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Brief

Sehr geehrter Herr Rektor Univ. Prof. DI Dr. Martin Gerzabek,

Ihr öffentlicher Brief zur Situation der Universität für Bodenkultur wurde auch an uns weitergeleitet und hat uns tief beeindruckt: einerseits in seiner Offenheit, mit der Sie den Kontakt zu einer breiten und kreativen Öffentlichkeit gesucht haben, und anderseits in seinem Bekenntnis, dass die BOKU die "einzige Universität Österreichs ist, die sich umfassend mit den Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen befasst".

Dieser Satz spricht uns sehr an, denn aus diesem Grund haben wir bereits ein Gespräch mit Professor Kaul geführt; er hat uns ermutigt, uns an Sie zu wenden. Gleichzeitig wollen wir mit diesem Brief Resonanz und Mitunterzeichner für eine kühne Idee suchen.

Wir beobachten seit längerer Zeit interessiert die Entwicklung des Versuchsgartens für Obst-, Gemüse- und Weinbau in der Gerasdorferstraße 105, weil er für uns als AnrainerInnen ein Stück Lebensqualität bedeutet. Im Kontext Ihres Briefes werden für uns die jüngsten Entwicklungen verständlich, und wir wenden uns an Sie, weil wir ein enormes Potential an diesem Ort sehen, das für die Konsolidierung und Weiterentwicklung der BOKU von wesentlicher Bedeutung sein kann. Dieses Potential erwächst aus unserer Sicht aus der Synergie mit dem in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden ehemaligen OMV-Bürogebäude. Ein vollkommen leer stehendes, 11.000 Quadratmeter umfassendes Bürogebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem sieben Hektar großen Freiland-Experimentiergelände dürfte in dieser Form in Wien kein zweites Mal zu finden sein.

 Unsere Vision: Eine Fülle von Unternehmen im Bereich des kreativen Umganges mit phytogenen Ressourcen könnte hier in Partnerschaft mit der BOKU ein Demonstrations- und Versuchszentrum aufbauen. Derzeit entwickeln sich völlig neue "creative industries", die für ihre mannigfachen Ideen in Bereichen wie "green production", nachwachsende Rohstoffe, ökologisches Bauen mit biogenen Materialien etc. einen Ort der Zusammenarbeit und synergetischen Produktentwicklung suchen.

Viel ist die Rede von LOHAS, Lifestyles of Health and Sustainability, hingegen noch wenig von den "Production Styles", die sich derzeit wie ein Lauffeuer im Bereich vieler Startups und innovativer Unternehmen gerade im Nachhaltigkeitsbereich ausbreiten. Zunehmend suchen diese Unternehmen die Synergien von gemeinsam gestalteten Umgebungen (Coworking Centres). Die hohe Interaktionsdichte und das soziale Networking ebenso wie gemeinsame Auftritte als Community erleichtern die Akquisition von Aufträgen und Projekten.

Wir meinen, dass gerade dieser Ort einen hervorragenden Raum bieten würde für die Entwicklung, Erforschung und Vermittlung von ökologischen Produktkaskaden und Kreisläufen, gemeinsam getragen von einschlägigen Abteilungen der BOKU und Startups und etablierten Firmen im Nachhaltigkeitsbereich.

Während ein ähnlicher Ansatz auch im Bereich Muthgasse in der Biotechnologie verfolgt wird, sehen wir für den Standort Gerasdorferstrasse ein anderes Leitparadigma: zu zeigen, wie der Mensch inmitten und durch die regenerativen Ressourcen seine Lebenswelt gestaltet. John Lyle hat in Pomona mit dem 'LandLab'  oder später 'Center for Regenerative Design' ( http://www.csupomona.edu/~crs/) erstmals die Bandbreite einer solchen Forschungs- und Entwicklungseinrichtung gezeigt; sie beginnt, aber endet keineswegs mit dem Gartenbau; sie führt zur Einbeziehung und experimentellen Verbindung von Architektur, Hortikultur und Hydrokultur. Sie geht über in künstliche Biotope mit der Intensivierung lebendiger regenerativer Prozesse, die den Menschen ausdrücklich einbeziehen und um ihn herum ablaufen. John Todd (der bereits in den siebziger Jahren das 'New Alchemy' Institut in Cape Cod gründete, siehe http://www.thegreencenter.net ) hat von "lebendigen Maschinen" gesprochen um dieses Paradox auszudrücken: Pflanzen liefern Nahrung, aber auch Kühlung, Befeuchtung, sie setzen die Energie der Sonne optimal in Biomasse um, die wiederum eine veritable Kaskade von Folgenutzungen nach sich zieht, die aber selbst nach dem "Cradle to Cradle"-Prinzip wieder in den Stoffkreislauf zurückkehren können, sollen und müssen.

