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Global Modules

siehe auch: Willkommen im Globalen Dorf/Das Planetare Rhizom

In “Ein Vorschlag” zeigt Hans Widmer wie eine ökologischere (Neu-)Organisation unseres Planeten aussehen könnte. Er spricht von fünf globalen Modulen (Glomos).

Glomo1

Glomo 1 und somit das kleinste Modul stellt eine ökologische und sozial integrierte Nachbarschaften von 500 Personen dar, ähnlich organisiert wie eine Genossenschaft oder ein Verein. In diesen Einheiten gibt es viele Gemeinschaftseinrichtungen wie Gemeinschaftsküchen, Waschküchen, Werkstätten, Gemeinschafts- und Besprechungsräume, Cafés und so weiter. Alles, was man im Alltag braucht, sollte in einer Minute erreichbar sein, bequem zentral gelegen. Es geht um weniger Aufwand und Ressourcenschonung. Egal ob ungenutzte Bohrmaschinen oder weggeworfene Lebensmittel, private Haushalte sind enorme Verschwender von Reichtum. Eine interne Hauswirtschaft, die auch Funktionen wie Reinigung und Instandhaltung erfüllt, ermöglicht ein sparsameres und zugleich reichhaltigeres Leben.

Mit der Grössenordnung Glomo 1 gibt es bereits praktische Erfahrungen. Es gibt zahlreiche funktionierende Ansätze, in Zürich etwa die Genossenschaften Kraftwerk oder Kalkbreite. Dort hat man auch eine Vielfalt an Wohnformen realisiert, die Menschen auch je nach Lebenssituation wechseln können, ohne ihre Nachbarschaft verlassen zu müssen. Interessant ist, dass die Verbindung von Stadt und Land schon auf dieser untersten Ebene aktiviert werden soll. Einerseits sieht Widmer die Glomos primär als urbane Phänomene. Dennoch stehen sie mit ländlichem RAum durch sogenannte "Landbasen" in Verbiundung. Eine landwirtschaftliche Fläche von 60 bis 80 Hektar, die mit der Nachbarschaft verbunden ist, soll in akzeptabler Entfernung von einer Nachbersschaft existieren ähnlich wie die "Gartenringdörfer" von Ralf Otterpohl sich in einem Umkreis von einigen bis einigen dutzend Kilometern um kleine oder größere Städte anlagern sollen.

Glomo2

Glomo 2 ist die Quartiers- oder Kleinstadtebene, in der verschiedene Nachbarschaften harmonisch zusammenleben und zusammenarbeiten. Es ist wie ein großes, verzweigtes Netz, das Menschen durch Bildung, Kultur, Wirtschaft und soziale Aktivitäten verbindet. Hier wird auch deutlich wie sehr Hans Widmer an der Idee der kompakten und nicht verteilten Stadt als menschlicher Lebensraum hängt: "Wir reden hier von ca. 20’000 bis 50’000 Menschen. Das ist in etwa die Grösse des antiken Athens, der Geburtsstätte der Demokratie, bei uns ein Stadtquartier. Es sollte idealerweise so dicht gebaut sein, dass man alle wichtigen Orte innerhalb von fünf Minuten zu Fuss erreichen kann: also zusätzliche Lebensmittel, die ärztliche Grundversorgung – für den Zahnarzt muss man möglicherweise ein bisschen weiter gehen –, aber auch die Schulen, Restaurants und die Verwaltung. Das Quartier hat ein ausgebautes Zentrum, wo die wichtigsten Institutionen versammelt sind und wo sich die Menschen, wie auf der antiken Agora, treffen und die öffentlichen Angelegenheiten zwanglos besprechen." [1]. Auf dieser Ebene gibt es dann auch Gemeinschaftszentren für kulturelle Aktivitäten und Veranstaltungen, Kliniken und Gesundheitszentren, Schulen und Bildungseinrichtungen, Betriebe, Märkte und Parks - also ein eigentlich sehr konventionelles europäisches Bild von durchmischter Stadt, das eigentlich sogar noch hinter Christopher Alexanders Muster der "Verteilung der Menschen auf Stadt und Land" zurückfällt.

