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Globale Dörfer / Entwurf Eines Manifestes /
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bitte möglichst präzis und zum jeweiligen Absatz!

Allgemein

Erster Absatz

Unser Leben hat auch und vielleicht vor allem den Sinn, Landschaft zu bewahren - die Schönheit des Planeten in dem wir wohnen. Wir können uns nicht von der Natur zurückziehen und sie verwildern lassen: dazu greifen wir schon längst viel zu tief in den Haushalt des Planeten ein. Also müssen wir hinausgehen aus unseren Städten und mit den Pflanzen und Tieren eine neue Gemeinschaft begründen - im Wissen darum, daß dies überall auf der Welt gleichzeitig geschieht. Wir haben nichts anzubieten als unser Wissen und unsere Fähigkeit zu lernen - vor allem aus unseren Fehlern.


HelmutLeitner Mit dem Absatz habe ich meine Probleme. Schönheit existiert in einer verwilderten Naturlandschaft genauso wie in einer gepflegten Kulturlandschaft. Und natürlich kann man eine Landschaft - etwa in einem Nationalpark - wieder der pflegenden Formung entziehen. Mich stört auch, dass die Frage der Landschaft an erster Stelle steht, als Einstieg in das Thema der GlobaleDörfer. Es klingt zu diesem Zeitpunkt, als wäre es ein Manifest eines Landschaftsplaners.

FranzNahrada: Das steht mit Absicht an erster Stelle, aber es ist mißverständlich, das sehe ich heute ein. Man müßte schon "Kulturlandschaft" und "Lebensgrundlagen" damit assoziieren, um es richtig zu verstehen. Die urbane Welt wie wir sie heute kennen ist nicht die Wahrheit der menschlichen Existenz, das wollte ich damit sagen. "Dörfer" sind für mich nicht nur überschaubare Einheiten, sondern sie sind auch überhaupt erst vollständige Abbilder dessen was der Mensch ist. Wenn der Mensch gesellschaftlich mit sich selbst als Gattung alleine ist (dafür steht die Stadt als Kunst-Welt) ist er zugleich in einem seltsamen Sinn verarmt. Wenn ich das mit Worten erklären soll, dann komme ich an eine Grenze. Interessanterweise hat der Psychoanalytiker Hövels aus Freiburg, der ja sonst nicht unbedingt auf meiner Wellenlänge liegt, dieses Lebensgefühl gut ausgedrückt indem er gesagt hat "der Mensch dem das unmittelbare Naturerlebnis nicht zugänglich ist kann kein wirkliches Selbst ausbilden, er ist unbeschränkt manipulierbar".

Ähnliches (der Hoevels würde das vielleicht nicht unterschreiben) habe ich bei den Seminaren mit den Indianern gelernt, daß Natur so etwas wie zuhause sein kann, daß wir uns gerade in Gemeinschaft mit allen Wesen erst bei uns selbst fühlen. Auf einer planetarisch-spekulativen Ebene ist das für mich eben der vollentwickelte Gaia-Organismus, der der menschlichen Spezies als Organ bedarf. Ich merk schon, das ist eine sperrige Materie.

ArthurSpiegler: Zusatz A. Spiegler: Dass der Mensch die Natur verändert, kann ihm grundsätzlich nicht vorgeworfen werden. Er tut dies nämlich, wie jedes andere Lebewesen auf diesem, unseren Planeten auch; angefangen von den Algen über Moose, Pflanzen und Tiere, natürlich in unterschiedlich spektakulärer Weise. Dies ist zwar wieder ein anthropomorpher Ansatz, doch kann uns auch dies nicht vorgeworfen werden, da wir - wir sind eben Menwschen! - nur menschlich denken können. Da der Mensch aber ein (selbst)reflektierendes Wesen ist, trägt er auch die Verantwortung für sein Tun, vor allem für dessen Folgen (siehe Modell Risikoabschätzung)

