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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2013-12-10


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Maschinen, Maschinensysteme, Technik und Sprache

Termin: 10. Dezember 2013, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-10

Diskussion auf der Basis eines Impulsreferats von Hans-Gert Gräbe

Ankündigung

In einer ersten Annäherung an das Thema "Mensch und Maschine" richtete sich unser Blick auf Weizenbaums Sekretärin und deren scheinbar irrationales Verhältnis zum neuen technischen Artefakt. Es wurde schnell deutlich, dass eine solche Sicht auf einen einzelnen Menschen und eine einzelne Maschine wenig Tragfähiges für die Problemanalyse zu liefern vermag.

Dazu ist die Beschränktheit des Maschinenbegriffs aus dem Duden ("mechanische, aus beweglichen Teilen bestehende Vorrichtung, die Kraft oder Energie überträgt und mit deren Hilfe bestimmte Arbeiten unter Einsparung menschlicher Arbeitskraft ausgeführt werden können") auf ein primär mechanisches Funktionsgebilde aufzusprengen und Maschinen als Teil eines komplexen Maschinensystems (im Sinne einer "komplizierten, aus mehreren zusammenarbeitenden Teilen bestehende maschinelle Einrichtung") wahrzunehmen, ohne das eine industrielle Gesellschaft nicht funktionieren kann.

Der Mensch tritt dabei nicht so sehr als Werkzeuge nutzendes denn als Werkzeuge herstellendes Wesen in Erscheinung, wird (kooperatives) Subjekt seiner eigenen Geschichte, die selbst ein dauernder Prozess des Herstellens der eigenen Lebensbedingungen ist, in dem sich Begründungen und reale Handlungsvollzüge zu einem lebendigen Teppich verweben, der gemeinhin als Kultur bezeichnet wird und von dem Technik(en) und Werkzeuge wesentliche Elemente sind, in denen sich sozialisierte Begründungen und sozialisierte Handlungsvollzüge treffen.

Im Seminar sollen die Begriffe Maschinensystem, Technik und Sprache in diesem Sinne in ihrem Wechselverhältnis genauer entwickelt werden, um so eine Grundlage für Diskussionen in weiteren Seminaren zu legen.

Hans-Gert Gräbe, 9.12.2013

Anmerkungen

Zentraler Punkt dieses Privatissimums im kleinen Kreis (schade!) war der Versuch, den Blick zu weiten von den Maschinen auf Technik und Kultur und dabei die Zugänge zu Beschreibungen menschlichen Handelns als Werkzeuge nutzendes und Werkzeuge herstellendes Wesen einander gegenüberzustellen.

Die erste Sicht (Mensch als Werkzeuge nutzendes Wesen) korrespondiert stark mit der im letzten Seminar kritisierten Vorstellung von Bildung als Konditionierungs- und Orientierungswissen, als welches die Nutzungsunterweisung daherkommt. Eine solche Vorstellung ist stark in unserem Bildungssystem präsent und verstärkt sich als weitere "Verschulungstendenz" mit dem Bologna-Prozess auch im universitären Tagesgeschäft. Die Frage des Herstellens von Werkzeugen, gar das Erfinden neuer Wirkprinzipien und Techniken, rückt dabei in eine ominöse Sphäre, die mit Begriffen wie Kreativität und Genialität in den Bereich des Extraordinären rückt, eine Sphäre, die bei Mittelstraß "die Wissenden" genannt wird, die Wissenschaft zum Beruf machen können und machen (also heuer 50% eines jeden Abiturjahrgangs?).

Die Sicht auf Menschen als Werkzeuge herstellende Wesen geht von einem Menschenbild mit deutlich anspruchsvolleren kognitiven Funktionen aus. Allerdings stellt sich schnell die Frage, wo das Herstellen von Werkzeugen endet und wie dies von anderen Lebensprozessen abzugrenzen ist. Die Frage stellt sich so nicht, wenn davon ausgegangen wird, dass Menschen nicht nur Werkzeuge, sondern ihre gesamten Lebensbedingungen herstellen - "Was Menschen sind, fällt zusammen mit ihrer Produktion, sowohl damit, was sie produzieren, als auch damit, wie sie produzieren. Was die Individuen also sind, das hängt ab von den materiellen Bedingungen ihrer Produktion." (MEW 3)

"Die erste Voraussetzung aller Menschengeschichte ist ... die Existenz lebendiger menschlicher Individuen. Der erste zu konstatierende Tatbestand ist ... die körperliche Organisation dieser Individuen und ihr dadurch gegebenes Verhältnis zur übrigen Natur. ... Alle Geschichtsschreibung muß von diesen natürlichen Grundlagen und ihrer Modifikation im Lauf der Geschichte durch die Aktion der Menschen ausgehen". (MEW 3)

Maschinen und Technik sind immanenter Teil dieser "Modifikation der natürlichen Grundlagen im Lauf der Geschichte durch die Aktion der Menschen" und damit nicht so sehr als Produkt von Kultur, sondern als Teil von Kultur zu fassen. Dies sollte in den weiteren Seminarvorträgen stärker Berücksichtigung finden.

Hans-Gert Gräbe, 10.12.2013


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