung eines estnischen Reisepasses". ( Quelle) Estland als großer High-Tech-Staatskonzern? Ein Beispiel mehr, welche Optionen der digitale Wandel innerhalb einer bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft eröffnet. Hans-Gert Gräbe, 28.01.2015
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