7. Interdisziplinären Gespräch: Smart Big Data - Perspektiven einer "Ontologisierung der Welt".
Mit einem Impulsbeitrag
Vom Content Management zum Knowledge Management
von Ken P. Kleemann, Philosoph, Uni Leipzig.
Termin: 10. Oktober 2014, 10-15 Uhr
Ort: Universität Leipzig, Augusteum, Augustusplatz 10, Raum P-801
Mit diesem interdisziplinären akademischen Gespräch wird die im Herbst 2011 begonnene Reihe akademischer Reflexionen über die Umbrüche unserer Zeit fortgeführt.
Um die Teilnehmerzahl abschätzen zu können, wird um Anmeldung per Email an graebe@informatik.uni-leipzig.de gebeten.
Ankündigung
Mit diesem 7. Interdisziplinären Gespräch wollen wir den interdisziplinären Diskurs vor allem zwischen Informatikern und Geisteswissenschaftlern zu einem "heißen" Thema fortführen, das unser Interdisziplinäres Lehrprojekt “Gesellschaftliche Strukturen im Wandel” in den letzten Semestern ständig begleitet hat.
Semantische Ansätze als neue "pervasive" Technologie erobern viele Anwendungsbereiche, oft unter schillernden Namen wie Big Data, Smart Data, Smart Home, Smart Energy usw. Beleg hierfür ist nicht zuletzt die Semantics 2014, eine federführend vom AKSW-Team der Uni Leipzig organisierte internationale Konferenz im September 2014 mit über 200 nicht nur akademischen Teilnehmern aus vielen Teilen Europas und der Welt.
Kern der meisten aktuellen Erfolgsgeschichten auf diesem Gebiet ist die Anwendung mehr oder weniger cleverer Algorithmen auf größere Korpora unstrukturierter oder wenig strukturierter Daten (den auch vorher schon als wertvoll geschätzten Content), um daraus etwas Spannendes zu extrahieren. Dieses spannende Etwas wird dann gern mit den Bezeichnern Information oder auch Wissen (Knowledge) belegt, gern auch mit dem Verweis auf eine Wissenspyramide
(Zeichen) > Daten > Information > Wissen > (Weisheit)
mit dem Anspruch, diese Begrifflichkeiten damit sinnvoll und allumfassend zu relatieren. Leider gibt es verschiedene Versionen dieser Pyramide - die beiden Randterme stehen in Klammern, weil in der Regel höchstens einer von beiden überhaupt einbezogen wird.
Der verwendete Wissensbegriff bleibt dabei ähnlich vage, wie es der Informationsbegriff in einer entsprechenden Debatte zwischen Informatikern und Philosophen um 2000 herum geblieben ist, in der Peter Janich für die Philosophen resümerierte, dass ein solcher "auf gelingende menschliche Kommunikation" abstellen müsse ( Link). Ähnliche klare Aussagen fehlen in der aktuellen Debatte um Knowledge. Die praktisch erfolgreichen Anwendungen legen nahe, dass es im Kern und zunächst um die erfolgreiche domänenspezifische Modellierung von dort gebräuchlichen Taxonomien und Begriffswelten geht, unter Informatikern auch als "Ontologisierung" bezeichnet, ein Begriff aus der Philosophie mit langer Tradition.
Erfolg macht übermütig, und so erschallt nach einer erfolgreichen Ontologisierung einer Domäne, also der maschinenlesbaren Explizierung einer als implizites Domänenwissen längst konsolidierten Begriffswelt, schnell und wiederholt der Ruf, dass es doch nicht schwer sein könne, ein solches Erfolgsmodell auf eine Ontologisierung der Welt zu übertragen.
Derartige Fragen wollen wir in diesem 7. Interdisziplinären Gespräch genauer beleuchten.
Hans-Gert Gräbe, 11.09.2014
Teilnehmer
Teilnehmer:
Prof. Dr. Hans-Gert Gräbe, Informatik, Uni Leipzig
Simon Johanning, stud. inf, Uni Leipzig
Ken P. Kleemann, Philosoph, Uni Leipzig
Gaston Lubetzki, Rechtsanwalt, Leipzig
Georg von Nessler, Kunsthistoriker und Unternehmer, ip-building.de, Leipzig
Ulrike Noack, GKO, Uni Leipzig
Prof. Dr. Hans-Jochen Schneider, Energie-City Leipzig