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Hans Gert Graebe / Leipziger Gespraeche /
2012-06-13


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Kreatives Leipzig - wohin? Abschlussgespräch der Reihe

Termin: Mittwoch, 13.06.2012, 18.00 Uhr

Ort: Café des Hauses der Demokratie, Bernhard-Göring-Straße 152, 04277 Leipzig.

Mit Michael Körner (Stadt Leipzig), Stefanie Bamberg (Kreatives Leipzig e.V.), Ansgar König (Grüne, Stadtrat)

Moderation: Prof. Dr. Hans-Gert Gräbe

Ankündigung

"Wir wollen in unseren Leipziger Gesprächen im ersten Halbjahr 2012 mit sachverständigen Leipzigern, Akteuren und Machern dieses Wandels, ins Gespräch kommen und mit ihnen diskutieren, wie sich in Leipzig Wirtschaft, Politik und Akademia für diesen Wandel aufgestellt hat, wie die Stadtgesellschaft als Ganzes auf diese Herausforderungen reagiert und an welchen Stellen das Tempo vielleicht zu modifizieren ist". So hieß es in der Ankündigung der Gesprächsreihe.

Mit dem UB-Direktor Prof. Johannes Schneider, dem ipoque-Geschäftsführer Hendrik Schulze, dem Chef des Hybrid Art Labs Matthias Petzold sowie dem Spiritus Rector des Metanetz-Projekts Dr. Gerd Arnold waren spannende Gesprächspartner eingeladen, die differenzierte Blicke und Sichten auf die Leipziger "Digitale Szene" ermöglichten.

Zum Abschluss der Gesprächsreihe wollen wir uns über Vorstellungen in unserer Stadtgesellschaft verständigen, wie der Wandel hin zu einer "digitalen Gesellschaft" in Leipzig politisch zu gestalten ist. Im Rahmen der Clusterstrategie der Stadt Leipzig, in der mit der Konzentration auf fünf Cluster Schwerpunkte der wirtschaftlichen Entwicklung formuliert sind, kommt - über die Zeit unter verschiedenen Namen - auch ein Kreativ-Cluster vor. Allerdings waren die Vorstellungen, wie dort genau eine Schwerpunktsetzung erfolgen soll, im Vergleich zu den anderen vier Clustern noch deutlich weniger detailliert. l-iz.de vom 6.6.2011 stellt fest

Sorgenkind ist dafür das Cluster Medien & Kreativwirtschaft, mit dem sich das Wirtschaftsdezernat im Herbst 2010 ausgiebig beschäftigt hat. Zuvor hatte man jahrelang versucht, die Stadt als Medienstandort zu profilieren, was einfach nicht gelingen wollte, trotz großer Investitionen etwa in die Media City gleich neben dem Sitz des MDR oder die ambitionierte Schaffung einer School of Media. Doch anderen deutschen Großstädten wie München, Köln oder erst recht Berlin gelang es wesentlich systematischer, namhafte Firmen der Medienproduktion anzusiedeln.

Leipzig wird dabei immer wieder mit Städten wie Köln, München und Berlin in einem Atemzug genannt, von denen wenigstens Köln und München klare kommunale Entwicklungsprofile in diesem Bereich formuliert haben, die auch mit eigenem wirtschaftlichen Engagement untersetzt sind. Eine Bestandsaufnahme zum Thema Leipzig Digital, wie sie im Leipziger Bürgergespräch "Netzausbau Leipzig - Stand und Perspektiven" am 22.2. gefordert wurde, hat für Leipzig dagegen ein sehr heterogenes Bild ergeben.

Mit der Neufassung der Webseite und der neuen Clusterbroschüre Medien- & Kreativwirtschaft (Link ebenda) werden sieben Subbranchen identifiziert, die dieses Cluster aus Sicht kommunaler Wirtschaftsstrategie prägen. Das Spannungsfeld wird schon darin deutlich, dass nur eine einzige der Branchen das Teilwort "Technologie" im Titel trägt, obwohl auf den folgenden Seiten viel Technologie zu sehen und zu spüren ist. Die Bedeutung konzertierter Anstrengungen zur gezielten Weiterentwicklung einer wissenschaftsfreundlichen Infrastruktur für den wirtschaftlichen Erfolg eines solchen Clusters bleibt jenseits der allgemeinen Aussage

Mit ihren vielen Teilbranchen ist sie eng mit der Leipziger Wirtschaft verwoben und wirkt als kreativer Katalysator. Sie verbindet kulturelle und künstlerische Ideen und Produkte mit technologischer und wissenschaftlicher Kreativität ...

unterbelichtet. Das gilt allerdings nicht nur für die kommunale Wirtschaftsstrategie, sondern auch für "Kreatives Leipzig" als einer inzwischen gut etablierten Interessenvertretung regionaler KMU-Aktivitäten im Clusterbereich, wie die zögerlichen Kontakte aus dieser Szene in den akademischen Bereich hinein (nicht zuletzt zu unserer Gesprächsreihe) belegen.

Gelegenheit also, mit interessierten Akteuren diese Fragen zu diskutieren und zugleich Bilanz zu ziehen, was mit unserer Gesprächsreihe erreicht wurde sowie ob und ggf. wo und wie die begonnenen Gespräche weiterzuführen wären.

