[Home]
Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2014-10-21


Home
Neues
TestSeite
DorfTratsch

Suchen
Teilnehmer
Projekte

GartenPlan
DorfWiki
Bildung+Begegnung
DorfErneuerung
Dörfer
NeueArbeit
VideoBridge
VillageInnovationTalk


AlleOrdner
AlleSeiten
Hilfe

Einstellungen

SeiteÄndern







Der Friedenspreis als Kriegserklärung

Termin: 21. Oktober 2014, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-12

Thema: Friedenspreis des deutschen Buchhandels an Jaron Lanier. "Der Friedenspreis als Kriegserklärung" (Spiegel online).

Diskussion

Ankündigung

Zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse 2014 wurde der Friedenspreis des deutschen Buchhandels an Jaron Lanier vergeben. Bei Spiegel online heißt es zum Laureaten:

"Die Umsonstkultur ist eine Täuschung, irgendjemand zahlt immer" - es sind Sätze wie dieser, die man zu hören bekommt, wenn man sich heutzutage mit Jaron Lanier unterhält. Lanier, 54, ist einer der schärfsten Kritiker der digitalen Ökonomie, dabei hat er selbst jahrelang in Tech-Konzernen gearbeitet. Anfang der Achtziger etwa war Lanier für den Unterhaltungselektronikkonzern Atari tätig. Er gilt als Pionier der Anfangsjahre des Internets, als einer derjenigen, die den Begriff Virtuelle Realität prägten.

Bereits nach Bekanntwerden der Preisvergabe im Juni 2014 titelte Spiegel online: "Der Friedenspreis als Kriegserklärung". Was ist dran, welche Positionen vertritt der Internet-Pionier? Im Seminar wollen wird diese Frage auf der Basis des Spiegel 27/2014 Spiegel-Gesprächs "Irgendjemand zahlt immer" diskutieren.

Jaron Lanier ist (u.a.) ein Proponent der bei edge.org versammelten Diskursszene zum digitalen Wandel und hat in heiß diskutierten Texten die ideologische Aufladung von Erwartungshaltungen gegenüber dem Internet immer wieder thematisiert und kritisiert, etwa

Und hier noch einige Links auf die aktuelle deutsche Debatte:
  • Irgendjemand zahlt immer. Spiegel-Gespräch mit Jaron Lanier. Spiegel 27/2014
  • Friedenspreis für Jaron Lanier: Auszeichnung für einen digitalen Idealisten. Spiegel online, 12.10.2014
  • Internet-Denker Jaron Lanier: Der Friedenspreis als Kriegserklärung. Spiegel online. 06.06.2014
"Mit der Verleihung des Friedenspreises des Buchhandels an Jaron Lanier finden zwei Verteidiger alter Machtstrukturen zusammen. Der einstige Netzguru Lanier ist längst zum Internetverächter geworden, der die Demokratisierung des Mediums verhöhnt."

Hans-Gert Gräbe, 15.10.2014

Anmerkungen

In den Diskussionen um die Positionen von Jaron Lanier, die jener im Umfeld der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels gegenüber dem deutschen Feuilleton bezog, werden die Bruchlinien aktueller Debatten um eine Bewertung des "digitalen Wandels" besonders deutlich, der bekanntlich "für uns alle Neuland" ist.

Jaron Lanier hat sich zu derartigen Themen in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu Wort gemeldet und auch die Diskursplattform edge.org mit begründet.

About Edge.org: Edge.org was launched in 1996 as the online version of "The Reality Club" and as a living document on the Web to display the activities of "The Third Culture".

Dass man nun in Deutschland auf einmal Laniers Bücher übersetzt und ihm sogar einen renommierten Preis verleiht, ist also folgerichtig und überraschend zugleich. Folgerichtig, da man auch in Deutschland nicht ewig einen Bogen um diese Zukunftsthematik machen kann, und überraschend, wenn dies zu einem Zeitpunkt geschieht, zu dem Laniers Positionen in der Netzgemeinde zunehmend kritisch gesehen werden.

Diese Dynamik in Laniers Positionen - vom Technikpionier der 1980er Jahre mit hochfliegenden Visionen und sehr praktischem Anteil am Werden des Internets zu einem Kritiker der Entwicklungen seither, welche den Visionen und Utopien auf sehr "eigenwilligen" Pfaden folgen - war auch der zentrale Punkt in einer kontroversen Diskussion im Seminar.

Dabei sind derartige Differenzen zwischen Utopien und späteren realen gesellschaftlichen Entwicklungen im an Umbrüchen reichen 20. Jahrhundert nicht selten. Erinnert sei etwa an die kommunistische Vision einer gerechteren Gesellschaft und deren Verwirklichung im Realsozialismus (etwa Wolfgang Leonhard: Die Revolution entlässt ihre Kinder) oder die Hegelsche „Ironie des Schicksals“, dass „die Leute, die sich rühmten, eine Revolution gemacht zu haben, noch immer am Tag darauf gesehen haben, dass sie nicht wussten, was sie taten, dass die gemachte Revolution jener, die sie machen wollten, durchaus nicht ähnlich sah.“ (Engels 1885)

tbc

Hans-Gert Gräbe, 18.11.2014


OrdnerVeranstaltungen