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Hans Gert Graebe / Philo Debatte /
2011-05-17


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Philosophie und Informatik - Eine Debatte

Anmerkungen zum 17.05.2011

Ausgangspunkt waren zwei Texte von Jörg (Sohn, Informatiker) und Werner (Vater, Theologe) Wittenberger aus dem Jahr 2005

  • Jörg Wittenberger: Vernunft - Recht - Eigentum. Askemos - ein Funktionsmodell zum Verständnis
  • Werner Wittenberger: Askemos und Rousseau. Eine philosophisch-kulturgeschichtliche Betrachtung
in denen philosophische Fragen nach den Designaspekten eines ausfallsicheren verteilten Computersystems ( Askemos) als "Werkzeug Freier Bürger" diskutiert werden, was ein Grundverständnis von menschlicher Freiheit und deren Garanten erfordert. Dies berührt eine uralte philosophische Debatte und führt auf die Charta der Menschenrechte (Jörg W.) und auch zu Rousseaus Gesellschaftsvertrag (Werner W.).

Auch wenn die beiden Texte in der Diskussion nicht unmittelbar aufgenommen wurden, so ging es doch um die Frage, mit welchem Menschenbild (MB) die Informatik "konfrontiert" ist, bzw. welches dort dominiert. Für mich waren mehrere Momente spannend:

  1. Der unmittelbare Zusammenhang zur Debatte um "Person" in Kanzians Seminar, und dass eigentlich alle damals von mir aufgeworfenen und letztlich im Seminar nicht aufgenommenen Aspekte irgendwie eine Rolle spielten. Von Antworten sind wir dabei natürlich noch weit entfernt.
  2. Die Reduktion aller Computertätigkeit auf "Beschreibungen" - damit rücken wir in unmittelbare Nähe ontologischer Konzepte, aber auf einem ungeheur komplexen Level. Und natürlich auch in die Nähe der "einen großen Erzählung", denn wer diese Webseite anschaut, dem wird ja eine "Beschreibung" vom Web-Client vorgelesen, die er aus seinem lokalen Browser-Programm und dem übermittelten HTTP-Request speziell für Sie als Leser/in erstellt hat. Und all die Knöpfe am Browser usw. sind auch nur eine vom Renderer "vorgelesene" maschinenlesbare Beschreibung, wie das ganze Zeugs auf dem Bildschirm darzustellen ist.
  3. Wir waren in der Diskussion um Menschenbilder letztlich bei den Unterschieden zwischen MB-I (der Informatik) und MB-R (der gegenübergesetzten "realen Welt") gelandet. Der Versuch, das MB-I aus dem MB-R abzuleiten hat nicht so richtig funktioniert und am Schluss wurde klar, dass hier ein sehr komplexes Wechselverhältnis vorliegen muss, das in der Nähe der Marxsche Aussage über die Dominanz der Produktivkräfte gegenüber den Produktionsverhältnissen liegt. Diese Frage soll beim nächsten Treffen noch einmal aufgenommen werden.
NB: Auch die jungen Juristen der Reihe Internet und Recht haben, ihren Lehrern folgend, vor zwei Jahren immer wieder versucht, ihre wohlfeilen Interpretationen der "realen Welt" in die Internetwelt zu übertragen, was bei den - zuletzt sehr spärlich - anwesenden Hörer mit Informatik-Hintergrund regelmäßig Kopfschütteln (ob der technischen Unbedarftheit der Argumentation) und Protest (ob der Konsequenzen der Übertragung dieser alten Regeln auf neue Bereiche für die eigene Handlungsfähigkeit) auslöste.

Hans-Gert Gräbe, 20.5.2011


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