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Hans Gert Graebe / Leipziger Gespraeche /
2012-04-27


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Zweites Interdisziplinäres Gespräch: MINT - Zukunft schaffen. Nachhaltigkeit und Technik

Der Leipziger Informatik-Verbund (LIV) und das MINT-Netzwerk Leipzig luden ein zum

Zweiten Interdisziplinären Gespräch: MINT - Zukunft schaffen. Nachhaltigkeit und Technik

Termin: 27. April 2012, 10-15 Uhr
Ort: Neuer Senatssal der Uni Leipzig, Ritterstraße 26

Mit diesem interdisziplinären akademischen Gespräch wurde die im Herbst 2011 mit dem Ersten Interdisziplinären Gespräch

"MINT - Zukunft schaffen. Transformationen in Wissenschaft und Gesellschaft"

begonnene Reihe akademischer Reflexionen über die Umbrüche unserer Zeit fortgeführt.

Eine Fortsetzung des Gesprächs fand am Wochenende (28. und 29.04.2012) im Rahmen der Dahlener Tagung 2012 statt.

Programm

Die Basis des Gesprächs bildeten drei Texte, die in der Beschreibung des Anliegens des Gesprächs genannt sind und in einem Reader zusammengestellt wurden. Das Gespräch wurde eingeleitet von einem Impulsbeitrag eines jungen Nachwuchswissenschaftlers, der eine kritische Reflexion der Basistexte und der Problemstellung als Ganzes vornahm.

  • Ken P. Kleemann (Philosophie): Eine Einleitung und eine Einladung.
Anliegen

Es lassen sich fünf große zeitliche Dimensionen der heutigen vielfältigen Krisen- und Wandlungsprozesse identifizieren, die uns mit der Herausforderung konfrontieren, auf einen Pfad nachhaltiger Entwicklung im Einklang mit der - natürlichen, kulturellen, sozialen und technischen - Umwelt und Mitwelt einzuschwenken:

  • der Wandel von Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen im Rahmen der digitalen Revolution,
  • die Krise der Arbeitsgesellschaft bisherigen Zuschnitts,
  • die Krise der Industriegesellschaft, deren Janusköpfigkeit immer stärker deutlich wird,
  • die Krise eines diese Industrialisierung ermöglichenden modernen Wissenschaftsverständnisses , in dem (handwerklich-ingenieurtechnische) Machbarkeit im Vordergrund steht, und
  • die Krise eines mehrtausendjährigen Lebensstils der Menschheit am Ende des "fossilen Zeitalters".
Die Antwort auf die Herausforderungen kann nur ein ganzheitlicher Wandlungsprozess sein, der global zu denken, aber lokal politisch zu gestalten ist. Hierfür ist das Zusammendenken und Zusammen-Denken bisher getrennt vorgetragener Argumente und Begründungszusammenhänge an einem gemeinsamen Ort unabdingbar.

Der Nachhaltigkeitsbegriff selbst ist in diesen Debatten mit vielfältigen inhaltlichen Dimensionen überladen. Joachim Spangenberg machte im Jahr 2005 in einem Aufsatz mit Umwelt, Bevölkerung, Gesellschaft und Wirtschaft vier solche Beschreibungsdimensionen für eine politische Operationalisierung des Begriffs aus. Seither hat sich mit Klimawende, Energiewende und Fukushima deutlicher herausgestellt, dass die zentrale Herausforderung in der Gestaltung unserer technisch-kulturellen Umwelt selbst liegt, wobei sich eine Perpetuierung des Machbarkeitswahns des 20. Jahrhunderts als wenig taugliches Instrument erwiesen hat.

Spannend bleibt, dass mit Naturwissenschaftlern und Technikern - heute unter dem Kürzel MINT zusammengefasst - die Träger technischen Sachverstands in dieser Debatte weitgehend ohne Stimme bleiben. Das Haupthindernis, so scheint mir, ist ein translatorisches, denn die MINT-Leute sprechen eine eigene, mathematisch aufgeladene Sprache, in der es selbstverständlich ist und bleibt, dass zwar "der Strom aus der Steckdose kommt", sich dahinter aber eine reproduktionsbedürftige techno-soziale Infrastruktur mit ihren eigenen Zwängen und Gesetzmäßigkeiten verbirgt, ohne deren reibungsloses Funktionieren die Annehmlichkeiten heutigen menschlichen Lebens nicht zu haben sind.

Mit unserem Interdisziplinären Gespräch wollen wir dieses "translatorische Projekt" befördern, stärker als bisher die Chancen und Risiken einer technisierten Gesellschaft und die verschiedenen Aspekte von Nachhaltigkeit zusammen denken und dabei die Perspektiven gesellschaftlicher Verantwortung gerade von, durch und unter Natur- und Technikwissenschaftlern stärker thematisieren.

Ein solcher Blickwinkel ist umso bedeutsamer, als mit der Initiative "MINT - Zukunft schaffen" nun auch die offizielle Politik die herausragende Bedeutung von Natur- und Technikwissenschaften für die Zukunft eines stark technisch-kuturell geprägten Gemeinwesens betont, wenn auch vordergründig unter der - nicht allein demografisch induzierten - Hiobsbotschaft "uns gehen die Fachkräfte aus". Damit wurde zugleich ein gesellschaftlicher Diskursraum mit bereits erheblicher Resonanz aufgespannt, mit dem ein weiteres Mal der Geist technischer Kreativität und Innovativität beschwört werden soll. Kritische Töne über Versäumnisse im Ausprägen von Rahmen, Bedingungen und Richtung einer solchen Kreativität sind dabei kaum zu hören.

Hans-Gert Gräbe, 25.04.2012

Teilnehmer

  • Dr.-Ing. habil. Hartmut Barthelmeß, Informatiker, Karlsruhe und Leipzig
  • Prof. Dr. Klaus Bastian, Informatiker, Leipzig
  • Prof. Dr. Ulrich Brieler, Soziologe, Leipzig
  • Prof. Dr. Werner Deich, Demograph, Gnandstein
  • Prof. Dr. Peter Fleissner, Informatiker, Technik-Philosoph und Sozio-Ökonom, Wien
  • Prof. Dr. Klaus Fuchs-Kittowski, Berlin
  • Prof. Dr. Hans-Gert Gräbe, Informatiker, Leipzig
  • Michael Hahn, MINT-Hub Sachsen, GF des Landesjugendbildungswerks Sachsen, Dresden
  • Ken Pierre Kleemann, Philosoph, Leipzig
  • Gaston Lubetzky, Rechtsanwalt, Leipzig
  • Prof. Dr. Sabine Wieland, Informatikerin, Leipzig

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