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Hans Gert Graebe / Rohrbacher Kreis / Dahlen-12 /
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Anmerkungen in Thesenform zur Tagung in Dahlen von Dr. Axel Popp, 22.04.2012

  1. "Nachhaltigkeit" ist ein hoch-komplexes globales Kriterium über den dynamischen Prozess des globalen Erdsystems (Natur/Umwelt in Interaktion mit allen menschlichen Aktivitäten = Gesellschaft, Wirtschaft, Technik)
  2. "Nachhaltigkeit" bildet sich systemisch-wechselwirkend (ko-evolutiv) zwischen allen Akteuren, Komponenten und Prozessen in konkreten Aktionsräumen (Biotopen, Siedlungsgebieten, Wirtschaftsstandorten). Damit ist "Nachhaltigkeit" Ausdruck für einen aktuellen Prozesszustand durch die Verschachtelung aller Teilprozesse von lokal, regional bis global.
  3. "Natur" ist in sich viel komplexer und nicht-linear dynamischer - ko-evolutiv - als z.B. der grob vereinfachende Begriff von einem "natürlichen Gleichgewicht" es suggeriert.
    1. vgl. Reichholf, J.H.: Stabile Ungleichgewichte. Die Ökologie der Zukunft. Suhrkamp 2008.
    2. Erhalt bzw. Schutz der Natur wird viel zu einfach und statisch gedacht. Evolution vollzieht sich ständig (mit natürlichen Auf- und Abbauprozessen, Wanderungsbewegungen, Anpassungen usw.) und wird heute entscheidend durch menschliche Eingriffe überlagert und modifiziert.
  4. Systemische, globale Ökologie nur kann die notwendigen Kriterien und Messwerte liefern, um ein angenähertes Bild der komplexen, in sich widersprüchlichen und verschachtelten (Teil-) Prozesse zu gewinnen.
    1. vgl. Blumenstein, Schachtzabel, Barsch, Küppers : Grundlagen der Geoökologie. Springer 2000;
    2. darin u.a. enthalten der Ansatz von lokalen bionischen Organisationsmanagement-Netzen (BOM-Netzen), um die verschiedenen Wechselwirkungen Natur-Mensch zu erfassen.
  5. Weiterentwicklung von schon vorliegenden Lösungskonzepten und Denkmodellen zur "Nachhaltigkeit" wie z.B.
    1. Bossel, H.: Globale Wende, Wege zu einem gesellschaftlichen und ökologischen Strukturwandel. Droemer, Knaur 1998;
    2. Kopfmüller, Brandl, Jörissen, Paetau, Banse, Coenen, Grunwald : Nachhaltige Entwicklung integrativ betrachtet, sigma 2001;
    3. abstrakter: Peschel, Mende: Leben wir in einer Volterra-Welt? Ökologischer Zugang zu einer angewandten Systemanalyse, Akademie-Verlag 1983.
  6. Prinzipielle Erkenntnis, dass das gegenwärtige Gesellschafts- und Wirtschaftssystem nicht nachhaltig ist. Alle Bemühungen zu ökologischen und technisch-technologischen Verbesserungen, z.B. CO_2- Senkung, führen nur zeitweilig und meist eher lokal zu Entlastungen, da sie durch Rebound-Effekte im Rahmen kapitalistischer Marktwirtschaft überkompensiert werden.
  7. Notwendig ist der grundsätzliche Übergang zu einer neuen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Auf kurzfristigen Gewinn orientierte Durchsatzwirtschaft (Vernutzung aller Naturressourcen) muss abgelöst werden durch die ökologische Tragfähigkeit beachtende Kreislaufwirtschaft. Bausteine dazu sind Basisdemokratie, lokale Selbstversorgungseinheiten, Gemeingüter im öffentlichen Raum, notwendiger Bedarf mit Sättigungsniveaus (im gesellschaftlichen Konsens), Mindestlöhne, Arbeitszeitsenkung, soziale Umverteilungen, Regulierung des Bevölkerungswachstums, Steigerung der Ressourcenproduktivität, -effizienz.
  8. Beispiel "Energiewende": Es kann nicht langfristig eine jährliche Steigerung des Energieverbrauchs von 0,7 % (BRD) durchgehalten werden. Es müssen öffentliche Diskussionen zu den Konsequenzen über langfristig notwendige Umgestaltung hin zu regenerativen Energien geführt werden.
    1. U.a. Verhindert das Programm des Atomausstiegs kurz- und mittelfristig das Programm zur CO_2-Reduktion/Klimawandel?
    2. Wird es zwangsläufig kurz- und mittelfristig zu Preissteigerungen für Elektroenergie führen?
    3. Notwendige Förderungen und Subventionen für regenerative Energien sollten primär die Innovationspotentiale stärken und nicht die Gewinne der Unternehmen.
    4. Beachtet der geforderte Ausbau der Stromnetze genügend die Verknüpfung von zentralen und dezentralen Erzeugern und Verbrauchern ?
    5. Innovative Idee von neuen "selbstlernenden" Stromnetzen (dynamische Anpassungen zwischen Aufkommen, Verteilung und Verbrauch).
Versuch einer Zusammenfassung der „Dahlener Tagung 2012“ durch einen Praktiker. Von Andreas Krödel, 09.05.2012

Das überschriebene Thema „Nachhaltigkeit und Technik“ ließ bereits im Vorfeld viele wertvolle und interessante Zusammenhänge und interdisziplinäre Diskussionen erahnen. Die Erwartungen wurden durch die Tagung für mich weit übertroffen.

