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ThomasDiener hat die Debatte eröffnet, Franz Nahrada antwortet - siehe kursive Kommentare.

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Die kommende Welt "Globe of Villages"   
Der Rahmen des World Building   
Vorschlag von ThomasDiener, Kommentare (kursiv) von FranzNahrada   
Das Framework "Globe of Villages" ermöglicht ganz verschiedene narrative Strukturen   
Umsetzung ("Open Franchise")   

Die kommende Welt "Globe of Villages"    

Wir sehen dass wir zunehmend umgeben sind von mehr oder weniger erfolreichen "Phantasieindustrien", die enormen Einfluss haben auf das "apprehension system", also die Art und Weise wie Menschen die sozioökonomischen, Strukturen der Welt wahrnehmen. Ob Tolkiens "Simarillion", Star Wars, Star Trek, Expanse, ..., das World Building wird zunehmend populär und die "großen Erzählungen" wirken identitätsbildend und strukturierend, bedürfen aber zu ihrer Lebendigkeit der immer neuen Aktualisierung. Es ist an der Zeit, die verschiedenen Ideen der Wandelbewegung in einem solchen Zukunftsentwurf zusammenzuführen. Wir ergreifen aufgrund unserer gemeinsamen Denkgeschichte die Initiative und gründen ein gemeinsames "Denkunternehmen", das einen konsistenten Zukunftsentwurf entwickeln und pflegen soll. Dieser Zukunftsentwurf soll aber gleichzeitig ein Gemeingut werden, er soll wie freie Software kreativen Autoren Raum geben,ihn mit immer neuen Werken zu verfeinern und zu aktualisieren. FranzNahrada 1. Februar 2020 15:32 CET

Der Rahmen des World Building    
Vorschlag von ThomasDiener, Kommentare (kursiv) von FranzNahrada    

• Die Hauptgeschichte (neue Istzeit) spielt in einer Welt, die weit genug von heute entfernt ist, um utopisch zu sein, jedoch nah genug um noch Erinnerungen an heute zu wecken. Mein Vorschlag: ca. 150 Jahre in der Zukunft, also etwa 5 Generationen.

Das scheint mir realistisch zu sein. Wir leben, das ist ganz klar, an einem Epochenbruch, in einer "Great Transformation". Eine Theorie der Gegenwart kann nicht umhin, in historischen Analogien zu denken. Ein solcher Ansatz ist Peter Poganys Charakterisierung der 4 Stufen des Weltsystems und die Charakterisierung des "Chaos der Gegenwart" durch die Notwendigkeit, einen neuen "starken Multilateralismus" zu entwickeln.[1] [2]. Auch Du hast ganz wunderbare theoretische Grundlagen und Inspirationen [Rombach, Mumford]. Wir wollen ganz sicher die Brücke schlagen zwischen unserer Erzählung und der Wissenschaft, die nicht nur unsere Restriktionen, sondern auch unsere Spielräume im "Anthropozän" darlegt. Wir wollen unseren Möglichkeitenraum möglichst nahe an der Wirklichkeit haben. Auch wenn diese Wirklichkeit oft nur in einem Miteinander und einem Einander - Ergänzen verschiedener Schulen erfasst werden kann. In der Science Fiction ist uns das weitgehend abhanden gekommen, bis die "Expanse" in ihrer Schilderung des Beginns der kosmischen Zukunft der Menschheit wieder neue Maßstäbe gesetzt hat. Für mich war diese Rückkehr zur wissenschaftlich fundierten Utopie in jedem Detail der Darstellung und des Weltenbauens wie ein Freudenfest, auch wenn dann andere Elemente (das "Protomolekül") in scharfem Kontrast dazu stehen.

• Die Klimaerwärmung ist weiter gegangen. Der Meeresspiegel ist um x Meter gestiegen, die Landkarte der Erde daher eine andere als heute. Die Durchschnittstemperatur ist um 3 Grad gestiegen. Weite Landstriche haben ihren Charakter verändert und sind teilweise für Säugetiere nicht mehr bewohnbar. Die Artenvielfallt ist weiter zurückgegangen. Die Erdbevölkerung ist um x % gesunken. (Das klingt nach einem distopischen Szenario. Ein schmerzloser Übergang würde mir jedoch aus heutiger Sicht zu idyllisch und naiv erscheinen. Wir steuern im Moment ungebremst in eine Katastrophe und ein Szenario mit einer Erwärmung von 3 Grad erscheint mir daher eher optimistisch.)

"x" heißt also: wir brauchen da wirklich noch wissenschaftlichen Input...um ein realistisches Szenario zu bauen.