Wir sind davon überzeugt, dass hier eine der wesentlichen Zukunftsbranchen entsteht. Denn die Krise der nichtregenerativen Ressourcen ist unübersehbar und eine wirklich regenerative Zukunft ist ohne den weitgehenden Umbau unserer Lebensräume in Richtung Autarkie, Organizität und Intelligenz nicht denkbar. Wer sonst sollte uns den Weg dorthin eröffnen als die "einzige Universität Österreichs, die sich umfassend mit den Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen befasst"?

Wir wollen Sie, sehr geehrter Herr Rektor Univ. Prof. DI Dr. Martin Gerzabek, unter diesen neuen Gesichtspunkten dafür gewinnen, den Standort Gerasdorferstrasse zu erhalten, sowie einen kreativen und offenen Diskurs über die möglichen Erweiterungen und Perspektiven des Standortes in Gang zu bringen: mit uns, mit den vielen Fachabteilungen der BOKU die von dieser Perspektive berührt werden und nicht zuletzt den vielen potentiellen Partnern eines Zentrums für den Übergang in eine ressourcenbewusste Wirtschaft und Gesellschaft.

Mit freundlichen Grüßen

GabrieleTupy - Kommunikationsmanagement für nachhaltige Entwicklung

FranzNahrada - Soziologe und Netzwerker, Labor für Globale Dörfer

 

Mitunterzeichnende

 

1. In Anlehnung an die im Brief erwähnten Pioniere verfolge ich die Wiederentdeckung der evolutionären Kraft der Pflanzen und die Nutzung der ausgeklügelten Dienstleistungen aus der Photosynthese mittels "Biocascading" zum Wohle der Menschen. Alchemia-Nova arbeitet seit 20 Jahren an der Perfektionierung von Methoden und Strategien, die ökonomisch, ökologisch und sozial profitabel sind. Aus Naturstoffen werden auf diese Weise hochwertige Naturkosmetik, Naturfarben, Nutraceuticals, Bio-Kunststoffe, Bio-Werkstoffe und Bio-Pestizide innoviert. Der Standort Gerasdorferstraße könnte dafür vielerlei Anküpfungspunkte und Forschungs-und Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

 

Hanswerner Mackwitz, Naturstoffchemiker und Umweltpreisträger Alchemia-Nova Institut für innovative Pflanzenforschung Wien,  http://www.alchemia-nova.com

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2. Ich unterstütze die Vorschläge von Franz Nahrada und Gabriele Tupy zur Weiterentwicklung der Versuchsgärten der Boku in der Gerasdorfer Straße vollinhaltlich. Damit könnte ein europaweit einzigartiger nachhaltiger Lebensraum geschaffen werden, der bisher bereits in Deutschland laufende Ansätze wie etwa die "Gärten der Technik" (siehe  http://www.gaerten-der-technik.de) noch bei weitem übertreffen würde. Die Boku könnte durch die Unterstützung dieser Initiative ihre bereits heute prominente internationale Rolle als akademische Schirmherrin nachhaltiger Entwicklung wesentlich ausbauen.

 

Michael Narodoslawsky, Professor für Verfahrenstechnik an der TU Graz, Institut für Prozess- und Partikeltechnik, http://ippt.tugraz.at/

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3. Aus voller Überzeugung unterstütze ich Ihre Vision eines "Transition Center Vienna". Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass eine Bündelung von Kräften, wie sie im Center möglich wäre, jene kritische Masse hervorbringt, die für Veränderungen – in diesem Falle in Richtung Nachhaltigkeit – erforderlich sind. Zudem kann erwartet werden, dass durch gezielte Nutzung von Synergieeffekten der ansiedelnden Unternehmen und Einrichtungen auch ökonomische Vorteile lukriert werden können.

Dietmar Kanatschnig, Direktor des Österreichischen Instituts für Nachhaltige Entwicklung, http://oin.boku.ac.at/

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4. Ich danke den InitiatorInnen für diesen offenen Brief und unterstütze ihr Anliegen vollinhaltlich.

