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Hans Gert Graebe / Philo Debatte / 2015-03-18 |
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Die Verschränkung technologischer und ökonomischer Entwicklungen ist ein immer wieder umstrittenes Thema. Allein klar zu sein scheint, dass dies kein kontinuierlicher Prozess ist, sondern in längeren Abständen grundlegende Umbauphasen gesellschaftlicher Institutionen zu beobachten sind. Joseph Schumpeter sieht derartige "Innovationszyklen" ebenso wie Thomas S. Kuhn, der diese Beobachtung mit "Paradigmenwechseln" in der Wissenschaft in Verbindung bringt. Eine erste empirisch basierte ökonomietheoretische Untersuchung hat der russische Ökonom Nikolai Kondratieff in den 1920er Jahren vorgelegt. Dieser Ansatz wurde seither von vielen Autoren aufgenommen. In meinem Aufsatz "Lange Wellen und globale Krise" versuche ich mich an einer eigenen Interpretation dieser "Zyklizität" gewisser Phänomene, die im engen Zusammenhang mit Umbrüchen im Bereich technologischer Entwicklungen stehen. Diesen Text stelle ich zur Diskussion. Link:
Ergänzung:
Gelegentlich ist es spannender, die richtigen Fragen zu finden als Antworten zu geben. Ein solcher unausgesprochener Konsens war auch die Klammer unserer Diskussion. Als Input lag mein Aufsatz "Lange Wellen und globale Krise" vor, in dem der Versuch unternommen wird, einen Aspekt des komplexen Beziehungsgefüges zwischen Technikentwicklung und ökonomischer Entwicklung aus der speziellen Perspektive "langer Wellen" ins Visier zu nehmen und dazu eine weitere spekulative Theorie auf einer anerkannt dünnen Datenbasis zu entwickeln. Hintergrund des Entstehens dieses Aufsatzes war ein Angebot von Die Interpretation ökonometrischer Daten ist anerkannt schwierig. Während Galileis These, dass Stein und Feder unter Absehung des Luftwiderstands gleich schnell fallen, durch eine entsprechende experimentelle Anordnung wenigstens näherungsweise einer direkten Verifikation nach heutigen wissenschaftlichen Standards zugänglich ist, gilt dies für ökonometrische Phänomene ab einer gewissen Abstraktionsstufe nicht. Das Spektrum der Spekulation über konkrete Jahreszahlen für Kondratieff-Wellen (die Existenz derartiger "Wellen" einmal vorausgesetzt) ist entsprechend breit. In meinem Aufsatz gehe ich von zwei aus der Literatur übernommenen Setzungen aus – dem Abfolgemuster "Winter, Frühling, Sommer, Herbst", in dem besonders eine scharfe, die gesamte Gesellschaft erschütternde Finanzkrise mit anschließender längerer depressiver Phase als "Kondratieff Winter" auch ökonometrische Spuren hinterlassen sollte, sowie der empirisch gestützten zeitlichen Einordnung von fünf solchen "Wellen", die einer umfangreicheren Übersichtsdarstellung des Forschungsstands zum Thema "Kondratieff-Wellen" von Poletajew/Saweljewa aus dem Jahr 1989 entnommen ist. Die aus der Literatur übernommenen Setzungen meines Aufsatzes postulieren weiter, dass dieser fundamentalen Finanzkrise eine etwa 10-jährige Plateau-Periode vorausgeht, die ihrerseits durch eine "primäre Rezession" eingeläutet wird, welche "aus einem Ungleichgewicht heraus entsteht ... und einen Wandel in der öffentlichen Stimmung mit sich bringt ..." (siehe meinen Aufsatz). Dieser vagen Semantik setze ich die These entgegen, dass eine solche "primäre Rezession" durch die Konsolidierung von Marktakteuren im Bereich der "neuen Technologien" getrieben wird und damit den Charakter eines durch die technologischen Entwicklungen verursachten "tektonischen Bebens" innerhalb der Machtbalance zwischen verschiedenen Kapitalgruppen (bzw. im ehemaligen Ostblock in anders fundierten Machtstrukturen) hat. In der Diskussion wurde deutlich, dass ein Versuch der Extraktion einer genaueren Zeitskala für eine solche spekulative Theorie allein aus ökonometrischen Daten auf Sand gebaut ist. Eine empirisch-ökonometrische Verifikation ist erst sinnvoll möglich, wenn genauere Thesen zu ökonomischen Phänomenen entwickelt werden, die sich empirisch-ökonomisch fassen lassen. Derartige Überlegungen sind zwar in meinem Aufsatz in Ansätzen enthalten, die Rückspiegelung auf empirisch-ökonomisch fassbare Phänomene steht allerdings aus und kann auch nur in Zusammenarbeit mit guten Kennern der Möglichkeiten empirischer Ökonomie gelingen. Darüber wurde in unserer Diskussion nicht gesprochen.
Das Hauptaugenmerk der Diskussion richtete sich vielmehr auf die Frage der Fundierung des Kondratieff-Wellen-Ansatzes als solchem. Versuche, in ökonometrischen Daten durch Spektralanalyse Zeitmuster zu erkennen, sind von verschiedenen Autoren versucht worden, und ebenso vielfältig sind die beobachteten Zeitmuster und spekulative Theorien zu deren Erklärung. Die Diskussion fokussierte deshalb immer wieder auf der Metapher des "ins Wasser geworfenen Steins" als prototypischem Bild von Technologieentwicklung und damit der Frage, ob Technologieentwicklung im gesellschaftlichen Maßstab kontinuierlich ("Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren." Dennoch herrschte Einigkeit, dass wohl von solchen Wechseln und damit einer phasenförmigen Entwicklung der Verzahnung von technologischer und gesamtgesellschaftlicher Entwicklung auszugehen ist. Eine spektralanalytisch an empirischen Daten orientierte Argumentation wie die der Kondratieff-Wellen kann nur einen ersten Hinweis auf die zeitliche Einordnung solcher vor ihrer Beschreibung zunächst zu identifizierender Phänomene geben, die durch andere Argumentationen und Verifikationsquellen weiter zu befestigen ist. Insbesondere wären die Technologiebündel genauer zu identifizieren, die in den einzelnen Phasen eine dominante Rolle spielen, und deren techno-logischer Zusammenhang besser zu verstehen. Geht man davon aus, dass sich diese Technologiebündel mit dem jeweiligen "Kondratieff Winter" durch den massiven Aufbau entsprechender Fertigungskapazitäten erstmals in bemerkbarem Ausmaß in ökonometrischen Daten wiederfinden, diese technologischen Phänomene also mit dem Beginn des jeweiligen "Kondratieff Winter" erstmals merklich zu Buche schlagen, so ergibt sich aus meiner Sicht auf der Basis der zeitlichen Daten von Poletajew/Saweljewa folgende Einordnung (jede Welle beginnt mit dem "Kondratieff Winter"):
![]() Zwei ebenso spekulative Anmerkungen zu dieser hoch spekulativen Zeitleiste möchte ich ergänzen:
Literatur:
OrdnerVeranstaltungen ![]()
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