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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2013-06-04


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Ökologische Bound- und Rebound-Effekte durch neue technische Möglichkeiten der Informationsgesellschaft

Termin: 04. Juni 2013, 15.15 Uhr

Ort: Augusteum, A-520

Vortrag und Diskussion mit Marcel Kisilowski

Ankündigung

Im Zuge des Ausbaus insbesondere der kommunikativen Möglichkeiten und von netzwerkförmigen Abhänigkeitsstrukturen stellen sich auch alte Fragen der Produktionsorganisation und allgemeiner der Organisation des sozialen Zusammenlebens neu. Im Abschnitt 2.3.3 des Memorandums werden positive und negative Potenziale einer solchen Veränderung unserer sozialen Interaktionsformen auf gesellschaftliche Strukturen genauer thematisiert. Die Schlussfolgerungen sollen im Seminar auf dem Hintergrund neuerer Entwicklungen der letzten 10 Jahre abgeglichen werden.

Hans-Gert Gräbe, 05.05.2013

Anmerkungen

Im Mittelpunkt der Ausführungen, die sich eng am Text des Mamorandums orientierten, stand das Rebound-Phänomen. Von technischen Entwicklungen werden heute vor allem Umwelt entlastende Effekte erwartet, die oft in der prognostizierten Form nicht eintreten. Im Memorandum wird der Effekt am Beispiel von Verkehrsleitsystemen beschrieben. Der erwartete Effekt einer gleichmäßigeren Auslastung führt nicht dazu, dass man schneller ans Ziel kommt - flüssigere Verkehrsströme regen weitere Menschen an, sich am Individualverkehr zu beteiligen oder es werden längere Strecken mit dem Auto statt mit der Bahn gefahren.

In der Diskussion ging es vor allem um ein besseres Verständnis der Dynamik zwischen Erwartungshaltungen und Realität. Re-bound setzt ja Bound voraus, also die - oft wissenschaftlich untermauerte - Erwartung, dass der Übergang zu neuen technologischen Verfahren zur Effizienzsteigerung und damit geringeren Ressourcenbelastung führt.

Schaut man genauer hin, so liefert Wissenschaft aber gar nicht solche Ergebnisse, sondern formuliert wesentlich vorsichtiger Prognosen, in denen Ergebnisse mit Bedingungen untersetzt sind, unter denen sie nur eintreten können, oder oder gar nur Szenarien, also mehrere mögliche Zukünfte, je nachdem wie sich praktisches Verhalten entwickelt. Solche wissenschaftlichen Szenarien werden in der Gesellschaft oft nicht als mögliche Entwicklungswege aufgenommen, sondern - mit der Wissenschaft zugeschriebenen Fähigkeit, Wahrheiten zu verkünden - als sichere, deterministische Voraussage. Das (meist) genaue Funktionieren von Technik wird auf gesellschaftliche Prozesse übertragen und das Bild propagiert, dass Gesellschaft genauso steuerbar sei wie eine Maschine.

Der praktische Umgang mit Ergebnissen der Wissenschaft erfordert also wiederum Kompetenz. Die Filterung, Sichtung, Wichtung und Wertung von Ergebnissen der Wissenschaft für die eigene Handlungsplanung kann uns niemand abnehmen. Die differenzierten Analysen von Wissenschaft verdichten sich in diesem Prozess zu Formen "alltäglichen Wissens" mit deutlich geringerer Begründungstiefe, da kein Mensch zugleich Spezialist und Generalist auf allen Gebieten sein kann. Verantwortliches kooperatives Handeln ist nur auf dem Hintergrund eines solchen allgemein anerkannten und erwarteten "state of the art" - Handeln entsprechend allgemeiner Standards - möglich. Derartige Standards fallen nicht vom Himmel, sondern unterliegen einem ständigen Prozess der Prüfung auf Praxistauglichkeit. Reboundeffekte sind ein Ausweis dafür, dass eine solche Handlungsbasis immer historisch konkret ist und sich im Spannungsfeld zwischen Erwartungen und realen Entwicklungen in einem dauernden Prozess der Readjustierung befindet.

Hans-Gert Gräbe, 19.06.2013


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