Hans Gert Graebe / Leipziger Gespraeche / 2016-01-29 |
||||||||||||||||
Home Neues TestSeite DorfTratsch Suchen Teilnehmer Projekte GartenPlan DorfWiki Bildung+Begegnung DorfErneuerung Dörfer NeueArbeit VideoBridge VillageInnovationTalk AlleOrdner AlleSeiten Hilfe Einstellungen SeiteÄndern |
Das
Mit diesem interdisziplinären akademischen Gespräch wird die im Herbst 2011 begonnene Reihe akademischer Reflexionen über die Umbrüche unserer Zeit fortgeführt. Die Reihe der Interdisziplinären Gespräche am Institut für Informatik wird unterstützt vom Institut für angewandte Informatik (InfAI), dem MINT-Netzwerk Leipzig sowie der Research Academy Leipzig.
Das subtile Wechselverhältnis von Technik und Sprache steht im Mittelpunkt auch der 6. Auflage unseres Interdisziplinären Lehrangebots, mit dem wir seit 2013 versuchen, die alte universitäre Tradition fächerübergreifender akademischer Diskurse auch und bereits in der Bachelorausbildung zu verankern. Gegenstand der Reflexion sind die komplexen Umbruchprozesse der heutigen Zeit, die gewöhnlich unter den Begriff „digitaler Wandel“ gefasst werden und bekanntlich „für uns alle Neuland“ sind. Entsprechend groß ist der Reflexionsbedarf zu eigenem Handeln nicht nur bei den Lernenden, sondern auch bei den Lehrenden; eine gute Voraussetzung für einen akademischen Diskurs auf Augenhöhe und eine spezifische Sicht auf ein Diskursfeld, das heute unter der Bezeichnung "Digital Humanities" noch immer auf einen der Problemlage angemessenen Zuschnitt wartet. Eine weitere Spezifik dieses Interdisziplinären Lehrangebots ergibt sich aus dem Umstand, dass dieses Angebot von Informatikern unterbreitet wird und damit technik-wissenschaftliche Wurzeln in den Diskurs einbringt, die an einer universitas litterarum wie der Leipziger zu den eher jüngeren Traditionen gehören und im Fächerkanon nach wie vor einen schweren Stand haben, der eigenen Fachkultur angemessen Gehör zu verschaffen. Die Studierenden sowohl der Informatik als auch der Humanities betonen in ihren Bewertungen des Lehrangebots allerdings immer wieder, dass gerade diese Breite der Fächerkulturen dem akademischen Diskurs eine ganz eigene Note verleihe und zu Erkenntnisgewinnen führe, die im universitären Alltag sonst viel zu wenig thematisiert würden. Die Möglichkeit, im praktischen Teil des Lehrangebots mit denselben Studierenden an Softwareprojekten mit Drittmittelhintergrund zu arbeiten, rundet das Angebot ab, sowohl im Diskurs als auch im praktischen Tun frühzeitig Erfahrungen im inter- und infradisziplinären Arbeiten zu sammeln.
Es ist also folgerichtig, die Reihe „Interdisziplinäre Gespräche“ in diesen Kontext einzuordnen und nun schon in der dritten Auflage als Semesterhöhepunkt des Lehrangebots zu gestalten. Sich dabei noch einmal der Begriffe „Technik“ und „Sprache“ von Neuem zu versichern scheint angesichts der aktuellen Problemlagen und Suchbewegungen hin zu einem pragmatic, Hegelian oder cultural turn am Ende eines linguistic turn mehr als gerechtfertigt. Auch der Begriff „Technik“ bleibt schillernd im Spannungsfeld zwischen Technikwissenschaften, Technikphilosophen sowie allgemeiner Philosophie und Wissenschaftstheorie. Darauf weist etwa (Banse 2014) für die Technikphilosophen hin und reklamiert aus seiner Sicht die eigenständige Bedeutung eines Begriffs „Technikwissenschaft“. Ob dieser allerdings – wie dort ausgeführt – sinnvoll auf den Begriff einer „Wissenschaft vom Machen“ reduziert werden kann, bleibt ebenso umstritten wie die Frage, ob Technik ein Kulturprodukt oder ein inhärentes Moment von Kultur selbst sei. Wie also ist das Verhältnis von Wissenschaft und Technik auf einem Hintergrund gesellschaftlicher Bedeutsamkeit zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu fassen, welche neuen Aspekte eines solchen Verhältnisses ergeben sich aus neuen Möglichkeiten eines "digitalen Wandels", welchen Einfluss haben Computing, Simulation auf Computersystemen und schließlich die fortschreitende digitale Vernetzung, wozu Big Data und Digital Humanities? Welche Formen kooperativer Subjekte sind den neuen technologischen Möglichkeiten angemessen, wie entsteht cooperative conciousness in einem informationstechnisch vernetzten, aber durch disziplinäre Schranken parzellierten "System von Expertentum"? "Make it explicit!" – eine Herausforderung, vor der Softwareprojekte im Bereich semantischer Technologien heute immer wieder stehen. Können die Techniker dabei von den Philosophen lernen? Einschlägige Versuche praxisphilosophischer Zugänge zur modernen "technikdurchtränkten" Wirklichkeit wie (Brandom 1994,2013), (Metscher 2010) oder (Müller 2015) haben einen Begriff "Technik" nicht einmal auf der Agenda. Dabei steht spätestens mit (Lessig 2000) die streng normative Wirkung von Code im speziellen und technologischer Entwicklung im allgemeinen auch auf der theoretischen Agenda; die normative Wirkung des "Smartphone-Booms" seit 2005 liefert dafür auch ausreichend praktischen Anschauungsunterricht. Klaus Mainzer hat mit (Mainzer 2014) eine viel beachtete Bestandsaufnahme vorgelegt und wird mit einem Impulsbeitrag unser Gespräch fundieren. Daneben werden wir ausgewählte lokale Projekte vorstellen, um auf diese Weise theoretische Reflexion und praktisches Tun gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen und so die Balance zwischen "Logos und Telos" zu wahren. Wir freuen uns auf ein spannendes Gespräch. Literatur:
Grober zeitlicher Ablauf (als Startpunkt einer sich am Tag des Events entwickelnden Eigendynamik)
OrdnerVeranstaltungen
| |||||||||||||||