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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2010-11-29


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"Das Geld schläft nie" - die Kreativen und das Geld

Termin: Montag, 29.11.2010, 17.15 Uhr

Ort: Uni Leipzig, Universitätsstraße 7, Seminargebäude, Raum 1-10

Ingo Groepler-Roeser, GdMKK

Ankündigung

Ausgehend von Oliver Stones Film "Wall Street" diskutieren wir über die Wechselbeziehung zwischen Kreativität, den Arbeitsbedingungen der "Kreativen" und Geld.

Ein paar weiterführende Überlegungen

Viele Menschen wissen sehr wenig vom Kapitalismus. Was heißt, sie wissen sehr wenig über sich selbst. ... Der Vampir braucht das Blut, um sich auf die Suche nach mehr Blut zu machen. Wie Marx es im Kapital sagt: B-B'™. Wenn man das verstanden hat, macht es das Leben im Kapitalismus erheblich leichter.
Quelle: http://www.bremer-sozialforum.de/ProgrammThemen06.html

"Geld schläft nie" lautet eine zentrale Botschaft des Films (W), die in den jäh wechselnden Schicksalen der Hauptdarsteller, stellvertretend für wesentliche Charaktertypen des Finanz-Empire (E), ihre Bestätigung erfährt.

Allerdings ist es müßig zu klären, wer von ihnen der größte oder überhaupt ein Bösewicht ist, denn alle folgen einer von den Regeln des Geldsystems vorgegebenen, durch die Lebensumstände und Handlungsoptionen heruntergebrochenen je eigenen Dynamik. In diesem Sinne ist Geld ein (nicht das) Vermittlungsglied zwischen heute und morgen und die jähen Schicksalswendungen der Hauptakteure des Films Ausdruck der jähen Wendungen der heutigen Zeit, deren Charakter wir in unserem Seminar etwas genauer beleuchten wollen. "Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren" heißt es dazu im "Kommunistischen Manifest" (MEW 4, S. 465).

Im Film wird aber auch deutlich, dass Machtfülle im Finanzsektor wenig mit Gestaltungsspielraum zu tun hat, wenn dieser Gestaltungswille der herrschenden Geldlogik zuwiderläuft. Auch hier entfaltet der "Teppich" seine Wirkung. Investitionen in neue Technologien - die Gestaltung des technologischen Wandels - muss gegen die herrschende kapitalistische Logik durchgesetzt werden. Venture-Kapital als Finanzform zu dessen Gestaltung folgt einer eigenen Logik, die allein mit dem Schlagwort "Profitmaximierung" nicht zu fassen ist, denn sie trägt ein Moment der gesellschaftlichen Destabilisierung bestehender Machtgefüge in sich. Trotz der Machtfülle des "Kreises der Alten" verstehen diese genau, dass ihnen diese Dynamik verschlossen ist und ihre Macht zu höchstens einem reicht - der Stabilisierung des Geldsystems, dass auch ihre Enkel es noch vorfinden.

Was wissen wir also über das System, in dem wir leben? Sind es die scheinbar Mächtigen, die die Geschicke der Welt bestimmen, oder verstärken sie nur die Wirkung einer Dynamik, die Robert Kurz als "tautologische Selbstbewegungsstruktur des Gelds" bezeichnet? Sind sie nur so lange mächtig, wie sie sich der Systemlogik gegenüber opportun verhalten? "Many people know very little about capitalism. Which is to say, they know very little about themselves. People always think, it’s in the vampire. But of course it’s not. It’s all in the blood." So Tony, der Sprecher im Film "On Blood and Wings" (V).

Wie weit ist das Geld also das Blut, welches in den Adern der Gesellschaft fließt? Ist es wirklich das zentrale Kommunikationsmedium, über welches wir uns dauernd über unsere Zukunft austauschen und diese praktisch gestalten? Kleine und große Entscheidungen über die Zukunft erfordern dann die Anhäufung kleiner und großer Mengen dieses Kommunikationsmittels. Offensichtlich spielt in diesem Sinne die Finanzsphäre über die Konzentration und Steuerung der finanziellen Mittel eine besondere Rolle bei der Bestimmung über die großen Zukunftsprojekte. Wird sie in ihrem heutigen Zustand dieser Rolle gerecht? "The blood thing is the only thing you really have to know to understand capitalism. The Vampire can’t act without the blood, and he can’t keep it. He doesn’t feed on the blood in a way that he would ever be full. He’s thirsty all the time. Because, as you know, he’s already dead. So he doesn’t consume anything. He’s more like a machine that is fuelled by blood. And the blood he takes, only drives him to search for new blood." So noch einmal Tony in (V).

Wie aber diese Selbstzerstörungslogik außer Kraft setzen? Wie ein "Primat des Politischen" gegenüber der zerstörerischen Seite der ökonomischen Dynamik in Stellung bringen, wenn das Politische von dieser zerstörerischen Seite selbst okkupiert erscheint? Einfache Antworten verbieten sich, aber eine Lehre der Sozialismusversuche des 20. Jahrhunderts sollte beherzigt werden: "They did the old game of confusing the blood and the Vampire. While they were eager to kill the Vampire, they had no real idea how to manage the blood." (V)

Verweise:

Hans-Gert Gräbe, 5.12.2010


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