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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2013-01-08


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Wissen und Wissensordnungen

Termin: 08.01.2013, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 3-10

Diskussion

Ankündigung

In unserer Diskussion am 11.12. wurde deutlich, dass eine Reihe von Begriffen ausgehend vom Individuum nicht sinnvoll zu gewinnen sind, sondern nur ausgehend von einer Perspektive des kooperativen Agierens der Menschheit als Gattung. Einen solchen Praxisbegriff wollen wir weiter schärfen, indem wir unsere bisherigen Diskussionen zu den Begriffen Information und Wissen auf diesem Hintergrund neu beleuchten.

Was bedeutet es, statt Peter Janichs Zurückführung des Begriffs Information auf "gelingende menschliche Kommunikation" (zwischen Individuen) diesen auf "gelingende menschliche Praxen" (als - in erster Näherung - Vollzug kooperativer Handlungszusammenhänge) zurückzuführen? In welcher Weise ändert sich so ein Begriff von Wissen? Was bedeutet ein solcher Zugang für die Schichtenmodelle von Infomationsprozessen? Sind diese damit obsolet oder eröffnen sich neue semantische Dimensionen des Verständnisses von Wissensprozessen?

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Wissensregimen, Ordnungen in der Gesellschaft und "Wissensordnungen", und wie sind dabei die aktuellen Umbrüche hin zu einer "Wissensgesellschaft" einzuordnen? Sind sie nur eine weitere Windung in der Abfolge von "Wissensordnungen" bisherigen Zuschnitts oder sind neue Momente zu berücksichtigen, die einen fundamentalen Unterschied zwischen "Wissensordnungen gestern und heute" markieren könnten?

Welche Rolle spielen "Autoren in Wissenswelten", gibt es andere Formen der Etablierung von Wissenskontexten, welche Rolle kommt "Lehre" und damit dem Sein als "Lehrling", "Geselle", "Meister" in den Wissensordnungen gestern und heute zu?

Literatur:

Weiterführende Literatur:
  • Horst Müller: Marx, Mead und das Konzept widersprüchlicher Praxis. In: Zeitschrift für Soziologie (ZfS?), Jahrgang 12, Heft 2, April 1983. S. 119-138. Text
  • Peter Ruben, besonders die Auseinandersetzung um dessen Ansatz "Arbeit als philosophische Zentralkategorie",
Hans-Gert Gräbe, 15.12.2012

Nachbemerkungen

Zunächst diskutierten wir die Nachbetrachtungen zum letzten Termin und vertieften die Frage, welche der dort genannten Problemkreise in welcher Weise in die Fundamente heutiger Wissensordnungen eingeschrieben sind. Herr Kleemann fasst das Ergebnis der Diskussion in folgenden Punkten zusammen:

  1. Die Entgegensetzung von Zivilisation und Natur, dementsprechend die Trennung von Aufklärer (Spezialisten) und Masse (HGG: siehe auch die 3. Feuerbachthese).
  2. Die Entgegensetzung von Natur und Mensch, dementsprechend die Kritik an der instrumentellen Vernunft (Max Horkheimer) oder an der Verdinglichung der Welt, respektive Umweltzerstörung, Ressourcenverbrauch, Normalisierung, Ökonomisierung (HGG: siehe auch Entfremdungsbegriff bei Marx).
  3. Die Ungleichzeitheiten (schönes Kunstwort) von Entwicklung, respektive nachholende Entwicklung, unterschiedliche Pfadentwicklungen, Möglichkeitsfelder und -abhängigkeiten, Problematik "Dritte Welt".
  4. Unreflektierte Selbstreferenz, die Trennung von Lernen und Anwendung, respektive Anwendungsorientierung oder die Ausrichtung auf technische Verwertbarkeit.
  5. Sinnentleerung im "nachmetaphysischen Zeitalter".
Die Diskussion bewegt sich in sehr klassischen Bahnen der Modernitätskritik, es ist definitiv interessant darüber weiter zu reden.

Als zweiter Aspekt wurden Probleme der Reproduktion von Wissensordnungen diskutiert, die sich zentral um die Frage drehen, wie an konkrete Köpfe (sterblicher) Menschen gebundener Sachverstand auch über deren Tod hinaus für "das Gattungswesen" verfügbar bleibt und welche Rolle dabei "Lehrlinge" und "Meister" spielen. Über den damit verbundenen Sozialisierungsprozess von Wissen sowie Änderungen der Stellung dieses Sozialisierungsprozesses im Gesamtgefüge gesellschaftlicher Prozesse wird ebenfalls weiter zu reden sein.

Hans-Gert Gräbe, 12.01.2013


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