Zweiter Absatz

Der Geist hat sich in den Städten befreit von der Einseitigkeit, er hat die hundertausenden Möglichkeiten des menschlichen Daseins zu begreifen gelernt; jetzt ist er hungrig diese auch zu gestalten und nicht in einem grauen Brei zu ertrinken: dies aber bedingt Rückkehr zur Dörflichkeit. Jedes Globale Dorf ist eine Inkarnation einer solch gewußten Gestaltung menschlichen Daseins; keines gleicht dem anderen, und jedes hat auch einen genius loci. Dieser manifestiert sich im Raum, in der Architektur, in tausend Farben und Formen.



Dritter Absatz

Wir können dieses Zugehen auf die Natur im Geiste der menschlichen Selbstentfaltung nur in mehr oder weniger kohärenter Gemeinschaftlichkeit bewältigen; die Familie und das Individuum war und ist niemals die einzige Realität menschlicher Gemeinschaft. Im Globalen Dorf ist keiner überflüssig und anonym, es sei denn es wird ausdrücklich so gewollt. Jede und Jeder ist wichtig und hat eine Stimme, und in dieser Stimme spricht ein Teil eines organischen Ganzen. Auch wenn globale Dörfer sich zu größeren Einheiten verbinden - oder sich innerhalb von Städten entwickeln - werden sie das Wissen bewahren, daß es ein "zu klein" und ein "zu groß" gibt für diese menschliche Kommunikation.


HelmutLeitner Dieser Absatz scheint mir sehr wichtig. Als Rückkehr zu einer Weltstrukturierung, in der der konkrete Mensch wichtig und nicht so ohne weiteres ersetzbar ist. In der der Mensch in einer sinnvollen Größenrelation zu seiner Umwelt steht und diese aktiv gestalten kann und diese als seine eigene erlebt.

FranzNahrada Man kann auch sagen daß es fraktale Einheiten sind. Es ist natürlich auch schön die assoziierte Macht der Kultur und Agentien der menschlichen Gesellschaft im Hintergrund zu wissen. Die Indianer haben da die magische Zahl acht, mit der sich immer wieder eine neue holarchische Stufe erklimmen läßt. Dörfer stehen in sinnvoller Größenordnung zu Mikroregionen, Mikroregionen zu größeren Regionen und so fort. Christopher Alexander hat ja in eine ähnliche Kerbe geschlagen als er eine Welt der autonomen Regionen als größte Einheit in seiner Mustersprache forderte.

Vierter Absatz

Das globale Dorf stellt die dörfliche Kompetenz des Lebensproduzierens wieder her. Dies geschieht auf der Grundlage einer entwickelten Automationstechnologie. Automation bedeutet Autonomie. Die Industrien haben die Grundlage geschaffen, die Produktion wieder an die Peripherie zu verlagern, indem sie Intelligenz in den Werkzeugen verkörpern. Sie werden uns weiterhin dienen, aber zunehmend weniger durch arglistige Gestaltung ihrer Produkte beherrschen. Dafür spricht, daß die sich Entwicklung der industriellen Produkte selbst vergesellschaftet: Open Source.


HelmutLeitner: Da bin ich mir nicht sicher, ob Automation, Werkzeug, Dezentralisierung und Open Source nicht teilweise unabhängige Konzepte sind, die getrennter Überlegungen bedürfen.

FranzNahrada: Zumindest gibt es die Kette bei Mc Luhan, der von der dezentralisierenden Automation spricht. Die Automation wiederum ist die historische Vollendung des Werkzeugs. Open Source ist wiederum die Möglichkeit unbeschränkter Repositorien an Ideen und Mustern die die Automation erst zu ihrer Entfaltung bringt.

