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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2012-05-30


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Ein Vergleich von Privacy-Policies internationaler sozialer Netzwerke

Termin:, 30.05.2012, 15.15 Uhr

Ort: Seminargebäude, SG 1-10

Vortrag und Diskussion mit Agata Barcik.

Ankündigung

Soziale Netzwerke - wenigstens im Sinne des Webzeitalters - sind webgestützte Strukturen, in denen Nutzer verschiedene Interaktionen tätigen, um soziale Kontakte weiterzuentwickeln. Diese webgestützten Strukturen, etwa Facebook, werden von einem Struktur-Provider als Service bereitgestellt. Ein solches Service-Konzept hat üblicherweise verschiedene Sichtbarkeitsebenen (swim lanes), über welche die Interaktionen propagiert werden. In unserem Fall sind wenigstens die beiden Sichtbarkeitsbereiche "vor den Kulissen" und "hinter den Kulissen" von Interesse.

Der Bereich "vor den Kulissen" ist (qua Design) derjenige, der von den Nutzern praktisch gesehen und gestaltet werden kann. Nutzer sind Personen, die sich aktiv für die Nutzung der Plattform entschieden haben. Im Rahmen des Registrierungsvorgangs wird jedem Nutzer eine systemweit eindeutige Id (als Repräsentation der eigenen abstrakten Identität) zugeordnet, auf die der Nutzer im Weiteren reduziert wird (die Möglichkeit der Einrichtung von Mehrfachidentitäten bleibt erst einmal außer Betracht). Unter dieser Id können Nutzer einzelne Aktivitäten entwickeln sowie Artefakte (Daten) bereitstellen. Wesentliche Facebook-Funktionen sind Postings auf der eigenen Pinwand, Freundschaftsanfragen, Einrichtung und Teilnahme an Gruppen, der I-like-It-Button sowie die Kommentarfunktion zu Postings anderer.

Eine wesentliche Eigenschaft des Netzes ist - wie im realen Leben auch - die Möglichkeit, Aktivitäten anderer zu beobachten, ohne dass die Aktiven davon wissen. Interessante Interaktionen ergeben sich oft gerade aus einer solchen Konstellation - eine vorab von A nicht bedachte Beobachtung einer seiner Aktivitäten durch B löst eine Aktivität von B aus, die zu einer echten Bereicherung der sozialen Einbettung von A führt. Privacy-Einstellungen dienen nun dazu, diese Beobachtbarkeit eigener Aktivitäten und Artefakte feingranular zu steuern.

Diese Steuerung erfolgt im Bereich "vor den Kulissen" entsprechend den im Service-Konzept vorgesehenen Gestaltungsmöglichkeiten durch die Nutzer selbst. So entwickelt sich "vor den Kulissen" eine spannende granulare Beziehungsstruktur mit ausgefeilten Ausdrucksmöglichkeiten durch die Nutzer selbst, natürlich entsprechende "Medienkompetenz", also Gestaltungskompetenz in der Nutzung der vom Service-Provider angebotenen Mittel, vorausgesetzt.

Eine vollkommen andere Frage ist das Geschehen "hinter den Kulissen" - hierüber ist wenig bekannt und bei dem Wenigen, etwa in den Verlautbarungen von Facebook, bleibt unklar, wie weit diese Verlautbarungen mit den tatsächlichen Praxen übereinstimmen.

Ein großes Feld von Fragestellungen, die zu diesem Seminartermin diskutiert werden sollen.

Hans-Gert Gräbe, 22.5.2012

Bericht

Im Vortrag wurden die privacy policies von Facebook und Google+ verglichen. Interessant bereits grundlegende Designunterschiede zwischen beiden Plattformen - während mit dem "Freund"-Konzept von Facebook dieser Plattform ein symmetrisches Beziehungskonzept zu Grunde liegt, ist das "Kreise"-Konzept von Google+ asymmetrisch angelegt. Damit wird bereits deutlich, dass solche Designfragen in der Tat die Nutzermöglichkeiten zur Strukturierung (der Beschreibungen) ihrer sozialen Kontakte stark beeinflussen.

Deutlich wurde auch eine zweite Tendenz - mit dem Auftritt von Google+ ist das Zeitalter der scheinbaren Alleinstellung von Facebook als Inkarnation eines "sozialen Netzes" am Ende. Es steht auch kaum die Frage, welches der sozialen Netze gewählt wird, wenn verschiedene Freunde in unterschiedlichen Netzen unterwegs sind. Damit steht zugleich die Frage nach Austauschformaten und entsprechenden aggregierenden Softwarelösungen, die über die privacies verschiedener Netze hinweg vernetzen sollen.

Damit rückt (hypothetisch) ein Teil von Definitionsmacht wieder näher an den Nutzer heran - die Lösung wäre die Nutzung entsprechender Schnittstellen der SNS (= soziale Netz Software).

Das richtet den Blick zugleich auf eine weitere Komponente der sich entwickelnden SNS-Szene - die Apps. Damit bekommen Fragen der privacy selbst bei Facebook noch einmal eine andere Dimension. Vollkommen unübersichtlich wird die Situation schließlich, wenn man die Möglichkeiten moderner Smartphones betrachtet, die ja die Personen dauernd begleiten und allein schon durch die Möglichkeit der Orts-Lokalisierung mehr verraten (können) als alle bisher in Gebrauch befindliche SNS. Dass davon auch bereitwillig und freigiebig Gebrauch gemacht wird, zeigt der gute Absatz von Apps, deren Funktionalität auf einer genauen Nutzerlokalisierung beruhen. Kurz - mit dieser Art von "ubiquity computing" werden die Grenzen von möglicher privacy noch weiter hinausgeschoben.

Hans-Gert Gräbe, 30.5.2012


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