Glomo 3

Ebenfalls in diesem Bild bleibt Glomo 3, das mit "Großstadt oder Stadtregion" paraphrasiert werden kann. Also auch das Umland, soweit eben zum Beispiel der öffentliche Verkehrsverbund von Graz reicht, aber eben wie heute üblich durch einen zentralen Ort jenseits der Kleinstädte geprägt ist. Hier gibt es dann Theater, Museen und Universitäten, haben Kultur, Bildung, größere Wirtschaftsbetriebe Wirtschaft und globale Vernetzung ihren Bezugspunkt. Dennoch besteht Widmer auf der Aussage "Diese Regionen sind viel effizienter organisiert als das heute der Fall ist. Daher gibt es auch viel weniger zu tun. Es gibt auch viel weniger sinnlosen Verkehr. In der Regel ist es gar nicht nötig, dass man sein Glomo 3 verlassen muss." Sein Auftritt bei der Fab City Hamburg war so eben auch dem Konsens geschuldet, dass die Fab Region alle lebensnotwendigen Produkte autark herzustellen imstande sein muss.

Glomo 4

Intuitiv liegt es natürlich nahe, dass die nächsthöhere Ebene in Analogie zum Nationalstaat gesehen wird. Doch Widmer spricht neutral von "Territorien", die als politische Einheiten fungieren und die Zusammenarbeit zwischen den Glomos fördern sollen. Es ist möglich, dass der Autor Glomo 4 als eine neue Form der politischen Organisation sieht, die sich vom Nationalstaat unterscheidet. So ähnlich wie wir es bei Christopher Alexander sahen, der von hochgradiger Autonomie der Basiseinheiten ausgeht, könnte es sein dass die höheren Ebenen lediglich die übergeordneten Infrastrukturen wie Straßen und Bahnen betreuen, Zusammenarbeit und gegebenenfalls Arbeitsteiligkeit moderieren, sinnlosen Wettbewerb und Konkurrenz verhindern. In diesem Sinn wäre auch Glomo5 nicht als Weltstaat zu verstehen, sondern als Netzwerk globaler Kooperation und als Koordinationsstelle für einzelne globale Projekte wie etwa die Raumfahrt, die globalen Kommunikationsnetzwerke und vieles mehr. Das wäre dann durchaus eher der UN vergleichbar.

Zurück zu Glomo 4. Auf der Suche nach Aussagen von Hans Widmer hab ich in einem Interview folgendes Gefunden. Er sagt: "Ein solches Territorium braucht eine gewisse Autonomie, beispielsweise eine eigene Währung wie den Franken. Ich halte nichts von einer Zwischenwährung wie dem Euro: weder lokal noch wirklich global. Das Währungskleid sollte den Anforderungen autonomer Territorien angepasst sein. Viele Währungen zu haben hat heute keine Nachteile mehr...so kann sich durchsetzen, was auf einen bestimmen ökologisch-ökonomischen Raum passt. Wir Schweizer wollen beispielsweise die Alpen schützen. Dazu müssen wir in der Lage sein, gezielte Subventionen zu sprechen. Das wäre kaum möglich, wenn wir ein EU-Mitglied wären, weil dann andere Regeln gelten würden."[2]. Geld als übergeordneter Nexus sozialer Beziehungen und eine zentrale emittierende Stelle mit Geldhoheit und wenn man so will permanenter Verschuldungsfähigkeit wird hier also nicht in Frage gestellt.





[1] https://www.watson.ch/wirtschaft/schweiz/712890524-wer-moechte-nicht-das-ganze-jahr-in-einem-grand-hotel-leben

[2] ebenda