Genau, in Bezug auf den Klimawandel könnte ich mir z.B. folgendes Szenario vorstellen: Die Vorhersagen der Forschung waren zu vorsichtig, die Erhitzung war erst mal stärker als die eher vorsichtigen Prognosen der Klimaforschung (von wegen "Untergangspropheten"). Wie rasch jedoch auch kleine Veränderungen unser extrem vernetztes und maximiertes Wirtschaftssystem destabilisieren können, war auch überraschend. Denken wir nur an die Auswirkung des niedrigen Pegelstandes im Rhein vor 2 Jahren oder die möglichen Auswirklungen des Corona-Virus auf die Welt-Konjunktur. (Anmerkung: Dieser Text ist Anfang Januar entstanden) Eine weitere Krise vom Ausmaß von 2008 konnte unsere Wirtschaft nicht abfedern. Die im Jahr 2031 entstandene Rezession hat den CO2 Ausstoß wirksamer gebremst als alle vorhergegangenen regulativen Bemühungen. Regionale Strukturen - von den Rändern der Gesellschaft mittlerweile schon fast im Mainstream angekommen, waren jedoch glücklicherweise schon dicht gewebt. Die Rezession führte daher nicht überall zu einer Depression. Initiativen die hundert Jahre zuvor noch gnadenlos gestoppt werden konnten (z.B.: "das Wunder von Wörgl")haben sich diesmal schnell über ganze Regionen ausgebreitet. Ein Teil der Bevölkerung war dadurch eher beflügelt als bedrückt.

• Die Menschheit hat insgesamt aus ihren Fehlern gelernt und ist durch eine Phase der aktiven „Wiedergutmachung“ gegangen: Aufforstung, Rettung und Hege von fast ausgestorbenen Tier- und Pflanzenarten und weitere globale Anstrengungen haben Gaia weitgehend stabilisiert und zu einem neuen globalen Bewusstsein beigetragen.

• Der Kapitalismus ist in der Krise untergegangen; die Menschheit in gewisser Weise aus der hypnotischen Fixierung einer nivellierenden und in letzter Konsequenz alle lebendigen Strukturen zerstörenden globalen Megamaschine erwacht.

• In der neuen Istzeit leben über 80% der Menschheit in relativ autarken Gemeinschaften, Dörfern und Kleinstädten, die auf verschiedensten Ebenen mehr oder weniger vernetzt agieren. Energie- und Stoffkreisläufe sind im hohen Masse lokal und regional geschlossen und nachhaltig. Mit der Natur zusammen zu arbeite wird allgemein als befriedigender und sinnvoller erlebt, als der Kampf gegen sie.

• Mit der Megamaschine hat auch die atemlose Hetze und Beschleunigung ein Ende gefunden, die die Menschheit seit der Industrialisierung im Bann hielt. Echte Kreativität, Achtsamkeit und innere Entwicklung erhalten einen neuen Stellenwert.

• In ihre Selbstentfaltung befreite Gemeinschaften entwickeln eine Vielzahl an neuen lebendigen Strukturen und Kulturen und ermöglichen wiederum unzählige neue Entwicklungsmöglichkeiten für Individuen.

• Diese neue Welt steht auch philosophisch auf einem neuen Fundament. War die Ontologie der Megamaschine, die des vereinheitlichenden Systems, umkreist das Denken nun Begriffe wie: lebendige Strukturen, Freiheit, Vielfallt und Hermetik. Nicht mehr eine Lehre des „Seins“, sondern eine des „Werdens“ beherrscht das Bewusstsein.

• Die Pole „Lokal“ und „Global“ sind darin neu strukturiert. Global bedeutet nicht mehr, alles Lokale in einen umfassenden Horizont zu zwingen. Gerade weil alle lokalen Strukturen in ihre Selbstentwicklung entlassen sind, liegt der globale Konsens darin, jede Kultur nur von innen heraus und nicht von außen verstehen zu können. Übergreifend bleiben Werte wie: Menschlichkeit, Freiheit und Gerechtigkeit global gültig. Diese Begriffe können jedoch in jeder Kultur so verschieden konkretisiert sein, dass sie im Vergleich zwischen Kulturen wie Widersprüche wirken. Die Idee einer absolute Wahrheit wurde zugunsten vieler konkreter Wahrheiten aufgegeben.

• Konkretion, ein Begriff der viel mit „hier" und „jetzt" zu tun hat, ist zu einem Schlüsselwort der neuen Zeit geworden.

• Technologisch hat sich die Welt nur bedingt weiter entwickelt. Treiber der technologischen Entwicklung, wie der industriell-militärische Komplex, sowie die großen Konzerne haben sich in den Wirren der Übergangszeit aufgelöst. Technik erhält in den neuen kleinräumigen Strukturen eine spielerische Note und eine menschliche Dimension. Das Interesse hat sich größtenteils in biologische Felder und in die Erforschung des Bewusstseins entwickelt.

• Im Rahmen des Worldbuildings im Globe of Villages ist natürlich Raum für verblüffende Innovationen, die – wenn sie den Rahmen einer hermetischen Welt verlassen – in das Framework der globalen Erzählung eingearbeitet werden müssen (Zeit vor dieser Innovation und Zeit danach).

