Natürliche und künstliche Intelligenz. Perspektiven der Technikgestaltung
zu unserem 10. Interdisziplinären Gespräch folgende Definition des Intelligenzbegriffs vorgeschlagen, der auch auf technische Systeme angewendet werden kann:
Ein System heißt intelligent, wenn es selbstständig und effizient Probleme lösen kann.
Gegenüber klassischen anthropozentrischen Intelligenzbegriffen, wie sie etwa dem Turing-Test zu Grunde liegen, verweist die vorgeschlagene Definition auf Systeme und damit auf interpersonale Strukturen als "Träger" von Intelligenz. Die weiteren Überlegungen von Klaus Mainzer gingen dann in Richtung einer verteilten Repräsentation von Umwelt in vernetzten Computersystemen und neuen Möglichkeiten, derartige Repräsentationen durch "Lernen" weiterzuentwickeln. Bereits in der Diskussion stieß der Versuch auf Widerspruch, diesen sicher wichtigen Aspekt, die Möglichkeiten vernetzter Computersysteme gegenüber klassischen Ansätzen mit gemeinsamem Hauptspeicher besser zu verstehen, unter einem Intelligenzbegriff zu subsumieren. Im Nachgang hat Jürgen Stahl hierzu noch einige Überlegungen zusammengetragen, die sicher ebenso kontrovers zu diskutieren sind, da ihnen andere Ansätze gegenüberstehen, die Intelligenz als globales Phänomen des sozial vernetzten Menschen als Gattungswesen verstehen oder - im Noosphären-Ansatz von Wladimir Wernadski - gar als Stufe einer zunehmenden kosmischen Strukturvielfalt.
Diesen Fragen wollen wir uns in dieser Diskussion noch einmal zuwenden.
Die Diskussion wurde mit einem längeren Impulsbeitrag von Jürgen Stahl eingeleitet, der kontrovers aufgenommen wurde. Insbesondere wurde immer wieder als Frage aufgeworfen,
in welchen Formen sich der anthropozentrische Intelligenzbegriff immer wieder in aktuelle Debatten einschleicht sowie
welche Konsequenzen sich aus einem modernen Wissenschaftsbild im Gegensatz nicht nur zu den Wissenschaftsbildern der Zeit der "Klassischen Philosophen" bis Ende des 19. Jahrhunderts, sondern auch zu den stark sprachlinguistisch aufgeladenen Wissenschaftsbildern des späten 20. Jahrhunderts ergeben.
Im Nachgang wurden weitere Argumente im privaten Mailverkehr ausgetauscht. Um diese Debatte retrospektiv und auch zukünftig öffentlich zu machen, würde vereinbart, hierfür die archivierte Mailingliste "rohrbacher-kreis" zu nutzen.
Der Impulsbeitrag von Jürgen Stahl liegt in überarbeiteter Form vor, wobei Jürgen noch einmal seine Sicht auf die kontrovers diskutierten Punkte präzisiert hat.