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Hans Gert Graebe / Seminar Wissen /
2009-01-20


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Zur Rolle der freizügigen Information

Termin: (verschoben auf) 30.01.2009 9:30 Uhr, Johannisgasse 26, Raum 1-22

Ort: Interim am Brühl, Raum 810 (Uni Leipzig)

Vortrag von Frank Büchel

Ankündigung

Explizites Wissen als intersubjektives Phänomen unterliegt - wie alle intersubjektiven Phänomene - einem gesellschaftlichen Sozialisierungsprozess. Mit Begriffen wie "geistiges Eigentum", Urheberrechten, DRM - von den einen als Digital Rights Management, von den anderen als Digital Restrictions Management dechiffriert - usw. soll diese Sozialisierung heute zunehmend durch marktwirtschaftliche Mechanismen und Einschränkung der Freizügigkeit garantiert werden.

Richard Stallman hielt dem schon vor 25 Jahren seine fundamentales "information wants to be free" entgegen. Im GNU Manifesto (Stallman-85) wird die Bedeutung freizügig zugänglicher Informationsquelle für eine sich dynamisch entwickelnde Gesellschaft genauer begründet.

Wissen ist in diesem Sinne eine individuell vermittelte Gesellschaftlichkeit, ein gemeinsames Bauen an einem großen Puzzle, welches - im Gegensatz zu Waren - auch nicht in Teilen vernünftig privatisierbar ist, ohne die Reproduktionsfähigkeit des gesamten Systems existenziell inmFrage zu stellen. Ist es bereits schwierig, neue Ideen zusammenzufügen, wenn alle Puzzlestücke frei auf dem Tisch liegen, um wie vieles schwieriger bis aussichtslos würde es in einer neoliberal geprägten "Wissensgesellschaft" sein, in der alle Beteiligten mit Pokerface um den Tisch sitzen und zunächst um die Puzzlestücke selbst schachern müssen.

Matthias Käther (Käther-04, S. 300) formuliert es so: "Unsere Zeit bietet wie keine andere eine gewaltige Sammlung von Wissen in Textform dar. Die gesamte Geistesgeschichte der Menschheit wird auf CD-Roms, auf Internetseiten, in Antiquariaten und im Buchhandel dargeboten, alles ist gut vernetzt und so leicht zugänglich, daß es eine Schande wäre, dieses Material nicht wach und offenen Sinnes zu gebrauchen."

Bericht

Im Vortrag beschäftigte sich der Referent mit inhaltlichen Schwerpunkten zu Grundlagen des Kapitalismus, Beschaffenheit und Tausch von Wissen sowie der Struktur der Informationsgesellschaft mit einigen prominenten Gesetzesbeispielen.

Zunächst wurde zur Klärung der wesentlichen Eigenschaften des Kapitalismus neben strukturellen Definitionen auch die Analyse von Karl Marx herangezogen. Insbesondere stellte sich dabei heraus, dass das Ziel einer kapitalistischen Handlungsweise in der maximalen Mehrwertbildung einer Ware liegt, und diese in einem Transfer gegen einen Wertausgleich getauscht wird.

Anschließend fand der Wissensbegriff eine erneute Definition, unter Hervorhebung einer expliziten und impliziten Komponente sowie Verweisen auf die Hirnforschung etwa bezüglich der Gedächtnisleistung. Es entstand die Folgerung, das Wissen ob seiner Beschaffenheit nicht im ökonomischen Sinne "getauscht" bzw. transferiert werden kann, da auf der Senderseite keine Verkleinerung der Einsatzmenge und empfängerseitig nicht notwendigerweise ein Wissenszuwachs und damit Warenwert zu verzeichnen ist.

Dies führte abschließend zur Beleuchtung der heutigen Informationsgesellschaft als Leitbild einer Transformationsgesellschaft und Informationsökonomie. Die Auswirkung dessen, insbesondere im Bereich des geistigen Eigentums und der resultierenden digitalen Rechteverwaltung, wurde an diametralen Ansätzen mit WIPO, DMCA, DRM einerseits und GNU/GPL andererseits erläutert. Diese stellten sich im Fazit als auseinanderlaufende Reaktionen auf die Auslagerung des Kapitalismus auf den Umgang mit Information und Wissen heraus.

Tom-Michael Hesse


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