Wir Menschen im 21. Jahrhundert haben uns weit von der Natur entfernt. Im Etablieren eines tiefen Verständnisses für Nachhaltigkeit  brauchen wir eine Rückverbindung zu allem Natürlichen. Reconsiliation with nature, reconnecting with nature - damit wir heimkehren zum Wesentlichen. Dafür braucht es grüne Lehr-, Lern- und Lebensorte. Diese müssen wir uns erhalten und neu schaffen. Mehr noch, es braucht die Universität für Bodenkultur, die Alma Mater der Nachhaltigkeit ist.

Alfred Strigl, Geschäftsführender Gesellschafter der Plenum GmbH, Gesellschaft für ganzheitlich nachhaltige Entwicklung Wien,  http://www.plenum.at

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5. Den Appell zur Erhaltung und Weiterentwicklung des Standortes Gerasdorfer Straße unterstütze ich aus tiefer Überzeugung. Nach jahrelanger Beschäftigung mit ökologischen und gesellschaftlichen Fragen der Energieversorgung, sehe ich mit Sorge den vielschichtigen Problemen entgegen, die mit der Situation “peak oil” in Verbindung stehen. Alle Strukturen, die auf der Basis billigen, reichlichen Erdöls entstanden sind, werden in die Krise geraten. Dazu zählt auch die erdölabhängige industrielle Landwirtschaft. Die Versorgung der Bevölkerung von großen Städten mit Lebensmitteln wird mit Sicherheit schwierig.

Die Entwicklung von Methoden und der Aufbau von Strukturen, die in Kooperation  mit den Menschen in der nahen Nachbarschaft ertragreiche Lebensmittelproduktion auf kleiner Flächen ermöglichen, sehe ich als eine ganz wichtige Aufgabe der Universität für Bodenkultur an. Wie es schon Ernst Friedrich Schumacher ausgedrückt hat: “…es gilt, Rettungsboote zu bauen”… Dass Notzeiten auf uns zukommen, so wie ich sie in meiner Kindheit erlebt habe, ist alles andere als unwahrscheinlich. Da brauchen die Menschen Sachverständige, die ihnen aussichtsreiche Möglichkeiten zur Selbsthilfe vermitteln können. “University meets public” bekommt in diesem Zusammenhang eine lebenswichtige Bedeutung. Gerade die Universität für Bodenkultur, die sich ja dazu bekennt Lehre, Forschung und Entwicklung im Interesse einer zukunftsfähigen Entwicklung zu betreiben, hat das Potential, die Möglichkeiten, die der Standort Gerasdorfer Straße bietet, optimal auszuschöpfen.''

Peter Weish, Naturwissenschafter, Lehrbeauftragter für Humanökologie und Umweltethik am Institut für Zoologie an der Universität für Bodenkultur Wien, http://www.boku.ac.at

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6. Ein solches Zentrum wäre in dieser Form nicht nur einmalig, sondern auch notwendig, um diese Synergien, Dynamik und gegenseitige Befruchtung der Themenbereiche Städtebau, Bauen und Ökologie zu ermöglichen.

Für die BOKU selbst, ihre Forscher/Forscherinnen und Studenten/Studentinnen wäre dies ein große Schritt Richtung einer zunehmend von staatlichen Budgets unabhängigen Zukunftsinstitution, die die vorgegebenen Grenzen einer klassischen österreichischen Universität sprengen würde. Für die innovative Community der Konsulenten, Erfinder und Produzenten würde dieses Arbeitsforum eine seltene Möglichkeit der Beschleunigung der Entwicklung von Produkten und Prozesse bieten.

