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Geschichte von Menschen und Maschinen

Termin: 26. November 2013, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-10

Die Geschichte des Menschen und die seiner Maschinen sind untrennbar verbunden

Vortrag und Diskussion mit Sebastian Hirsch

Ankündigung

Die technischen Errungenschaften des Menschen und deren Fortschritt sind allgegenwärtig. Es werden ganze Phasen über die technischen Errungenschaften, und der daraus resultierenden neuen Maschinen, definiert. Sie haben dem Menschen neue Möglichkeiten, insbesondere in der Wirtschaft und Industrie, gegeben und so die Geschichte des Menschen geprägt. Doch ergibt sich nun daraus die Frage, ob die Geschichte des Menschen und die seiner Maschinen untrennbar miteinander verbunden sind. Worin der Eindruck des Zusammenhangs der Geschichte von Mensch und Maschine liegt und was dies für uns bedeuten könnte, wird im nächsten Seminar diskutiert.

Sebastian Hirsch, 18.11.2013

Anmerkungen

In den bisherigen Seminarterminen hatten wir das General-Thema "Mensch und Maschine" so weit entwickelt, dass deutlich wurde, dass selbst die Spanne der letzten 100 Jahre nicht über einen einheitlichen Begriff von "Maschine" zu fassen ist. Weizenbaums Kritik greift 1976 die fundamentalen Änderungen auf, die mit dem Einzug der Kybernetik und einer sich etablierenden Wissenschaft der Steuerung und Regelung seit Mitte der 50er Jahre vor sich gegangen waren und scheinbar keinen Stein alter Maschinenbilder auf dem anderen gelassen hatten. Weizenbaum legt den Finger in die Wunde solcher Euphorie - zentrale Fragen des Verhältnisses zwischen den Menschen und ihren Maschinen (und damit letztlich zwischen den Menschen selbst) haben sich nicht erledigt, auch wenn der Kaiser in neuen Kleidern daherzukommen behauptet.

Diese Fragen blieben im Vortrag weitgehend unberührt. Mit dem Begriff der Maschine aus dem Duden ("mechanische, aus beweglichen Teilen bestehende Vorrichtung, die Kraft oder Energie überträgt und mit deren Hilfe bestimmte Arbeiten unter Einsparung menschlicher Arbeitskraft ausgeführt werden können"), dessen Beschränktheit auf ein primär mechanisches Funktionsgebilde bereits früher kritisch hinterfragt wurde, und einem Begriff von Maschinerie ("System, in dem bestimmte Vorgänge automatisch ablaufen und ein Eingreifen nur schwer oder gar nicht möglich ist") wurden sehr enge Rahmen gesetzt und diese auch später nicht verlassen.

Dabei gibt der Online-Duden selbst für den zweiten Begriff auch eine andere Fassung ("[komplizierte, aus mehreren zusammenarbeitenden Teilen bestehende] maschinelle Einrichtung - Beispiel: eine genial ausgedachte Maschinerie"), die durchaus in eine fruchtbare Richtung weist: zusammen arbeitenden, ausdenken, kompliziert, Einrichtung.

Auch blieb den Zuhörern weitgehend verborgen, wie der Vortragende zur These der "untrennbaren Verbundenheit" steht. Der Versuch Geschichte greifbar zu machen, war vor allem eine Geschichte der Jahreszahlen von technischen Entwicklungen. Ob die Jahreszahlen einer genaueren Kritik Stand halten, kann hinter der Frage zurück bleiben, ob es wirklich und allein Jahreszahlen sind, mit denen die Geschichte der Maschinen zu fassen ist.

Noch vager blieb der Bogen zu dem, was in der These als "Geschichte des Menschen" aufgegriffen wird. Was hat das insbesondere mit den Geschichten der Menschen zu tun, die ja - den Folien nach zu urteilen - wenigstens auf seiten der Arbeiter deutlich weniger euphorisch ausfielen?

Zunehmende Komplexität und geringere Überschaubarkeit - diese beiden gefühlten Tendenzen von Technikentwicklung standen im Mittelpunkt der Diskussion. Was hat es mit Komplexität, Undurchsichtigkeit und Überschaubarkeit auf sich? Welche Bilder werden überhaupt mit dem Begriff der Überschaubarkeit im Kontext einer vom Begriff Expertentum geprägten Debatte transportiert? Ist Welt von sich aus überschaubar (graduell oder gar prinzipiell) oder geht es allein um einen Prozess, sich einen Teil der Welt überschaubar zu machen? Und wenn ja, wie bestimmt sich dieser Teil der Welt?

Wir landeten damit beim Begriff sozialer Rollen, auf den die individuelle Überschaubarkeit gesellschaftlich abgebildet werde. "Geschichte des Menschen" wird damit zur "Geschichte der Menschen in ihren sozialen Rollen" und zur "Geschichte der sozialen Rollen und ihrer Bilder". Menschen machen sich die Welt auf diese Weise überschaubar, und das seit über 10.000 Jahren. Eine wichtiger Baustein in diesem kooperativen Tun sind die von diesen Menschen hergestellten Werkzeuge, Maschinen und Maschinensysteme. Diese Fähigkeit des Menschen als Gattungswesen, die eigenen Lebensbedingungen in einer symbolischen Reflexionsebene aufzufangen und auf diese Weise herzustellen, ist ein Alleinstellungsmerkmal der Gattung Mensch unter den Lebewesen auf diesem Planeten.

Ein letzter Diskussionspunkt griff die Frage nach der Rolle von Religion bei der Überschaubarmachung von Welt auf. In welchem Verhältnis stehen insbesondere Religion und Wissenschaft - haben die Amish People recht damit, in Technik und Maschinen gegossener Wissenschaft kritisch gegenüberzutreten? Ist Wissenschaft eine spezielle Form von Religion? Oder ist die Gegenüberstellung der Menschen und ihrer Maschinen die moderne Religion selbst?

Hans-Gert Gräbe, 1.12.2013


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