Das Framework "Globe of Villages" ermöglicht ganz verschiedene narrative Strukturen    

  • Die große epische Erzählung vom Kampf zwischen „gut“ und „böse" kann die Zeit der Wirren beschreiben, die ins Zeitalter der Globe of Villages führt. Auch in der neuen Istzeit sind diese Geschichten möglich, z.B. wenn eine Gemeinschaft versucht die Macht der alten Megamaschine wieder aufleben zu lassen, oder wenn ein großer Meteorit die Erde bedroht.
  • Genauso sind jedoch Entwicklungsromane möglich, die von den Kämpfen und Zweifeln der Selbstfindung erzählen. Junge Menschen auf Wanderschaft durch verschiedenen zum Teil wunderliche hermetische Welten.
  • Aber auch Kriminalromane in einer dieser speziellen Welten, Konflikte zwischen ihnen sind denkbar oder Liebesromane nach dem Muster von Romeo und Julia. Sogar allegorisch oder philosophisch inspirierte Texte lassen sich gut in die große Erzählung einweben.
  • Globe of Villages wird so zu einem Label, das Ausflüge in einen relativ konsistenten Zukunftsentwurf ermöglicht. Romane, Kurzgeschichten, Comix, Fime und Computerspiele sind Möglichkeiten, die Ideen in die Welt zu tragen.
  • Es entsteht ein konkret -utopischer Weltentwurf, an dem sich viele beteiligen können und der unterschiedlichen Menschen zu einem Attraktor werden kann.
Umsetzung ("Open Franchise")    

  • Der Kern vom Globe of Villages als Organisation bildet eine Gruppe von Menschen, die über die relative Konsistenz und Entwicklung des Frameworks wacht. Sie besitzt die Rechte am Brand „Globe of Villages“ und vergibt Lizenzen für Werke, die unter diesem Label veröffentlicht werden.
hier sind noch viele Dinge im Detail zu klären, auch wie eine faire Verteilung der ökonomischen Resultate aussieht. Ich würde mich gerne am Vorbild der Open Source Software orientieren und eine angepasste Lizenz suchen, die kreative Freiheit und in gewisser Weise auch kommerziellen Erfolg erlaubt und dennoch für alle Teilnehmenden attraktiv ist

  • Denkbar sind auch edukative Aktivitäten wie Zukunftswerkstätten und andere Formate an Schulen oder in der Erwachsenenbildung.
Genau! Denn schon alleine die Arbeit an den wissenschaftlichen Grundlagen transzendiert die heutige akademische und pädagogische Praxis. Als Referenzbeispiel bietet sich zum Beispiel die Gruppe "Scholarium" an, die zeigt, dass Wissenschaft spannend und praktisch wie kaum etwas anderes sein kann: ich zitiere

"Wir leben in der Zeit der großen Ent-Täuschung: Bequeme Gewissheiten
schwinden, und das Misstrauen in die Institutionen steigt. Insbesondere durch Politik,
Banken und Universitäten – die Domänen vermeintlicher "Experten" – fühlen sich viele verraten
und flüchten in antiintellektuelle, antimarktwirtschaftliche und antigesellschaftliche
Fundamentalopposition. In der Tat sind die genannten Institutionen gekippt, hinter
den Fassaden regiert der Bluff.

Das scholarium ist kein subventionierter Elfenbeinturm, keine staatsakkreditierte
Zertifikatsfabrik, keine "Denkfabrik" einer Lobby, kein Missionierungswerk einer Ersatzreligion.
Das scholarium ist ein lernendes Unternehmen, in dem unbequeme Erkenntnis
und reale Wertschöpfung auf einzigartige Weise verbunden werden.
Damit bietet das scholarium eine seltene Nische für die wenigen Verbliebenen,
die besonnen dem Wahnsinn der Zeit trotzen: Differenzierte Orientierung statt ideologischer
Verkürzung für Klicks und Likes, echte Bildung statt zertifizierte "Ausbildung"
an der Realität vorbei, mutiges Nachdenken über Alternativen und Auswege statt staatstragendem Mitläufertum.

Auch wenn diese Gruppe einem eher marktwirtschaftlich - liberalkapitalistischem, klassisch bürgerlichen Weltbild huldigt und nicht wirklich in der Lage ist, Antworten zu geben auf die Herausforderungen der Zeit, so hat sie doch Maßstäbe gesetzt was wissenschaftliche Arbeit außerhalb des charakterisierten Betriebes anbelangt. Und das Vertrauen darauf dass solches Wissen benötigt und nachgefragt wird! Das geht einfach nicht mehr auf reiner Freiwilligenbasis zu machen und bedarf "unternehmerischer" Strukturen. Doch zugleich geht es auch um breite Wirksamkeit und Qualifikation, die sich in Vervielfachung der Möglichkeiten und kreativer Expansion äußert. Hier sind auch die institutionellen Partnerschaften spannend, die Du skizzierst.