Ja, ich gebe zu, im diesem Vorfeld habe ich befürchtet, dort kommen hoch intelligente Menschen, Professoren, Doktoren zusammen, theoretisiert und voller Fachbegriffe, da kann ich nicht mithalten. Aber bereits als am Freitag die Gäste eintrafen, wurde mir klar, dem ist nicht so.

Als dann die eigentliche Arbeit mit der Ehrung für Prof. Rudolf Rochhausen und dem Seminar „Umweltinformatik in einer vernetzten Welt“ begann, hat mich besonders das komplexe Herangehen an Dinge begeistert, die eigentlich ja alle Menschen dieser Erde betreffen. Auch das Sonntagsseminar zum Thema: „Nachhaltige Energiekonzepte“ entsprach höchsten Ansprüchen.

Die Frage betreffs der Nachhaltigkeit hat mir folgende Felder eröffnet:

  • Informatik, eine umfassende Betrachtung des Seins in einer Welt, wo per Computer riesige Mengen an Informationen zur Verfügung stehen; beginnend mit rechtlichen Urheberbelangen („wem gehört der Satz des Pythagoras“), über die effektive Nutzung, aber auch den Missbrauch von Daten, bis hin zu politischen „Stimmungsmachern“ im Sinne der Einseitigkeit von rein puren Elementen der Ökonomie im Sinne eines Maximalprofits für Monopole und Konzerne.
  • Es wurde sehr schnell deutlich, dass Nachhaltigkeit sich im praktischen Ergebnis für die Menschen widerspiegeln muss in ihrer Betrachtung von verschiedensten Seiten, ökonomisch, ökologisch und sozial (auch damit rechtlich, ethisch), und dies wurde unterstrichen durch Beiträge vieler Disziplinen, Kybernetiker, Mathematiker, Biologen, Philosophen, aber auch Historiker, Techniker im weitesten Sinne usf.
  • Energie, ein sehr wichtiger Schwerpunkt, dessen Bedeutung eine wirkliche Wende bei der Betrachtung erfordert. Zunächst wurde aufgezeigt, dass nachhaltige Energiegewinnung technisch möglich ist. Für die Menschen kommt der Strom „aus der Steckdose“. Das soll bei der zunehmenden Elektrifizierung ja auch so bleiben.
Hier standen vielfältige Fragen zur Diskussion, Kohle wird alle, Kernenergie, ja oder nein, aber wenn ja, dann sicher, Windenergie kontra „Verspargelung der Umgebung“, oder wohin mit ausgedienten Rotorblättern.

Aber, Energiesparen, Einsatz von Alternativen zwecks Senkung des Verbrauches, „intelligente Produkte“, langlebig ist dringend notwendig, wird aber von der Industrie der Wegwerfgesellschaft von heute massiv ausgebremst.

Wasserstoff, Methan können aus Biomasse gewonnen werden und zur Ergänzung von Solar-, Wind-, oder Wasserenergie genutzt, effektiver im Wirkungsgrad und z.B. über vorhandene Gasleitungen verteilt werden, es kann so Energie auch gespeichert werden, was bei der Abhängigkeit vom Klima notwendig ist.

Auch hier standen die veralteten Traditionen in der Kritik, wo man einseitig auf Kohle, Erdöl gesetzt hat, wo dann der Schwenk zur Atomenergie erfolgte, immer einseitig, eben nie nachhaltig. So auch die Senkung des CO_2 Ausstoßes als so absolut im politischen Vordergrund, dass man schon fragte, ob das CO_2 gänzlich aus der Biosphäre entfernt werden soll, aber es ist ja bekanntlich für die Pflanzen absolut überlebensnotwendig. Andere Themen, wie „Tank oder Teller“, führten dies einseitige, kurzfristige Herangehen ganz deutlich ad absurdum.

Fazit: Egal, sowohl Informatik als auch die Energie der Zukunft müssen eben von allen Seiten betrachtet werden, was ist den Menschen und der Natur „zumutbar“ als sauberer Konsens, damit meine noch nicht einmal einen Monat alte Enkeltochter noch leben kann.

Letztlich lief alles darauf hinaus, dass an Hand dieser Beispiele und Betrachtungen eine Erneuerung der Gesamtgesellschaft beginnend mit einem neuen Denken und dessen Umsetzung in die Praxis als Prozess in Gang gebracht werden muss, nicht einseitig, sondern interdisziplinär und nachhaltig.

In Praxi erfordert dies m.E., aus der Geschichte zu lernen, über den eigenen „Tellerrand“ hinauszublicken (sowohl als Mensch als auch in der Gesellschaft) und die Wissenschaften nutzbringend dort einzubringen, wo sie dies verwirklichen können.