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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen / 2015-01-06 |
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Termin: 6. Januar 2015, 15.15 Uhr Ort: Seminargebäude, SG 3-12 Thema: Digitale Musik selbst machen. Vortrag und Diskussion mit Maximilian Tegtmeyer.
Was gehört zum Begriff „Digitale Musik“? Ob es das Speichern nahezu aller bisher aufgenommenen Musikstücke als Dateien auf Festplatten ist, die Verbreitung dieser Dateien im fast jedem zugänglichen World Wide Web oder die Erfassung des Begriffs als ganzes Genre von elektronischer Tanz- oder Experimentalmusik; digitale Musik ist heutzutage nicht mehr wegzudenken. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich durch neue Technik und Ansprüche von Musikern eine zuvor in der Musikgeschichte nie dagewesene Möglichkeit, künstlerisch-ästhetische und naturwissenschaftlich-technische Sphäre zu vereinen. Ich möchte in meiner Präsentation zeigen, wie einfach es heute ist, mit der geeigneten Software eigene Musik zu produzieren und damit nahezu in Echtzeit die Welt zu bereichern - je nachdem, was der Hörer unter Bereicherung versteht. Denn durch mehr Mitwirkende in einer so großen Community steigt die Qualität des Produktes nicht unbedingt. Außerdem werde ich die Kunst des Samplens beleuchten, eine der gängigsten Techniken beim Produzieren digitaler Musik, und den einen oder anderen Fakt zu urheberrechtlichen Unklarheiten anschneiden. Hier verbirgt sich auch der Open Source Gedanke im Vortrag. Die anschließende Diskussion soll Positionen zur Bedeutung von Einfachheit des Musikproduzierens beleuchten. Soll lieber weniger produziert werden, dafür nur von professionellen Musikern, oder bereichert die Fülle von Angeboten tatsächlich die Relevanz neuer Genres? Max Tegtmeyer, 23.12.2014
Im Vortrag kamen zwei Dimensionen des Themas zur Sprache: Auswirkungen neuer technologischer Möglichkeiten auf das eigene kreative musikalische Schaffen und Perspektiven der Verteilung, Vermarktung und letztlich des "Konsums" von Musik im anbrechenden "digitalen Zeitalter".
Die erste Dimension spielte in der weiteren Diskussion eine untergeordnete Rolle, öffnete aber ein paar spannende historische Perspektiven. E-Musik wurde begrifflich gefasst als die "Aufhebung aller Beschränkungen, welche durch die Bedingtheiten der klassischen Instrumente gegeben sind". Der Blick reichte zurück bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und ersten Versuchen zur technischen Verzerrung von Klangfarben. Ausgelassen wurde der Beginn des 20. Jahrhunderts mit vielfältigen Versuchen, über neue Ausdrucksmittel der Die kreative Perspektive des Referenten entsprang eher eigenen Praxen als Hobbymusiker, für den eigenes und gemeinsames "zweckfreies" Musizieren und Experimentieren mit Musik im Vordergrund steht. Aus dieser Perspektive ist die zunehmende "Commodifizierung" [1] von Technik spannend – Werkzeuge und Experimentierformen, die vor kurzer Zeit nur den großen "Musikfabriken" (Tonstudios) für viel Geld zur Verfügung standen, werden auf der Basis moderner IT-Hard- und -Software auch für "einfache Nutzer" erschwinglich – die Funktionalität eines ganzen Tonstudios auf dem heimischen Laptop mit entsprechend hochwertiger Peripherie ist schon für etwa 3.000 Euro zu haben. Wir begegnen ein weiteres Mal dem Trend, dass mit einer solchen Miniaturisierung und Commodifizierung von Technik diese Einzug in einen auch ökonomisch potenten "Heimwerker- und Bastlermarkt" hält, während dieselbe Technik vorher nur (aber doch auch: schon) im industriellen Kontext genutzt werden konnte. Technik also, die als Verfahrenswissen nicht neu ist, aber allein die weitere Verbreitung neue kreative Potenziale freisetzt, die auf gesellschaftlicher Ebene zu neuen Entfaltungsprozessen führen. Damit ist es nach diesem Wandel nicht mehr allein industriell hergestellte Musik, die für privates Musikhören zur Verfügung steht. Eine zweite Eigenschaft digitaler Artefakte leistet einem Wandel in der Verteilungssphäre Vorschub – die einfache Kopier- und Speicherbarkeit dieser digitalen Artefakte. Dieses Spannungsfeld zwischen neuen Verteilungsformen sowie alten Geschäftsmodellen und Verteilungsstrukturen nahm den größten Raum in der Seminardiskussion ein. Wie laufen Wandlungsprozesse in diesem Bereich ab? Wie repositionieren sich Verlage, Labels, Künstler, DJs, Klubs, Event-Organisatoren? Zunächst wurde eine neue Flüchtigkeit von Vertragsbeziehungen diagnostiziert. In anderen Bereichen der Gesellschaft wird die Ablösung klassischer Lohnarbeitsverhältnisse durch zunehmend projektartige Vertragsverhältnisse ("Generation Praktikum") als durchaus einschneidend betrachtet. Für Künstler – so der Tenor der Diskussion – sind derartige Vertragsverhältnisse kein Neuland; der digitale Wandel stärkt mit einer Vervielfachung der Optionen (etwa durch Zunahme von Klubs mit Livemusikangeboten) eher noch deren Verhandlungsposition. Anders sieht es bei Verlagen und Labels aus, die versuchen, sich als "thieves in power" mit "geistigen Eigentumsrechten" Positionen zu sichern, die "ein für alle Mal vergangen sind" (E. Moglen [2])
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