Hans-Gert Gräbe, 17.05.2012

Links:

Bericht

Auch die (vorläufig) letzte Runde der "Leipziger Gespräche zum digitalen Wandel" fand in engem Kreis statt, obwohl mit Michael Körner, Stefanie Bamberg und Ansgar König das magische Dreieck der Kultur- und Kreativwirtschaft auch personell abgesteckt war - Ansgar König im Part des Akteurs in der Kreativen Kultur selbst, der viel Wert auf eigene Unabhängigkeit und Entfaltungsmöglichkeiten legt und dafür auch mal eine finanzielle Durststrecke auf sich nimmt, Stefanie Bamberg als Vertreterin und Sprecherin einer Kreativwirtschaft, die dasselbe, jedoch auf betriebswirtschaftlich festeren und damit ökonomisch (etwas) dauerhafteren Grundlagen versucht, und Michael Körner als Vertreter der städtischen Wirtschaftsförderung, die versucht, aus dieser Gemengelage städtische Handlungsoptionen für die Gestaltung (auch) des Digitalen Wandel herauszufiltern.

Dass die je eigenen polit-mächtigen Diskursstrukturen auf jeder der drei Ecken dieses "magischen Dreiecks" bisher kaum eine gemeinsame Sprache sprechen, macht die Vermittlung nicht einfacher. So wurde tags zuvor (mit dem Kultur-BM) heftig über den "5%-Kultur-Beschluss" des Stadtrats gestritten, hat sich mit "Kreatives Leipzig" ein deutlich wahrnehmbarer Zusammenschluss von Akteuren der (kleinen) Kreativwirtschaft etabliert, und Michael Körner wusste von den Schwierigkeiten städtischer Wirtschaftsförderung in der Gemengelage verschiedener Zuständigkeiten von EU, Bund, Land und Stadt zu berichten.

Eine solche gemeinsame Sprache zu entwickeln wäre Voraussetzung für eine gemeinsame "Story" als Basis für ein engeres Zusammengehen. Mit Blick nicht zuletzt auf die Resonanz unserer "Leipziger Gespräche" ist zu konstatieren, dass dafür allenfalls eine kommunikative Vorstufe erreicht ist. Im weiteren Gespräch wurde deutlich, dass an einer solchen "Story" heute nur von seiten der Wirtschaftsförderung geschrieben wird. Michael Körner verwahrte sich gegen Einschätzungen wie von HHL-Professor Manfred Kirchgeorg in der LVZ vom 17.03.2012, dass hier noch deutlich mehr geschehen könne, und wies darauf hin, dass die Theorien des "Storytellings", die zu solchen Urteilen führen, in einem sich dynamisch entwickelnden Segment mit einem hohen Anteil kooperativer Handlungsoptionen und Netzwerk-Effekten schlicht nicht greifen.

Auch die im Ankündigungstext formulierte Position, dass "die Vorstellungen, wie dort genau eine Schwerpunktsetzung erfolgen soll, im Vergleich zu den anderen vier Clustern noch deutlich weniger detailliert" seien, wies Michael Körner zurück. Gerade im Cluster "Medien- und Kreativwirtschaft" sei über die Jahre viel Mühe darauf verwendet worden, die Schwerpunktsetzung zu präzisieren. Ausgehend von der bundesweiten Bestimmung einer Kultur- und Kreativwirtschaft als neu abgegrenztem Wirtschaftssektor mit den elf Kernbranchen Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt sowie Software/Games-Industrie hat sich Leipzig bemüht, hier ein stadtspezifisches Profil zu definieren. Die Heterogenität und Fokussierung der Subcluster ist also in vielem dieser Systematik geschuldet, wobei insbesondere im Bereich der IT-Strukturen die nicht nur subcluster- sondern auch clusterübergreifende Bedeutung in der praktischen Wirtschaftsförderung eher pragmatisch angegangen wird. Auch ein Schulterschluss mit dem akademischen Potenzial der Stadt ist in dieser Systematik nicht angelegt, gleichwohl auf dem Radar der städtischen Wirtschaftsförderung. Potenzial also, aus dem magischen Dreieck ein magisches Viereck werden zu lassen.

Mit unserer Gesprächsreihe versuchten wir, uns am "Storytelling" zu beteiligen, wobei der Fokus auf dem Thema "digitaler Wandel" nicht nur in seiner ökonomischen, sondern auch kulturell-technischen, technologischen und infrastrukturellen Dimension lag. Leider ging dabei die "digital-künstlerische" Seite der Diskussion - trotz ihrer Bedeutung als "weicher Standortfaktor" - frühzeitig verloren, und auch an diesem Abend pegelte sich die Diskussion schnell auf die Dreiecksseite des "magischen Dreiecks" ein, an deren Enden "kommunale Wirtschaftsförderung" und "Kreatives Leipzig" stehen. Allerdings ist diese Dreiecksseite Seite eines zweiten Dreiecks im "magischen Viereck", dessen Potenzial auch an diesem Abend nur in Ansätzen sichtbar wurde.

Natürlich wurde auch das Thema "HL komm" nicht ausgeklammert, an dem das Auseinanderfallen ökonomischer und technologisch-infrastruktureller Begründungen zur Wahl von Handlungsoptionen einer Kommune wie Leipzig im Rahmen des "digitalen Wandels" besonders deutlich wird. Wir waren uns weitgehend einig, dass das Prozessieren dieses Spagats, der mit einem Stadtratsbeschluss am 20.06.2012 zur Entscheidung geführt werden soll, Leipzig auch in den nächsten Jahren weiter begleiten wird, egal wie die Entscheidung ausfällt.

Hans-Gert Gräbe, 14.06.2012


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