 

Ramesh Kumar Biswas, Architekt, Stadtplaner, Professor, Autor; Planungs- und Forschungsbüro: Atelier Biswas Vienna/Berlin/Kuala Lumpur, http://www.rameshbiswas.com

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7. Noch nie waren die Themen Lebenswissenschaften und erneuerbare Energien so brennend wichtig wie in unserer Zeit. Ich persönlich glaube, dass uns (weltwirtschaftlich) sehr harte Zeiten bevorstehen und der einzige Ausweg den ich erkennen kann, ist eben ein neuer Umgang mit natürlichen Ressourcen und der Versuch als Gesellschaft oder als kleine Gruppen autonom und autark zu werden, wo immer es geht. In einer Partnerschaft mit der Boku könnte im Umfeld des Versuchsgartens in Jedlersdorf eine Gruppe von Unternehmen im Bereich des kreativen Umganges mit phytogenen Ressourcen ein Demonstrations- und Versuchszentrum aufgebaut werden. Unterstützung soll von den neuen "Creative Industries", kommen, die hier für ihre mannigfachen Ideen in Bereichen wie "Green Production", nachwachsende Rohstoffe, ökologisches Bauen mit biogenen Materialien etc. einen Ort der Zusammenarbeit und synergetischen Produktentwicklung finden könnten.

 

Christian Bauer, CEO Artesian GmbH, part of the André Heller company group,  [ http://www.chrisbauer.com ]www.chrisbauer.com

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8. Uns scheint es wichtig, dass die Flächen weiterhin für eine moderne, projektorientierte Form der Lehre und für Forschungsprojekte zu Verfügung stehen, zumal hier auch viel Lehr- und Forschungstätigkeit rund um den Themenkomplex Agrobiodiversität stattfindet. Die Aufgabe solcher Flächen im Stadtgebiet würden in mehrerer Hinsicht einen echten Verlust bedeuten.

ARCHE NOAH ersucht daher auch um Stellungnahme des Rektors zu den Vorschlägen des offenen Briefes.

 

Beate Koller, Geschäftsführerin ARCHE NOAH, [ http://www.arche-noah.at ]www.arche-noah.at

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9. Ich begrüße die so notwendige Offensive der Universitätsleitung den Ernst der Lage österreichischer Universitäten am Beispiel der BOKU so klar und ehrlich darzustellen. Diese Initiative solle allerdings von allen Universitäten aufgegriffen und auch der breiten Öffentlichkeit kommuniziert werden.

Ich unterstütze auch die Reaktion von Engagierten in ihrem offenen Brief an den Rektor. Nur durch diese gemeinsamen Bemühungen verbunden mit praktischer Kreativität kann es gelingen die österreichische Hochschulpolitik aus dem Schlaf zu wecken und Ärgeres zu verhindern.

 

Kurt Grünewald, Abgeordneter zum Nationalrat, ao.Univ. Prof. Dr. med. Wissenschafts- und Gesundheitsprecher Grüner Klub im Parlament,  [ http://www.gruene.at/personen/kurt_gruenewald/ ]www.gruene.at/personen/kurt_gruenewald/

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10. Für mich unterstützt diese Initiative von Gabriele Tupy, und Franz Nahrada das Wirken und den öffentlichen Auftritt (ich zitiere) der 'einzigen Universität Österreichs, die sich umfassend mit den Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen befasst', ganzheitlich und nachhaltig! Ich bedanke mich bei den InitiatorInnen für ihr Engagement, gemeinsam mit vielen anderen Betroffenen in diesem Wiener Stadtteil, aus bereits lange Bestehendem ein lebendiges Neues im Sinne unserer Vorstellung von einer Nachhaltigen Entwicklung zu formen. Viel Lebensfreude, viele kreative Köpfe und eine innovierende Universität werden dieses Vorhaben absichern!

 

Andrea Grabher, Vorsitzende des Instituts für ökonomisches, ökologisches und soziales Denken, Graz, [ http://www.institut.co.at ]www.institut.co.at

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11. Den Appell und die Anliegen der Initiatoren des offenen Briefes kann ich nur voll inhaltlich unterstützen. Ich setze mich selbst seit Jahren für nachhaltiges und ressourcengerechtes Wirtschaften ein und glaube, wir sollten die Chance, die sich mit einem Nachhaltigkeitszentrum und daraus möglichen Synergien ergeben können, nicht an uns vorbeigehen lassen.

 

Doris Holler-Bruckner, Oekonews-Tageszeitung für Erneuerbare Energie und Nachhaltigkeit, Österreichs größte Webplattform für Energie und Umweltfragen, [ http://www.oekonews.at ]www.oekonews.at

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12. Ernst Gehmacher, Sozialwissenschaftlicher Leiter des Büro für die Organisation angewandter Sozialforschung GmbH (BOAS), Österreichischer Delegierter im OECD-Projekt „Measuring social capital“, [ http://www.boas.at ]www.boas.at