Fünfter Absatz

Die in den Produkten verkörperte Intelligenz ist eine lebendige Intelligenz: sie ist kollektiver Geist, der sich in Bildern, Begriffen und Modellen äußert, die ständig verbessert, infragegestellt und ausgetauscht werden. Ein breitbandiger und feinkörniger Zugang zu dieser globalen Sphäre der Arbeit, Bildung, Heilung, des Spiels und der Kreation, ein universeller telematischer Zugang mit universellen Realisationsmöglichkeiten ist der Kern eines globalen Dorfes. Man könnte diesen Kern mit einer Bibliothek vergleichen, die auf jede Frage, die im lokalen Lebenskontext auftaucht, eine Antwort zu geben imstande ist.


Wichtig scheint mir nicht nur der Zugang zum Wissen, sondern auch der zu menschlichen Prozessen der Problemlösung und der Exploration, bzw. der Partizipation an diesen Prozessen.

deswegen brauchen wir die Regionalen Informationscoaches, und zwar genau in diesem Doppelsinn, als Vermittler (jetzt muß ich wirklich aber mal ganz deutlich -Innen! sagen, Frauen sind immer mitgemeint und manchmal stärker gemeint) von Wissen und praktischem Problem, und zweitens als Moderatoren der gemeinsamen Lösungsfindung.

Sechster Absatz

Um diesen Zugang herum leben und wohnen und arbeiten Menschen, die einander gerade aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit bedürfen und achten; während die einen in globale geistige Produktionszusammenhänge einbezogen sind, arbeiten die anderen an der Gestaltung der lokalen Lebenssphäre. Wir müssen mit der richtigen Mischung experimentieren und mit den Formen des Austausches und der Zusammenarbeit, die die Bewohner des globalen Dorfes verbindet.


Siehe oben, vielleicht gehören Überlegungen zum Prozess hierher.

sind das nicht Überlegungen zum Prozeß?

Siebenter Absatz

Die Manifestation der kulturellen Eigenart und die räumliche Gestaltung des Lebens stehen unter dem Primat der Nachhaltigkeit; Lokale und nachwachsende Ressourcen haben den Vorrang gegenüber herkömmlichen Verbrauchsschemata. So entwickeln sich auch unsere Siedlungsformen zu lebenden Organismen, die sich an Lebensgemeinschaften evolutionär anpassen. Einige werden sich bewegen wie die Tiere, schwimmende, fahrende und fliegende Dörfer sein, die allermeisten jedoch werden sich dem Paradigma der Pflanze annähern. Gemeinsam werden sie größere Lebensgemeinschaften von regionaler, nationaler oder kontinentaler Dimension bilden und stets wird der globale Bezugsrahmen an Bedeutung gewinnen.

Achter Absatz

Jedes Globale Dorf ist ein lebendiger Ort des Lernens und Experimentierens. Was sich in einer lokalen Sphäre bewährt, muß zwar woanders noch nicht genauso gut gehen, doch ist die Kenntnis von solchen kulturellen Mustern mehr als die Kenntnis technischer und sozialer Möglichkeiten. Erst in der Interaktion mit vielen anderen Elementen eines Natur-, Kultur- und Siedlungssystems zeigt sich die Wahrheit jedes einzelnen Elements, jedes einzelnen Verfahrens. Und für alles und für jeden gibt es den richtigen Platz, in dem es diese seine Wahrheit manifestieren kann. Das permanente Spiel mit diesen Möglichkeiten, die Verhandlung, die Verbesserung, der kreative Neubeginn ist ein kunstvolles und konstitutives Merkmal der globalen Dörfer.

Der Mensch in der modernen Gesellschaft erscheint oft als Rädchen in einer Maschine, der er entfremdet ist, weil er sie nicht mitgestaltet hat und nicht mitgestalten kann. Das Dorf ist mehr nach dem Maß des Menschen, das ihm Raum gibt, kreativ zu sein, eine wichtige Rolle zu spielen und seine Umgebung sichtbar zu verändern. -- HelmutLeitner 20. November 2005 15:57 CET